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Black Mandel

Black Mandel

Titel: Black Mandel
Autoren: Berni Mayer
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Ach, das hat keinen tieferen Sinn, sage ich, weil mir gerade kein tieferer Sinn einfällt. Maria bietet mir ihren Pisco Sour an, und obwohl ich ihn eigentlich nicht mag, trinke ich und fühle mich der Menschheit ein bisschen zugehöriger.

27: SVARTE SIRKEL
    So dreist war dann noch nicht einmal der Mandel, dass er sich, ohne zu zahlen und unter falschem Namen, seelenruhig am Frühstücksbüfett für ein frisch gebackenes Croissant angestellt hätte. Wir standen um halb acht auf, zogen unser dreckiges, aber mittlerweile trockenes Zeug wieder an und verließen eilig das Hotel. Es herrschte genug Kundenverkehr, dass unser Abgang niemandem auffiel. Der Mandel winkte ein Taxi heran, das er bar bezahlte. Ich fragte mich, wie viel norwegisches Bargeld er eigentlich mit sich herumtrug. Bei Tageslicht kam mir das Haar vom Mandel plötzlich viel grauer vor als noch vor ein paar Tagen. Aber das konnte auch an dem merkwürdigen Licht hier in Bergen liegen.
    »Jetzt kannst du dir vielleicht auch irgendwo ein Ladegerät für dein Telefon kaufen«, sagte ich.
    »Es ist Sonntag«, sagte der Mandel.
    »Schade, dann hat ja auch das Massakre zu. Und da ist die Visitenkarte mit der Nummer von Vilde. Und unsere Rechner. Unser Gepäck ist bei Vilde, unsere Computer bei Skull und unser Auto bei Utgang. Wir kommen hier verdammt noch mal nicht weg«, sagte ich.
    »Wen kennen wir, der die Mobilnummer von Vilde hat?«.
    »Den Zahnarzt«, fiel mir ein.
    »Es tut uns furchtbar leid, was passiert ist«, sagte der Mandel, als Hagelin uns die Tür öffnete. Er war unrasiert, trug ein weißes Unterhemd und eine auberginefarbene Jogginghose.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte der Zahnarzt, ohne uns hereinzubitten. Er sah aus, als hätte er sich selbst einen Zahn gezogen. Müde, schmerzverzerrt.
    »Wir haben kein Mobiltelefon, und unser Gepäck ist in Vilde Hallbergs Wohnung. Wir wollten sie anrufen, aber wir haben noch nicht einmal ihre Nummer«, sagte ich.
    »Nicht notwendig. Wir haben … ich habe einen Ersatzschlüssel«, sagte der Zahnarzt tonlos und verschwand kurz.
    Der Mandel tat ungefragt einen Schritt in die Wohnung hinein und schaute sich um. Als der Zahnarzt mit dem Schlüssel zurückkam, wich der Mandel wieder zurück.
    »Der ist für oben und für unten. Lasst ihn in der Wohnung, ich brauche ihn nicht mehr«, sagte der Zahnarzt.
    »Danke«, sagte der Mandel, der noch einen Fuß in der Tür hatte.
    »Glauben Sie, es war Raske?«, fragte ich den Zahnarzt, bevor er die Tür schließen konnte. Er sah mich und den Mandel müde, aber gleichzeitig auch feindlich an.
    »Wer zum Teufel sonst?«, sagte er und machte die Tür zu. In letzter Sekunde konnte der Mandel seinen Fuß wegziehen.
    Die Strecke zu Vilde legten wir dann per pedes zurück, weil der Mandel darauf bestand, ein bisschen frische Luft zu schnappen. Das bedeutete natürlich gleichzeitig, im Dauerregen herumzulaufen, aber dafür spendierte der Mandel mir von seinen unerschöpflichen Norwegischen Kronen ein Croissant in einer Sonntagsbäckerei. Bei Vilde nahmen wir frische Kleidung aus den Reisetaschen und zogen uns um. Der Mandel hatte eine Jeans und ein kariertes Hemd dabei und sah damit ungewohnt leger aus, während ich eine beigefarbene Chinohose anzog, die mir Maria zum Geburtstag geschenkt hatte. Dazu ein schwarzes Hemd.
    »Die Hose passt überhaupt nicht zu dir«, sagte der Mandel, als ob er keine anderen Sorgen gehabt hätte.
    »Die ist von Maria«, sagte ich.
    »Na dann«, sagte der Mandel.
    »Jetzt brauchen wir nur noch unser Auto und unsere Computer, dann können wir heimfahren«, sagte ich.
    »Das Auto steht wahrscheinlich in Fykse«, sagte der Mandel.
    »Wie kommen wir dahin?«, fragte ich.
    »Ruf doch deinen Aasen an«, sagte der Mandel.
    »Die Nummer ist auch im Massakre«, sagte ich.
    »Dann müssen wir uns eben ein Auto mieten.«
    »Warte mal«, sagte ich und holte den Laptop von Vilde aus ihrem Zimmer. Er zeigte den Ordner von Håvard an, was bedeutete, dass sein Computer immer noch lief.
    Ich durchsuchte Vildes Adressbuch und fand die Mobilnummer von Aasen.
    »Hallo?«, sagte Aasen.
    »Ich bin’s. Bist du zu Hause?«
    »Wer ist ich?«, fragte Aasen.
    »Sigi«, sagte ich.
    »Ach so. Ja, ich bin zu Hause. Und sorry wegen gestern Nacht. Ich hab die Feuerwehr gehört, da bin ich lieber nicht mehr zurückgefahren.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Wir müssten noch mal nach Fykse, weil der Utgang-Mensch mit unserem Auto abgehauen ist. Kannst du uns eventuell
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