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Blackout

Blackout

Titel: Blackout
Autoren: Jonathan Kellerman
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Ich warf mich auf ihn, stieß gegen sein Handgelenk, und die Pistole fiel ihm aus den Fingern, segelte über ihn hinweg und hinüber in den vorderen Raum. Er heulte wie ein tollwütiger Hund. Ich stieß noch einmal mit dem Fuß nach ihm, diesmal gegen das Schienbein. Es fühlte sich an, als ob ich gegen eine’ Schweineseite getreten hätte. Er wich in den vorderen Raum zurück, suchte die Pistole. Ich kam hinterdrein. Er versuchte, sich auf den Boden zu werfen, dort, wo die Pistole lag. Rollte herum. Ich hieb ihm beide Fäuste ins Kreuz. Meine Fäuste sanken ein in das fette Fleisch. Es schien ihm nichts auszumachen. Seine Hand war noch Zentimeter von der Magnum entfernt. Ich stieß die Pistole mit dem Fuß weg, dann trat ich ihm in die Rippen, ebenfalls mit geringer Wirkung. Er war zu groß und zu fett, daß man ihn an empfindlichen Stellen treffen konnte. Jetzt konzentrierte ich mich auf seine Beine und Sehen-; kel und ließ ihn stürzen.
    Er krachte auf den Boden wie ein gefällter Redwoodbaum, riß mich dabei mit. Knurrend, fluchend und geifernd rollte er sich auf mich und legte mir die Hände um den Hals. Er hauchte mir seinen säuerlichen Atem in die Nase; sein fleischiges Gesicht war scharlachrot angelaufen, die Fischaugen waren hinter den Fettpolstern verborgen, zusammengekniffen. Ich versuchte, mich von seiner Last zu befreien, konnte mich aber nicht bewegen. Erlebte die Panik eines Menschen, der von einer Sekunde zur anderen gelähmt war. Er drückte fester. Ich stemmte mich hilflos gegen ihn, nach oben. Sein Gesicht wurde noch dunkler. Vor Anstrengung, dachte ich. Erst scharlachrot, dann braunrot, schließlich schwarzrot. | Dann sah ich einen bunten Blitz. Das Haar, das zerfetzt wurde. Frisches, helles Blut, aus seiner Nase, den Ohren, seinem Mund. Die Augen weit offen, überrascht blinzelnd. Ein Ausdruck tiefster Entrüstung auf dem grotesken Gesicht. Gur- | gelnde Geräusche aus dem Schlund. Scherben und Splitter, die ] auf uns niedergingen. Sein bewegungsloser Leib ein Schutz vor dem Regen aus Glas.
    Das Oberlicht war jetzt eine offene Wunde. Ein Gesicht schaute auf uns herunter. Schwarz und ernst. Delano Hardy. Und noch etwas Schwarzes: die Mündung eines Revolvers. »Bleiben Sie dran, Sonderberater«, sagte er. »Wir holen Sie hier gleich raus.«
     
    »Dein Gesicht sieht schlimmer aus als das meine«, erklärte Milo, als er mich von McCaffreys Last befreit hatte.
    »Ja«, erwiderte ich und hatte Mühe, mich verständlich zu machen durch einen Mund, der sich anfühlte, als ob er Rasierklingen gelutscht hätte, »aber das meine wird in ein paar Tagen wieder besser aussehen.« Er grinste.
    »Das Kind scheint okay zu sein«, sagte Hardy vom anderen Raum her. Dann kam er herüber, Sarah auf den Armen. Sie zitterte. »Verstört, aber unverletzt, wie es in den Zeitungen heißt.«
    Milo half mir auf die Füße, dann ging ich zu Sarah hin und streichelte ihr Haar.
    »Es wird alles gut, Schatz.« Seltsam, wie gerade in schweren Zeiten die Klischees ihren Platz beanspruchen.
    »Alex«, sagte sie und lächelte. »Du siehst komisch aus.«
    Ich drückte ihre Hand, und sie schloß die Augen. Süße Träume.
    Im Sanitätswagen streifte sich Milo die Schuhe von den Füßen und setzte sich im Yogasitz neben meine Bahre. »Mein Held«, sagte ich. Es hörte sich an wie Menn Cheld. »Dafür bist du mir aber auf lange Zeit einiges schuldig, Freundchen. Freie Benützung des Cadys, Darlehen ohne Zinsen, Gratistherapie.«
    »Mit anderen Worten«, sagte ich und hatte größte Mühe, es durch die geschwollenen Kiefer hinauszupressen, »business as usual.«
    Er lachte, tätschelte meinen Arm und sagte, ich solle den Mund halten. Der Krankenwärter stimmte ihm zu.
    »Der Mann muß vielleicht genäht werden«, sagte er. »Er soll jetzt nicht sprechen.«
    Ich wollte protestieren.
    »Pssst!« sagte der Krankenwärter.
    Eine halbe Meile später schaute mich Milo an und schüttelte den Kopf.
    »Du hast vielleicht ein Glück, mein Lieber. Ich komme vor eineinhalb Stunden in die Stadt zurück und finde Ricks Notiz, ich soll dich anrufen. Ich rufe bei dir an. Robin war da, sans vous und in großer Sorge. Du warst mit ihr für sieben zum Abendessen verabredet, aber wer nicht kam, warst du. Sie meinte, es sei bisher noch nicht vorgekommen, daß du sie sitzengelassen hättest, und ich sollte etwas unternehmen. Außerdem sagte sie mir, was du alles getan hast - ganz schön fleißig in meiner Abwesenheit, was? Ich fahre zur Dienststelle -
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