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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition)
Autoren: Kasie West
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denn was sonst soll bitte schön in einer Dose Mais sein außer Mais? Ahnt er irgendwie, dass das ein heikles Thema für mich ist?
    »Ich bin …«, fange ich an, »ich bin mir nicht sicher«, will ich sagen, aber ich kann es nicht. Nicht, dass mir die Tatsache peinlich ist oder weil ich im Laden aushelfen muss. Nachdem ich gestern Nacht all die leeren Schachteln hinten im Laden entdeckt habe, ist mir klar geworden, dass ich keine große Hilfe gewesen bin. Meine Mom muss selber überlegen, wie es mit dem Laden weitergehen soll, und wenn ich ihr dabei auf der Pelle hocke, wird das nicht helfen. Ich muss nach vorne schauen. »Ich werde Naturwissenschaften studieren. Wo, weiß ich noch nicht.«
    »Was hast du denn mit einem Naturwissenschaftsabschluss vor? Interessierst du dich für Medizin?«
    »Nein, ich glaube Forensik würde mich interessieren. Aber ich weiß es noch nicht genau.«
    »Das ist eine gute Wahl fürs Grundstudium. Mit der Basis liegen dir viele Möglichkeiten offen.«
    Ich nicke. »Ja, das stimmt.«
    Das Telefon klingelt und ich nehme schnell ab, weil ich hoffe, es könnte meine Mom oder der Arzt sein. Aber es ist ein Mann. »Ist Susan da?«
    »Nein. Sie ist nicht hier. Soll ich ihr etwas ausrichten?«
    »Können Sie ihr bitte sagen, dass Matthew angerufen hat?«
    »Matthew. Nein. Ich meine, ja, das kann ich, aber sie liegt im Krankenhaus.«
    Ich fühle mich überrumpelt, als er höhnisch auflacht. »Ist das diesmal ihre Ausrede?«
    »Wie bitte?«
    »Hören Sie, richten Sie Ihrer Mutter aus, dass ich aufhören werde, sie anzurufen, sobald sie ihre Rechnungen bezahlt.«
    »Sind Sie ein Schuldeneintreiber?«
    Sean schaut mich an.
    »Sie soll mich anrufen.«
    Sean gibt mir ein Zeichen, dass ich ihm das Telefon geben soll, und ich tue es. Er geht durch die Tür und zieht sie hinter sich zu. Ich bin so froh, Unterstützung zu haben.

40.
    M eine Mom klammert sich an meine Hand.
    »Der Arzt hat gesagt, dass das eine reine Routineuntersuchung ist, Mom. Es gibt keinen Grund, nervös zu sein.«
    »Aber du hast den ganzen Morgen noch keine einzige ironische Bemerkung gemacht. Du hältst es für was Ernstes.«
    Ich lache. »Ich bin bloß zu müde, um sarkastisch zu sein. Außerdem bin ich damit neben deinem Dad nicht mehr sonderlich originell.«
    Sie lächelt. »Magst du sie?«
    »Ja.« Das ist alles, was ich sagen kann. Jetzt ist kein geeigneter Zeitpunkt, um mit ihr noch einmal durchzukauen, dass sie mich nicht mein ganzes Leben lang hätte belügen dürfen. Meine Großeltern sind definitiv nicht die Monster, wie sie sie immer dargestellt hatte. Nur mit Mühe schaffe ich es, meine Wut runterzuschlucken.
    »Ich weiß«, sagt sie. Offenbar kann sie meine Gedanken lesen. »Ich habe sie dir vorenthalten. Ich habe diese Entscheidung für mich selbst getroffen, hatte aber kein Recht, sie auch für dich zu treffen. Das tut mir leid.«
    Ich drücke ihre Hand. »Wir holen das auf, sobald es dir wieder besser geht. Also hör jetzt endlich auf, hier einen auf krank zu machen. Um deine Eltern zurückzubekommen, hätte etwas weniger Drama auch gereicht.«
    Sie lächelt. »Ich werde wohl doch nicht sterben.«
    »Ich hab dich lieb, Mom.«
    »Ich dich auch, Kleines.«
    Sean und Vivian hatten bereits vorhin mit meiner Mom gesprochen. Ich fahre mit dem Fahrstuhl nach unten, um mich zu meinen Großeltern in den Wartebereich zu setzen. Als ich um die Ecke biege, sehe ich, dass sie nicht allein sind. Ich erkenne Xanders Rücken sofort, nicht zuletzt wegen seiner typisch kerzengeraden Haltung. Wenn Vivian nicht aufgeschaut hätte, als ich hereingekommen bin, hätte ich mich heimlich wieder nach draußen schleichen können. Aber er dreht sich um, weil er ihren Blick gesehen hat. Mein Herz gerät aus dem Takt. Ich drehe mich trotzdem um, gehe durch die Eingangshalle des Krankenhauses und nach draußen in die Kälte. Die kahlen Bäume, die den Parkplatz säumen, wirken schwarz vor dem hellen Himmel.
    »Caymen!«, ruft er. »Warte. Bitte.«
    Ich bleibe auf einem vertrockneten Rasenstreifen stehen und schaue ihn an. »Was?«
    »Ich hab beinahe vergessen, wie sehr einen dieser starre Blick von dir verunsichern kann.«
    Ich warte auf eine Erklärung von ihm, warum er hier ist.
    »Okay. Ich nehme mal an, ich habe das Wort.« Er holt tief Luft. »Hier bin ich und gebe zu: Ich hab versagt. Hier bin ich und setze alles auf eine Karte, obwohl ich weiß, dass ich alles verlieren könnte. Und ich hab schreckliche Angst davor.«
    Ich schlucke
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