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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind
Autoren: J.R. Ward
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fiel sie auf die Knie und beugte sich über die Schüssel.
    Sie würgte und röchelte, ihre Kehle kämpfte sich durch die Krämpfe, doch nichts als heiße Luft kam aus ihrem Magen. Ihr brach der Schweiß auf der Stirn, unter den Achseln und zwischen den Brüsten aus. Alles drehte sich. Gedanken ans Sterben, einsam und ohne Hilfe, an den Geburtstag ihres Bruders, den sie ruinieren würde, an den Abscheu der anderen vor einer wie ihr schwirrten wie Bienen … Bienen in ihrem Kopf herum, summten, stachen … brachten Tod … Gedanken wie Bienen …
    Marissa begann zu weinen – nicht, weil sie dachte, sie würde sterben, sondern weil sie wusste, dass es nicht so war.
    Mein Gott, ihre Panikattacken in den vergangenen Monaten waren brutal gewesen, ihre Ängste verfolgten sie auf Schritt und Tritt, ohne je zu ermüden. Und jedes Mal, wenn sie einen Zusammenbruch erlitt, war die Erfahrung eine neuerliche und grausige Offenbarung.
    Den Kopf in die Hand gestützt, schluchzte sie heiser, Tränen rannen ihr über das Gesicht und verfingen sich in den Perlen und Diamanten an ihrem Hals. Sie war so allein. Eingesperrt in einem wunderschönen, reichen, vornehmen Albtraum, wo die schwarzen Männer Fräcke und Smokings
trugen und die Krähen auf Schwingen aus Satin und Seide herabschwebten, um ihr die Augen auszupicken.
    Sie holte tief Luft, versuchte, die Kontrolle über ihre Atmung zurückzugewinnen. Ruhig … ganz ruhig. Alles ist gut. Du hast das schon einmal erlebt.
    Nach einer Weile schaute sie in die Toilette. Die Schüssel war aus massivem Gold und unter ihren Tränen kräuselte sich das Wasser, als schiene Sonnenlicht hinein. Unvermittelt wurde ihr bewusst, dass die Fliesen unter ihren Knien hart waren. Und dass ihr Korsett ihr in die Rippen stach. Und dass ihre Haut klamm war.
    Sie hob den Kopf und blickte sich um. Na, sieh mal einer an. Sie hatte sich ausgerechnet ihre Lieblingstoilette für ihren Kollaps ausgesucht, die mit dem Maiglöckchenmotiv. Sie sah sich umgeben von zartrosa Wänden mit handgemalten hellgrünen Ranken und kleinen weißen Blümchen. Fußboden und Waschbecken waren aus rosa Marmor mit cremefarbener Maserung. Die Wandleuchter waren golden.
    Sehr hübsch. Der perfekte Hintergrund für eine Panikattacke, also wirklich. Andererseits konnte man Angst heutzutage ja zu allem tragen. Das neue Schwarz.
    Marissa erhob sich vom Boden, stellte das Wasser ab und ließ sich auf den kleinen, mit Seide bezogenen Stuhl in der Ecke sinken. Ihr Kleid bauschte sich um sie herum wie ein Tier, das alle viere von sich streckt, nun, da das Drama vorüber war.
    Sie betrachtete sich im Spiegel. Ihr Gesicht war fleckig, die Nase rot. Das Make-up war ruiniert. Ihre Haare völlig zerzaust.
    So nämlich sah sie von innen aus; kein Wunder, dass die Glymera sie verachtete. Irgendwie wussten alle, dass dies ihr wahres Gesicht war.
    Gott … vielleicht hatte Butch sie deshalb nicht gewollt …

    Ach, Blödsinn. An ihn zu denken war nun wirklich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Sie musste sich erst mal wieder zusammenreißen und dann in ihr Zimmer flüchten. Schon richtig, sich zu verstecken war wenig reizvoll, aber das war sie selbst ja auch nicht.
    Gerade, als sie ihre Haare in Ordnung bringen wollte, hörte sie die Außentür des Salons aufgehen, die Kammermusik wurde lauter, dann wieder gedämpfter, als die Tür sich wieder schloss.
    Na toll. Jetzt saß sie in der Falle. Aber vielleicht war es ja nur eine Frau, dann müsste sie sich keine Sorgen machen, irgendwelche Gespräche zu belauschen.
    »Ich kann nicht fassen, dass ich mir den Schal bekleckert habe, Sanima.«
    Okay, jetzt war sie nicht nur ein Feigling, sondern auch die Lauscherin an der Wand.
    »Man sieht es kaum«, entgegnete die Angesprochene, Sanima. »Trotzdem danke ich der Jungfrau, dass du es bemerkt hast, bevor es jemand anderem auffallen konnte. Komm, wir tupfen es mit Wasser ab.«
    Marissa schüttelte sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Mach dir keine Sorgen um die, kümmere dich einfach nur um dein Haar. Und wisch dir um Himmels willen diese Wimperntusche ab. Du siehst aus wie ein Waschbär. Sie nahm einen Waschlappen und befeuchtete ihn leise, während die beiden Frauen in die kleine Kabine gegenüber gingen. Offenbar ließen sie die Tür offen stehen – ihre Stimmen waren klar und deutlich zu hören.
    »Aber wenn es doch jemand gesehen hat?«
    »Sch-sch … jetzt zieh den Schal erst mal aus – o mein Gott.« Man hörte ein kurzes
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