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Blackout

Blackout

Titel: Blackout
Autoren: Jonathan Kellerman
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an meinem Urlaubstag, wohlgemerkt - und erhalte diese schizophrene Nachricht über Kruger, geschrieben in Del Hardys schönster Kursivschrift. Außerdem steht da was, daß du vorhast, dich in La Casa umzusehen. Ich fahre zu Kruger, dringe durch deine Barrikaden, finde ihn dressiert wie einen Truthahn in Erwartung der Bratpfanne und obendrein in panischer Angst. Er ist vollkommen fertig und kotzt alles aus, ohne auch nur gefragt worden zu sein. Erstaunlich, was so ein bißchen Liebesentzug alles bewirkt. Ich piepse Del an, erreiche ihn in seinem Wagen auf dem Pacific Coast Highway - auf dem zu dieser Zeit stärkster Verkehr herrscht, mit all den Produzenten und Starlets auf dem Nachhauseweg -, tue so, als wäre es Code drei, und sause mit Sirene über den Seitenstreifen der Straße. Dann übernehmen die Profis, und der Rest ist Geschichte.«
    »Ich wollte keine Razzia.« Mühsam brachte ich die Worte heraus, unter großen Schmerzen. »Wollte nicht, daß dem Kind etwas geschieht…«
    »Bitte, seien Sie jetzt still, Sir«, sagte der Krankenwärter. »Psst«, zischte Milo leise. »Du hast es großartig gemacht. Danke. Okay? Aber tu’s nie wieder.«
    Der Krankenwagen kam vor der Notaufnahme des Krankenhauses von Santa Monica zum Stehen. Ich kannte die Klinik, weil ich hier eine Vortragsreihe für Ärzte über die psychologischen Aspekte kindlicher Traumata veranstaltet hatte. Heute abend freilich gab es keinen Vortrag. »Alles okay?« fragte Milo. »Mhm.«
    »Fein, dann überlasse ich dich den weißen Kitteln. Ich muß noch in die Stadt, einen Richter verhaften.«

30
    Robin schaute mich nur kurz an, wie ich da lag, mit halb zugenähtem Mund und tiefblauen, geschwollenen Augenhöhlen, dann brach sie in Tränen aus. Sie umarmte mich, machte ein Riesentheater und setzte sich dann neben mein Bett, um mich mit Suppe und Limonade zu füttern und zu tränken. Das dauerte einen Tag. Dann bekam sie es mit der Wut zu tun und meinte, ich hätte nichts Besseres verdient, wenn ich so leichtfertig mein Leben aufs Spiel setzte. Ich war nicht in der Lage, mich zu verteidigen. Sie redete sechs Stunden lang kein Wort mit mir, dann gab sie nach, und alles wurde wieder halbwegs normal.
    Sobald ich dazu in der Lage war, rief ich Raquel Ochoa an. »Hallo«, sagte sie. »Ihre Stimme klingt so komisch.« Ich erzählte ihr, was passiert war, und faßte mich kurz wegen der Schmerzen.
    Sie schwieg einen Moment, dann sagte sie leise: »Das waren Ungeheuer.«
    »Ja.«
    Das Schweigen wurde allmählich unangenehm.
    »Sie sind ein Mann mit Prinzipien«, erklärte sie schließlich.
    »Danke.«
    »Alex - dieser Abend - wir zwei… Ich bedaure es nicht. Und ich habe nachgedacht. Mir ist klar geworden, daß ich ausgehen muß, um Leute kennenzulernen, um vielleicht jemanden zn finden - für mich.«
    »Aber geben Sie sich nur mit dem Besten zufrieden.«
    »Ich-ja, danke. Passen Sie auf sich auf. Und- gute Besserung. «
    »Ich werde mich bemühen. Leben Sie wohl.«
    »Sie auch, Alex.«
    Mein nächster Anruf galt Ned Biondi, der noch am selben Nachmittag herübergefahren kam und mich interviewte, bis ihn die Schwestern hinauswarfen. Danach las ich tagelang seine Geschichten in der Zeitung. Er hatte nichts ausgelassen: McCaffreys mexikanische Tage, den Hickle-Mord, die Gentleman’s Brigade, den Selbstmord von Edwin Hayden in der Nacht seiner Festnahme. Der Richter hatte sich in den Mund geschossen, als er sich angeblich für die Fahrt ins Präsidium umziehen wollte. Es paßte gut zu dem, was er Hickle angetan hatte, und Biondi ließ sich die Chance nicht entgehen, ein bißchen Philosophie aufzutragen.
    Ich rief Olivia Brickerman an und bat sie, sich um Sarah zu kümmern. Zwei Tage später hatte sie ein älteres, kinderloses Ehepaar in Bakersfield gefunden, Leute, die sie kannte und’ denen sie vertraute, mit viel Geduld und sieben Morgen Land. In der Nähe war eine begabte Kinderpsychologin, die ich von; meiner Ausbildung her kannte und die viel Erfahrung im Umgang mit den Streßsymptomen bei persönlichen Verlusten hatte. Ihnen wurde die schwere Aufgabe anvertraut, dem kleinen Mädchen zu helfen, damit sein Leben wieder in normalen Bahnen laufen konnte.
    Sechs Wochen nach dem Höllensturz von La Casa de los Ninos trafen Robin und ich Milo und Rick Silverman zum Abendessen in einem ruhigen, eleganten Fischrestaurant in Bei Air. Der Liebhaber meines Freunds erwies sich als ein Bursche, der so, wie er war, aus einer Zigarettenwerbung gesprungen sein konnte:
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