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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Wendig
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meint.
    »Nein, das ist cool. Das mag ich an dir. Du erinnerst mich an mich selbst.«
    Eine Pause, nur Wrens leises Atmen. Schließlich spricht sie: »Sie haben gesagt, ich sei ein böses Mädchen – deshalb wollten sie mich umbringen.«
    »Ja, das wollten sie. Sie glaubten, du würdest dich zu einem richtig schwarzen Schaf entwickeln, und deshalb hatten sie vor, dich zu schlachten, bevor du die ganze Herde ansteckst. Igitt, Metaphern! Weißt du was? Vergiss das wieder. Sie dachten, du würdest heranwachsen, ein schlechter Mensch werden und anderen Menschen wehtun.«
    »Werde ich das?«
    Ich weiß es nicht , denkt Miriam.
    Aber das ist nicht die Antwort, die sie gibt.
    »Du wirst es nicht, wenn du es nicht willst. Das Schicksal ist nicht festgeschrieben«, sagt sie. Das ist keine Lüge, nicht direkt. »Das Leben lässt dir Raum für Entscheidungen, aber nur, wenn du dir auch Mühe gibst.«
    »Ich will gut sein.«
    »Dann sei gut.«
    »Wirst du mir dabei helfen?«
    Miriam seufzt, zieht an ihrer Zigarette, bläst den Rauch aus. »In ein paar Jahren werde ich wieder nach dir sehen. Pass mit deiner Klugscheißerei auf, achte darauf, dass du kein totales Arschloch wirst.«
    »Danke.« Es klingt, als meinte sie auch das ernst. So ungeschönte Ehrlichkeit ist Miriam nicht gewohnt. »Danke dafür – und dafür, dass du mir das Leben gerettet hast.«
    »Kein Ding.«
    »Vor meinem Zimmer sind Polizisten.«
    »Ich weiß. Deshalb rufe ich ja an, statt dich zu besuchen.«
    »Ich hab ihnen gesagt, dass du eine von den Guten bist.«
    »Kein böses Mädchen?«
    »Kein böses Mädchen.«
    Noch ein Zug an der Zigarette. »Danke, Wren. Eines Tages schau ich nach dir. Halt die Ohren steif!«
    »Tschüss, Miriam.«
    Klick.

DREIUNDSECHZIG

Begräbnisblumen
    Die Blumen – auch bezahlt mit geklautem Geld – kommen gegen Mittag vor Kateys Haustür an. Rosen und Nelken in silbriger Folie. Sie holt sie rein, wenige Minuten nachdem sie im Badezimmerspiegel entdeckt hat, dass ihre Augen und Wangen etwas gelb aussehen – Gelbsucht allem Anschein nach. Ein frühes Zeichen von Bauchspeicheldrüsenkrebs, das hat sie jedenfalls gelesen.
    Bei den Blumen: eine Nachricht.
    Liebe Miss Wiz,
    wir werden uns nicht wiedersehen. Muss mit ’nem Affenzahn das Weite suchen, bevor die Bullen mich finden. Ich habe gehört, dass der Wachmann es mittlerweile geschafft hat   – wer hätte gedacht, dass man mit aufgeschlitzter Kehle überleben kann? Nichtsdestotrotz sind die Dinge ein kleines bisschen kompliziert, und ich habe keine Lust, in die ganze Sache verwickelt zu werden.
    Ich weiß nicht, mit wem ich sonst hierüber reden könnte   – außer Louis vielleicht. Aber diese Sache steht im Moment auf einem ganz anderen beschissenen Blatt, deshalb rede ich mit dir.
    Eleanor Caldecott hat zu mir gesagt, ich sei genauso wie sie.
    Und leck mich, wenn ich nicht angefangen habe, ihr diesen Gedankengang abzukaufen.
    Aber dann hatte ich unten im Dunkel des Flusses einen   – na ja, was Alkoholiker ihren Moment der Klarheit nennen. Eleanor Caldecott war bereit zu sterben, um sicherzugehen, dass Wren mit ihr stirbt.
    Und ich war bereit zu sterben, um sicherzugehen, dass Wren am Leben bleibt.
    Zwei Seiten derselben Münze, aber trotzdem verschiedene Seiten. Vielleicht mache ich mir auch nur etwas vor, vielleicht bin ich doch nicht anders als sie.
    Aber ich möchte es gerne glauben.
    Und das bedeutet, dass auf mich noch Arbeit wartet.
    Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder, im Hier oder im Danach.
    Stirb wohl, Katey Wiznewf   … wie-auch-immer-man-deinen-verdammten-Nachnamen-schreibt.
    Ich hoffe, du begegnest Steve bald.
    Friede im Mittleren Osten,
    Miriam Black
    »Die meisten Leute schreiben bloß eine Karte«, sagt der Kerl, der den Strauß geliefert hat.
    Es ist ein großer Bursche, rund, wie ein Teddybär. Eher ein Mann fürs Grobe, aber hinreißend in seiner Zustelluniform. Sauber und gebügelt.
    Auf dem Schildchen, das an seinem Button-Down-Hemd steckt, steht: Steve.
    »Steve!«, sagt Katey lachend. Das Lachen beginnt verhalten, entwickelt sich aber schnell zu einem verrückten Sturzbach lauten Gelächters – sodass sie nicht beim Gedanken an den Tod lacht und weint, sondern weil alles so verrückt ist.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er und bietet ihr ein altmodisches Paisleytaschentuch an.
    Das Lachen verebbt. »Steve. Sie werden hereinkommen und eine Tasse Tee mit mir trinken müssen. Ist Ihnen das recht?«
    Steve lächelt. »Eine Tasse
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