Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Autoren: Dick Philip K
Vom Netzwerk:
das Schaltbrett.
    Â»Sehen Sie?«, sagte er zu Barbour. »Jetzt verstehen Sie vielleicht, warum ich das Fohlen so dringend haben möchte.«
    Nach einer langen Pause sagte Barbour: »Armer Kerl. War es schon immer so?«
    Â»Nein.« Rick klappte den Deckel an seinem elektrischen Schaf zu, richtete sich auf und sah seinen Nachbarn an. »Zuerst hatte ich ein richtiges Schaf. Mein Schwiegervater hat es uns geschenkt, als er auswanderte. Dann, vor ungefähr einem Jahr, kam das Unglück. Vielleicht erinnern Sie sich noch, wie ich es zum Tierarzt brachte. Sie waren doch an dem Morgen hier oben, als ich es auf der Seite liegend vorfand.«

    Â»Sie haben es auf die Beine gestellt«, erinnerte sich Barbour und nickte. »Ja, Sie haben es noch einmal hochgebracht, aber nach ein paar Schritten ist es wieder umgefallen.«
    Rick sagte: »Schafe bekommen die seltsamsten Krankheiten. Oder mit andern Worten: Schafe kriegen die verschiedensten Krankheiten, aber die Symptome bleiben sich immer gleich. Sie können nicht mehr aufstehen, und man kann nie feststellen, wie ernst die Sache ist, ob es sich nur um ein verstauchtes Bein oder um Tetanus handelt. Daran ist mein Schaf eingegangen: an Tetanus.«
    Â»Hier oben?«, fragte Barbour. »Hier auf dem Dach?«
    Â»Das Heu war schuld. Einmal habe ich nicht den ganzen Draht von dem Ballen abbekommen. Ein Stückchen Draht blieb dran, und Groucho – so hieß das Schaf – verletzte sich daran und zog sich Tetanus zu. Ich brachte Groucho zum Tierarzt. Dort ging er ein. Ich überlegte eine Weile, dann rief ich eine der Firmen an, die künstliche Tiere herstellen, zeigte den Leuten ein Foto von Groucho, und sie haben mir das hier geliefert.« Rick deutete auf das im Gras liegende Ersatztier, das immer noch wiederkäute und ihn aufmerksam beobachtete, ob er nicht vielleicht doch Hafer in der Tasche hatte. »Eine ausgezeichnete Arbeit. Ich beschäftige mich genauso viel und gründlich damit wie mit dem echten Tier. Aber …« Er zuckte die Achseln.
    Â»Es ist eben nicht dasselbe«, beendete Barbour den angefangenen Satz.
    Â»Aber fast. Man fühlt sich gleich dabei, denn es muss immer im Auge behalten werden, als wäre es tatsächlich lebendig. Manchmal gehen diese Dinger kaputt, und dann weiß jeder im ganzen Haus Bescheid. Ich habe es schon sechsmal in der Reparatur gehabt. Meist handelte es sich bloß um kleine Funktionsstörungen, aber wenn sie jemand bemerkt hätte … Einmal ging zum Beispiel das Stimmband
kaputt, und das Schaf hörte nicht auf zu blöken. Jeder hätte merken können, dass es ein mechanisches Versagen war.« Er fügte hinzu: »Auf dem Wagen der Reparaturfirma steht natürlich ›Tierklinik Sowieso‹, und der Fahrer trägt einen weißen Kittel wie ein richtiger Tierarzt.« Plötzlich warf er einen Blick auf seine Uhr und merkte, wie spät es geworden war. »Ich muss zur Arbeit«, sagte er. »Bis heute Abend.«
    Als er auf seinen Wagen zuging, rief ihm Barbour eilig nach: »Ich werde natürlich zu keinem hier im Haus etwas sagen.«
    Rick hielt inne und wollte sich bedanken, aber dann überkam ihn etwas von der Verzweiflung, über die Iran gesprochen hatte, und er sagte: »Ich weiß nicht recht, vielleicht ist es ganz gleichgültig.«
    Â»Aber man wird Sie schräg ansehen. Nicht alle, aber einige. Sie wissen doch, wie die Leute sind, wenn man sich um kein Tier kümmert. In ihren Augen ist das unmoralisch und gefühllos. Ich meine, rein technisch gesehen ist es kein Verbrechen mehr wie nach dem Letzten Weltkrieg, aber der Nachgeschmack bleibt.«
    Â»Mein Gott!«, rief Rick verzagt. »Ich möchte doch ein Tier haben. Ich versuche schon so lange, eins zu kaufen. Aber bei meinem Gehalt als städtischer Angestellter …«
    Ja, wenn ich wieder einmal Glück hätte bei der Arbeit, dachte er. Wie damals vor zwei Jahren, wo ich vier Andys innerhalb eines Monats erwischt habe. Wenn ich damals gewusst hätte, dass Groucho eingehen würde … aber das war noch vor dem Tetanusanfall. Vor dem kleinen Stückchen Ballendraht unter der Haut.
    Â»Sie könnten sich doch eine Katze kaufen«, schlug Barbour vor. »Katzen sind billig – schauen Sie doch in Sidneys Katalog nach.«
    Rick sagte ruhig: »Ich will kein Schoßtier. Wie gesagt, möchte ich ein großes Tier haben. Ein Schaf oder, wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher