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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Wendig
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der auch im Tod noch fest zupackt.
    Miriam versucht, die toten Finger vom Körper des Mädchens zu lösen, aber sie findet keinen Halt. Und dann werden sie plötzlich voneinander getrennt, als aus dem Nichts ein Ast auftaucht. Miriam versucht, zu Eleanor zurückzuschwimmen, auf diese ferne, bleiche Gestalt zu, will sie greifen, doch sie weiß nicht, wie lange sie noch Luft hat. Ihre Lunge ist überanstrengt und brennt, ihre Brust, der Hals und das Gesicht fühlen sich an als stünden sie in Flammen.
    Aber das alles spielt keine Rolle. Sie muss sich nur noch ein bisschen weiter nach vorn schieben, weit genug, um Wren aus dem Wasser zu schaffen.
    Und wenn es nicht anders geht: wenigstens so weit, bis sie das Mädchen retten kann, nicht sich selbst.
    In diesem atemlosen Elend erstrahlt plötzlich vor ihrem geistigen Auge diese Erkenntnis in kühner und wilder Schönheit. Das war es, was sie gebraucht hat.
    Sie strampelt mit den Beinen, schlägt mit den Armen und schwimmt weiter. Es gelingt ihr, sich erneut an die Leiche der alten Frau zu klammern und unter Wrens Körper zugelangen. Sie zieht an ihr und tritt nach der Leiche, sodass die zwei sich endlich voneinander lösen.
    Miriam hat Wren.
    Aber was nun? Wie der Umarmung des Flusses entkommen?
    Die Antwort taucht vor ihr auf: ein Umriss wie von einem Hai steigt nach oben in einer Traube dreckiger, fettiger Blasen.
    Miriam spürt plötzlich Arme, die sie umschlingen. Die Welt stellt sich auf den Kopf. Brausendes Flusswasser in ihrer Nase und ihren Augen. Es brennt, zwängt sich in großen Schlucken durch ihren Hals.
    Und dann auf einmal ein Schub vorwärts –
    Noch einmal sieht Miriam Eleanor Caldecotts Leichnam.
    Aber diesmal starrt er sie an und lächelt.
    Der Leichnam hebt einen knochigen Finger an die Lippen, als wollte er Pst! sagen – dann ist er verschwunden.
    Sie durchbrechen die Oberfläche.
    Miriam ist oben auf der Uferböschung und zieht Wren mit sich hoch. Hustend und würgend dreht sie das Mädchen herum. Zwei Finger unterm Hals – dort ertastet sie noch einen Puls, schwach, wie ein Augapfel, der unterm Lid pulsiert, aber er ist da.
    Und dann blickt Miriam um sich.
    »Wo ist Louis?«, fragt sie laut. Aber das Mädchen ist bewusstlos und kann nicht antworten.
    Ein Umriss wie ein Hai .
    Arme, die sie umschlingen .
    Oh nein!
    Oh bei allen Göttern und Schicksalsmächten, nein, nicht er!
    Das Echo von Caldecotts Stimme klingt in ihrem Kopf –fern wie aus wässriger Tiefe: Sie sind bloß ein weiteres Stück d es Trümmerhaufens, den Lauren hinterlassen wird. Ihretwegen wird ein Teil von Ihnen eines Tages verloren gehen.
    Louis.
    Dann – flussabwärts – ein Platschen.
    Eine Gestalt, grau im Regenschleier, die sich mit den Händen ans Gras klammert. Er ist es. Louis! Miriam rennt zu ihm, zieht ihn hoch, fällt auf ihn drauf und klammert sich an ihn. So als wäre sie noch im Wasser und bräuchte ihn, um vorm Ertrinken gerettet zu werden.

TEIL FÜNF

DIE STRASSE VOR MIR
    »Gramprophet!« rief ich voll Zweifel, »ob Du Vogel oder Teufel!
    Bei dem ew’gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr’ –
    Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren, Wieder find’ an Edens Thoren – sie, die throhnt im Engelsheer –
    Jene Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer!«
    Sprach der Rabe: »Nimmermehr!«
    »Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel, Dämon, Du mußt weichen!
    Fleuch zurück zum Sturmesgrauen, oder zum Pluton’schen Heer!
    Keine Feder laß zurücke mir als Zeichen Deiner Tücke;
    Laß allein mich dem Geschicke – wage nie Dich wieder her!
    Fort und laß mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr!«
    Sprach der Rabe: »Nimmermehr!«
    Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer
    Auf der blassen Pallasbüste ob der Thüre hoch und hehr;
    Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln
    Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;
    Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her,
    Sich erheben – nimmermehr!
    Der Rabe , EDGAR ALLAN POE
(nach Carl Theodor Eben)

ZWEIUNDSECHZIG

Der Rote Zaunkönig
    Mit Geld, das nicht ihr eigenes ist, kauft Miriam ein Wegwerftelefon – ein Prepaidhandy frisch von Walmart – und ruft damit im Krankenhaus an.
    Sie stellen sie in Wrens Zimmer durch.
    »Hey, Psycho«, sagt Wren. Sie hört sich ziemlich gut an.
    »So charmant wie eh und je«, erwidert Miriam.
    »Tut mir leid.« Es klingt, als ob sie es so
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