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Bleib cool Samantha

Titel: Bleib cool Samantha
Autoren: Meg Cabot Katarina Ganslandt
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hat gesagt, wir wären die Jüngsten und dass es eigentlich ein Erwachsenenkurs sei. »Aber ich habe den Eindruck, ihr beide seid alt genug, um damit klarzukommen«, hat sie gemeint.
    Das will ich aber auch hoffen, dass ich alt genug bin, um damit klarzukommen. Immerhin bin ich schon fast siebzehn. Ich meine, was stellte sie sich denn vor? Dass ich die Modelle mit Papierbällchen bewerfe, oder was?
    »Heißt das, dass ich dich hinfahren muss?«, fragte Theresa missmutig. »Das hättest du mir auch vorher sagen können. Ich muss Rebecca gleich ins Karate bringen.«
    »Chi Gong«, korrigierte Rebecca sie.
    »Alles Jacke wie Hose«, brummte Theresa. »Das Atelier liegt mitten in der Stadt, das ist genau die andere Richtung…«
    »Keine Sorge«, beruhigte ich sie. »Ich fahr mit der U-Bahn.«
    Theresa sah mich entsetzt an. »Aber das geht nicht. Hast du schon vergessen, was letztes Mal passiert ist?«
    Nein, hatte ich nicht. Nett, dass sie mich daran erinnerte. Als ich das letzte Mal mit der U-Bahn fahren wollte, bin ich nämlich mitten in einen Großfamilienausflug geraten. Plötzlich war ich umringt von einer Traube von Menschen in zitronengelben T-Shirts mit der Aufschrift ACHTUNG:DIE JOHNSONS SIND LOS! , die mich aufgeregt fragten, ob ich vielleicht zufälligerweise das Mädchen sei, das dem Präsidenten das Leben gerettet hat, und dann verlangten, dass ich auf jedes ihrer T-Shirts Autogramme schrieb. Das Ganze verursachte so einen Auflauf – die Johnsons waren aber auch wirklich eine extrem große Großfamilie –, dass irgendwann die U-Bahn-Polizei anrückte und mich aus ihren Fängen befreien musste. Danach wurde ich gebeten, in Zukunft doch freundlicherweise nicht mehr U-Bahn zu fahren.
    Von der Polizei, meine ich. Nicht von den Johnsons.
    »Nein, das habe ich nicht vergessen«, sagte ich zu Theresa. »Aber letztes Mal hatte ich noch rote Haare, deswegen haben mich die Leute erkannt. Damit…«, ich tätschelte meine neuen schwarzen Haare, »…erkennt mich keiner mehr.«
    Theresa wirkte nicht sehr beruhigt.
    »Aber deine Eltern…«
    »…wollen, dass ich den Wert des Geldes schätzen lerne«, unterbrach ich sie. »Und wie könnte ich das besser lernen, als wenn ich auch mal die öffentlichen Verkehrsmittel benutze, wie es die große Mehrheit des Proletariats tut.«
    Man sah Rebecca förmlich an, wie sehr es sie beeindruckte, dass ich das Wort »Proletariat« verwendet hatte. Das bedeutet »Arbeiterschaft«, wie ich aus Lucys Fremdwörterlexikon weiß, mit dem sie sich auf die Fremdwörterprüfung beim Uni-Einstufungstest vorbereiten soll. Nicht dass Lucy je einen Blick in das Lexikon geworfen hätte. Das schließe ich jedenfalls aus ihrer Reaktion darauf, dass ich sie vor Kurzem mal als »Sukkubus« bezeichnet habe ( Sukkubus: weiblicher Dämon, der sich von der Lebensenergie schlafender Männer ernährt, indem er sich mit ihnen paart ). Sie hat es nämlich als Kompliment aufgefasst.
    Es war ein hartes Stück Arbeit, Theresa davon zu überzeugen, mich mit der U-Bahn fahren zu lassen, aber irgendwann gab sie schließlich nach. Wann kapieren die Leute endlich, dass ich erwachsen und alt genug bin, um auf mich selbst aufzupassen? Anscheinend bin ich alt genug, um an Susan Boones Fortgeschrittenenkurs teilzunehmen – und in der Videothek zu jobben –, da sollte man doch meinen, ich wäre auch alt genug, U-Bahn zu fahren, oder?
    Also echt. In jedem anderen amerikanischen Bundesstaat hätte ich schon längst den Führerschein und ein eigenes Auto. Das ist auch mal wieder typisch für mich, dass ich das Pech habe, im einzigen Bundesstaat zu leben, in dem ein Führerschein fast so schwer zu bekommen ist wie ein Waffenschein.
    Irgendwann ließ Theresa mich gehen. Na ja, ihr blieb auch kaum etwas anderes übrig. Da mein Vater in letzter Zeit immer bis spät in der Nacht in der Weltbank zu tun hat und meine Mutter einen wichtigen Prozess vorbereitet, konnte Theresa sie wegen so etwas relativ Unwichtigem schlecht anrufen. Die beiden kommen ja kaum noch zum Abendessen nach Hause. Gemeinsame Mahlzeiten im Familienkreis finden bei uns quasi nicht mehr statt und von elterlicher Beaufsichtigung kann keine Rede sein.
    Wobei wir auch keine elterliche Beaufsichtigung brauchen. Unsere Tage sind nämlich vollkommen ausgefüllt und durchgeplant: Ich habe den Zeichenkurs, den Job in der Videothek und muss meinen Pflichten als Jugendbotschafterin bei der UNO nachkommen, Lucy ist immer beim Cheerleader-Training oder im
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