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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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konnte man vollkommen leerstehende Wohnblocks finden. Das hatte er jedenfalls gehört. Aber er hatte es als Wissen aus zweiter Hand belassen, wie die meisten wollte er es nicht unmittelbar kennenlernen.
    Iran fuhr fort: »In diesem Augenblick, als ich den Fernsehton abgeschaltet hatte, befand ich mich in einer 382er-Stimmung. Ich hatte sie kurz zuvor gewählt. Daher nahm ich die Leere zwar geistig wahr, aber ich fühlte sie nicht. Meine erste Reaktion bestand darin, dankbar zu sein, dass wir uns eine Penfield-Stimmungsorgel leisten konnten. Doch dann wurde mir klar, wie ungesund es ist, das Fehlen von Leben zu spüren, nicht nur in diesem Gebäude, sondern überall, und nicht darauf zu reagieren – verstehst du? Ich glaube, das tust du nicht. Aber früher betrachtete man das als Anzeichen für eine bestimmte Geisteskrankheit, man bezeichnete sie als
›Fehlen des angemessenen Affekts‹. Ich ließ den TV-Ton also abgeschaltet, setzte mich an meine Stimmungsorgel und begann zu probieren. Schließlich fand ich die Einstellung für Verzweiflung heraus.« Ihr dunkles, keckes Gesicht drückte Zufriedenheit aus, als habe sie damit eine wirklich wertvolle Leistung vollbracht. »Also habe ich diese Stimmung zweimal monatlich auf meinen Plan gesetzt. Ich erachte diesen Zeitaufwand als durchaus angemessen für ein Gefühl der allgemeinen Hoffnungslosigkeit und dafür, dass wir hier auf der Erde geblieben sind, während die Schlaueren alle längst ausgewandert sind. Meinst du nicht auch?«
    Â»Aber bei einer solchen Stimmung besteht doch die Gefahr, dass du darin verharrst«, sagte Rick, »dass du nicht mehr den Ausweg daraus wählst. Diese Art von Verzweiflung über die Wirklichkeit setzt sich ewig fort.«
    Â»Ich programmiere für drei Stunden später eine automatische Umstellung«, sagte seine Frau überlegen. »A481. Bewusstsein der vielfältigen Möglichkeiten, die mir die Zukunft bietet, neue Hoffnung, dass …«
    Â»Ich kenne 481«, unterbrach er sie. Er hatte diese Kombination selbst schon oft gewählt; er war sehr auf sie angewiesen.
    Rick setzte sich auf die Bettkante, nahm ihre Hände und zog sie zu sich herunter. »Hör mal«, sagte er, »selbst mit einer automatischen Neueinstellung ist es immer gefährlich, sich irgendeiner Depression auszusetzen. Verzichte auf deine Einstellung, und ich verzichte auf meine. Wir wählen gemeinsam 104, genießen es miteinander, dann behältst du es bei, und ich programmiere meine normale sachlich-nüchterne Haltung. In mir wird dann der Wunsch entstehen, für einen Sprung hinauf aufs Dach zu gehen, nach dem Schaf zu sehen und nachher ins Büro zu fahren, und du sitzt nicht hier herum und brütest ohne Fernsehen vor dich hin.«

    Er ließ ihre langen, schlanken Finger los und ging durch die geräumige Wohnung hinüber ins Wohnzimmer, wo es noch ein wenig nach Zigaretten von gestern Abend roch. Er bückte sich und schaltete den Fernseher ein.
    Aus dem Schlafzimmer erklang Irans Stimme: »Ich vertrage vor dem Frühstück kein Fernsehen!«
    Â»Dann wähle 888«, gab Rick zurück und wartete auf das Warmwerden des Geräts, »den Wunsch fernzusehen, egal was läuft.«
    Â»Ich habe im Augenblick überhaupt keine Lust, irgendetwas einzustellen.«
    Â»Dann wähle 3.«
    Â»Ich kann doch nicht eine Einstellung wählen, die in meiner Großhirnrinde den Wunsch zum Wählen wachruft! Wenn ich nicht wählen will, dann will ich schon gar nicht das wählen, weil ich dann nämlich wählen will, und das Wählenwollen erscheint mir im Augenblick als der denkbar abwegigste Drang. Ich will nichts weiter als hier auf der Bettkante sitzen und zu Boden starren.« Ihre scharfe Stimme durchdrangen düstere Obertöne in dem Maße, wie ihr Gerät gefror, und ihre Aufregung legte sich, nachdem sich eine unwillkürliche, allgegenwärtige große Schwere, eine fast vollkommene Trägheit wie ein Film auf sie nieder ließ.
    Er drehte den Fernseher laut. Die dröhnende Stimme von Buster Friendly füllte den Raum.
    Â»Hallo, Freunde! Jetzt wird es Zeit für einen kurzen Blick auf unser heutiges Wetter. Der Satellit Mungo meldet, dass der radioaktive Niederschlag gegen Mittag besonders stark sein wird, um dann später etwas abzuflauen. Wer von den Zuschauern sich also ins Freie wagen will …«
    Iran tauchte in

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