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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
Autoren: Dick Philip K
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ihrem langen, dünnen Nachthemd neben ihm auf und schaltete den Fernseher aus. »Schon gut, ich gebe es auf. Ich wähle, was du willst, selbst äußerste sexuelle
Verzückung – mir ist so hundeelend, dass ich selbst das über mich ergehen lasse. Zum Teufel auch, was macht es schon für einen Unterschied?«
    Â»Ich stelle die Orgeln für uns beide ein«, sagte Rick und führte sie ins Schlafzimmer zurück. Dann trat er an ihr Pult und programmierte 594: freudige Anerkennung der geistigen Überlegenheit des Ehemannes in allen Dingen. An seinem eigenen Pult wählte er eine frische und schöpferische Einstellung zur eigenen Arbeit, obgleich er sie kaum nötig hatte. Es war seine gewöhnliche, angeborene Einstellung, unabhängig von Penfields künstlicher Gehirnstimulans.
    Â 
    Nach einem hastigen Frühstück – er hatte durch den Wortwechsel mit seiner Frau viel Zeit verloren – stieg er in seinem Ausgehanzug, zu dem auch sein Mountibank-Bleischutzstück, Modell Ajax, gehörte, hinauf zur Weide auf dem Flachdach, wo sein elektrisches Schaf »graste«. Hier mampfte dieses Meisterwerk der Technik scheinbar zufrieden vor sich hin und führte alle anderen Hausgenossen an der Nase herum.
    Natürlich bestanden sicher auch einige ihrer Tiere aus elektronischen Schaltungen unter einem geschickt geformten Äußeren. Er hatte sich selbstverständlich nie in diese Dinge eingemischt, wie auch die Nachbarn sich nie um das Innenleben seines Schafes kümmerten. Nichts wäre unhöflicher gewesen. Die Frage »Ist Ihr Schaf echt?« hätte mehr gegen die Regeln des Anstands verstoßen als die Erkundigung nach der Echtheit der Zähne, Haare oder inneren Organe eines Mitbürgers.
    Die mit radioaktiven Partikeln gesättigte Morgenluft umgab ihn grau, vernebelte die Sonne und stach ihm in die Nase. Unwillkürlich glaubte er den Tod zu riechen. Aber das ist wohl übertrieben, sagte er sich, als er auf das Rasenstück
zuging, das ihm zusammen mit der viel zu großen Wohnung darunter gehörte. Das Erbe des Letzten Weltkriegs ließ in der Wirkung nach. Wer den Staub nicht vertragen hatte, war schon vor Jahren in Vergessenheit geraten. Die Strahlung war jetzt schwächer und traf die kräftigen Überlebenden; sie verwirrte nur noch den Geist und schädigte die Fortpflanzungsfähigkeit. Trotz seines Bleischutzes drang der Staub zweifellos auch in ihn ein und durchsetzte ihn täglich – solange er sich nicht zur Auswanderung entschloss – mit einer kleinen Ladung verderblichen Gifts. Bisher hatten die monatlichen Untersuchungen ihn als normal bestätigt: Er war in der Lage, sich innerhalb der gesetzlichen Grenzen fortzupflanzen. Aber schon im nächsten Monat konnten die Ärzte der Polizeidienststelle von San Francisco etwas anderes finden. Ständig tauchten neue »Sonderfälle« auf, die der allgegenwärtige Staub aus Normalen hervorgebracht hatte. Zur Zeit verbreiteten Plakate, Fernsehwerbung und Postwurfsendungen der Regierung das Motto: »Emigrieren oder degenerieren! Wählen Sie selbst!« Sehr wahr, dachte Rick, als er das Tor zu seiner Miniaturweide öffnete und auf sein elektrisches Schaf zuging. Aber ich kann nicht emigrieren, sagte er sich. Mein Job hält mich hier.
    Der Besitzer der Weide nebenan, sein Wohnnachbar Bill Barbour, rief ihm einen Gruß zu. Auch er trug schon, wie Rick, seine Arbeitskleidung und wollte noch nach seinem Tier sehen, bevor er sich auf den Weg machte.
    Â»Mein Pferd ist trächtig«, verkündete Barbour strahlend. Er deutete auf seinen mächtigen Percheron, der ausdruckslos ins Leere starrte. »Was sagen Sie dazu?«
    Â»Was soll ich sagen? Dann werden Sie bald zwei Pferde besitzen«, antwortete Rick. Er stand jetzt vor seinem Schaf. Es lag wiederkäuend da und hielt seinen Blick wachsam auf ihn gerichtet, ob er nicht vielleicht einen Leckerbissen mitgebracht
hatte. Das nachgemachte Schaf enthielt nämlich eine auf Hafer ansprechende Schaltung. Beim Anblick solcher Getreideflocken rappelte es sich in recht überzeugender Weise auf und kam zu seinem Besitzer. »Wovon soll es denn trächtig sein?«, fragte er Barbour. »Vom Wind?«
    Â»Ich habe von dem besten Samenplasma gekauft, das in ganz Kalifornien zu haben ist«, sagte Barbour. »Durch gewisse Beziehungen, die ich zum Staatlichen Zuchtamt habe. Erinnern Sie sich nicht mehr,
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