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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung
Autoren: Jane Christo
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Unterkunft aus dem Ärmel schütteln? Für so eine Bande musste sie schon ein ganzes Haus auftreiben, doch leider kannte sie niemanden mit   …
    Oh, shit!
    Blanche schluckte die aufkeimende Galle herunter. Auf keinen Fall! Sie würde ihn nicht anrufen und um einen Gefallen bitten. Denn das würde sie für den Rest ihres Lebens bereuen, weil dieser miese Mafiosi dafür sorgen wü r de, dass sie es niemals – niemals – vergessen würde: „Wie kannst du mir das abschlagen, Blanche? Habe ich dich damals enttäuscht, als du meine Hilfe gebraucht hast?“
    Verzweifelt nagte sie an ihrer Unterlippe und suchte nach einer anderen Lösung, nur fiel ihr beim besten Willen keine ein. Schließlich seufzte sie, zog das Handy aus der Cargohose, und drückte die einzige eingespeicherte Nummer. Nach dem dritten Läuten nahm er das Gespräch an.
    „Blanche, meine Liebe, welch seltene Überraschung! Was kann ich für dich tun?“
     

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    „I
    ch brauche ein sicheres Haus, groß genug für vierzig Personen.“ Eine kurze Pause trat ein, dann ergänzte sie: „Sofort.“
    Enzos leises Lachen brachte sie zur Weißglut, denn es bestätigte ihre Vermutung, dass sie von nun an seine lebenslange Sklavin sein würde. Warum hatte Miceal sie in diese Situation gebracht? Wieso hatte sie nicht seine Handynummer, sondern musste jedes Mal eine beschissene Audienz im Gare du Nord erbitten, um mit diesem Penner zu reden? Mit mahlendem Kiefer blickte sie sich auf dem Schlachtfeld um und nahm die ausgebrannten Häuser in Augenschein. Wie viel war Miceals zweifelhafter Schutz überhaupt wert, wenn dies das Ergebnis war?
    „Ah, Blanche, darüber müssen wir erst mal reden.“
    Na klar mussten sie das. „Sag mir, wo du bist“, presste sie hervor. Und dann würden sie verhandeln, als ginge es um einen Pakt mit dem Teufel, was im Grunde zutraf. Als Führer der französischen Unterwelt gehörte Enzo nicht nur zu den tonangebenden Einwohnern des Landes, er war auch einer der vermögendsten. Die „Lorenzo Immobilier“, sein Schlachtschiff und gleichzeitig eine seiner Geldwäschefirmen, verfügte über mehr Grundbesitz in Paris als die Kirche und der Staat zusammengenommen. Und genau wie die Regierung war auch er nicht für seine Großzügigkeit bekannt – zumindest nicht, wenn es ums Geschäft ging. Der Haken daran war, dass er aus allem ein Geschäft machte, deswegen war er so gut in dem, was er tat.
    Die Adresse in der Avenue de Clichy musste sie nicht notieren, sie war allgemein bekannt. Astros Fitnesscenter – Club & Bar. Fast hätte sie gelacht, denn die Kombination war zu komisch. Erst trainieren, dann besaufen und anschließend zum Lap Dance in den Keller. Dieser Club war einer von Enzos Vorzeigeschuppen, eine Edelbar mit allem drum und dran. Früher war das Astros ein Theater gewesen, bis es geschlossen wurde und fast ein Jahrzehnt leer stand. Dann starb der Eigentümer – oder wurde gestorben, so genau ließ sich das nicht mehr feststellen. Enzo kaufte den Laden zu einem Spottpreis, um ein Kasino im Hinterzimmer einzurichten. Wobei Zimmer metaphorisch gemeint war, denn der Spielsalon nahm das gesamte erste Kellergewölbe ein.
    Kaum hatte sie das Telefon zugeklappt, tauchte Beliar wie aus dem Nichts vor ihr auf. „Das wurde aber auch Zeit”, zischte sie und öffnete das Handy abermals. Sie tat, als würde sie telefonieren, damit die Gruppe hinter ihr keinen Verdacht schöpfte. Sie konnten Beliar weder hören noch sehen, es sei denn, er zeigte sich ihnen, ein Umstand, den er vermied. Langsam entfernte sie sich von Camille und den anderen, die sie nicht aus den Augen ließen.
    „Wo zum Henker hast du gesteckt?”
    „Wundert es dich nicht, dass Saetan das Waisenhaus angegriffen hat?”, fragte er, statt ihre Frage zu beantworten, was eine Macke von ihm war.
    Blanche beschloss, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Zuerst brauchen wir ein neues Versteck für die Kids.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Kannst du mich zu Enzo bringen und danach hierher zurückkehren, um ein Auge auf die Kinder zu werfen?“
    Beliars vernarbtes Patriziergesicht verdüsterte sich. „Enzo kann man nicht trauen“, sagte er, es klang fast wie ein Knurren.
    Blanche hatte die Ecke des Herrenhauses erreicht und verschwand aus dem Sichtfeld der Gruppe. „Mir auch nicht. Darum werde ich einen guten Deal aushandeln.“ Sie drückte ihm das Telefon in die Hand. „Sobald ich mich mit ihm geeinigt habe, rufe ich
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