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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Kompliment gedacht. Als ich aufstand, bat sie mich - oder befahl mir -, die Tassen in die Küche zu tragen. Ich drehte sie um, bevor ich sie in die Spüle stellte: Coalport, feines englisches Porzellan. Becher, wahrhaftig.
    Auf der Rückfahrt nach Chicago sann ich über Geraldine Grahams erstaunliche Mitteilungen nach. Ich fragte mich, warum Darraugh Larchmont so sehr hasste, und ertappte mich beim Konstruieren schaurig-düsterer Szenarios. Darraugh war Witwer. Vielleicht war seine heiß geliebte Frau dort gestorben, während sein Wüstling von Vater sich mit den Preziosen von Darraughs Gattin und der Sekretärin davonmachte. Oder vielleicht hatte Darraugh Geraldine im Verdacht, seine Frau - oder auch seinen Vater - im Zierteich ertränkt zu haben, und hatte sich geschworen, nie wieder auch nur einen Fuß auf Drum-mond-Land zu setzen.
    Als ich mich zwischen den kleinen Einfamilienhäusern an der West Side von Chicago wiederfand, kam ich zu dem Schluss, dass die Geschichte vermutlich weniger melodramatisch war. Darraugh und seine Mutter hatten wahrscheinlich nur die üblichen Konflikte, die es in jeder Familie gab.
    Wie die Geschichte auch aussah - Ms. Graham passte es jedenfalls überhaupt nicht, dass ihr Sohn sie so selten besuchte. Ich fragte mich, ob sie Darraugh vielleicht mit den Phantomlichtern auf dem Dachboden zwingen wollte, sich mehr mit ihr zu befassen. Ich hatte so eine Ahnung, dass ich zwischen diesen beiden massiven Persönlichkeiten ordentlich in Stress kommen könnte. Was aber immer noch besser war, als mir Sorgen um Morrell zu machen.

3
Reicht euch die Hände
    Der Gedanke an Geraldine Grahams Fernglas veranlasste mich dazu, Sonntagabend ohne Taschenlampe auf dem Grundstück von Larchmont Hall herumzustromern und auch keinen Krach zu machen, indem ich beispielsweise stürtzte und mir einen Knöchel brach. Ms. Graham hatte tagsüber angerufen, um sicherzugehen, dass ich tatsächlich kommen würde. Ich fragte sie, ob sie das Licht in der Nacht zuvor beobachtet habe; nein, sagte sie, aber sie hatte nicht die ganze Nacht danach Ausschau gehalten, da ich das ja nun tun würde. Als ich gerade eingeschnappt reagieren wollte, weil sie mit mir umsprang wie mit Dienstboten, nahm sie mir den Wind aus den Segeln, indem sie sagte: »Noch vor zehn Jahren wäre ich die ganze Nacht aufgeblieben, um nach Einbrechern zu suchen, aber heute kann ich das nicht mehr.«
    Ich war in meiner Nachtschwärmer-Kluft unterwegs: schwarze Jeans, dunkle Windjacke über Sweatshirt, schwarze Kappe, die meine Haare andrückte, kohlegeschwärztes Gesicht, damit meine Haut nicht im Mondlicht schimmerte. Ms. Graham würde sich anstrengen müssen, um mich zu entdecken, auch mit ihrem Rigel-Fernglas.
    Für die Tour heute Nacht hatte ich den Wagen in einer Wohnstraße im Nordosten von New Solway geparkt. Die restlichen drei Kilometer bis zu Larchmont Hall ging ich die Dirksen Road entlang, die zwischen New Solway und einem Golfplatz verlief.
    Es gab keine Gehsteige an der Dirksen Road; vielleicht hatte die Gemeinde kein Geld dafür oder wusste nicht, was Fußgänger waren. Ich musste immer wieder in den Straßengraben springen, um Autos auszuweichen. Als ich schließlich die Zufahrt zu Larchmont Hall erreichte, war ich außer Atem und gereizt. Ich lehnte mich an einen der wuchtigen Steinpfeiler, um mir Kletten von der Hose zu klauben.
    Kaum hatte ich die Straße verlassen, umhüllte mich tiefste Dunkelheit. Die Lichter von Häusern, Straßenlaternen, Autos blieben zurück. Die Zufahrt war so weit von der Hecke entfernt, die Larchmont abschirmte, dass man vom Verkehr und vom Straßenlicht nichts mehr mitbekam.
    In der Dunkelheit fühlte ich mich völlig losgelöst von der Welt. Der Mond spendete etwas Licht, das jedoch von Wolken geschluckt wurde, sodass es mir schwer fiel, auf der Zufahrt zu bleiben. Immer wieder geriet ich in das Unkraut am Rand. Ich hatte die Entfernung von der Dirksen Road bis zum Haus gestern im Auto abgeschätzt: ein Kilometer. Etwa zwölfhundert Schritte für mich, aber als ich etwa bei sechshundert war, geriet ich durcheinander, und in der Dunkelheit verlor ich jedes Gefühl für Distanzen. Die Wesen der Nacht, die hier ihren Geschäften nachgingen, begannen bedrohliche Gestalt anzunehmen vor meinem geistigen Auge.
    Etwas raschelte im Gebüsch, und ich blieb wie angewurzelt stehen. Als ich wartete, war auch das Rascheln nicht mehr zu hören, doch dann fing es wieder an. Es näherte sich, und ich bekam schweißnasse
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