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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind
Autoren: J.R. Ward
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kam. »Wie gesagt, perfekt.«
    Fritz strahlte, verbeugte sich und ging, genau als die Standuhr am Ende des Flurs zu schlagen begann. Einmal, zweimal … sechs Mal.
    Die Tür vor ihm ging auf.
    Wie eine Erscheinung tauchte Marissa vor ihm auf. Nach
so vielen Stunden, in denen er über sie nachgedacht hatte, flimmerte es vor seinen Augen; als wäre sie nicht real, sondern eine Ausgeburt seiner Verzweiflung, als wäre ihr Kleid aus Äther und nicht aus Stoff, ihr Haar eine herrliche goldene Aura, ihr Gesicht ein verwunschener Quell der Schönheit. Sein Herz verwandelte sie in eine Ikone seiner katholischen Kindheit, die Madonna des Heils und der Liebe. Und er war ihr unwürdiger Diener.
    Er hievte sich vom Fußboden hoch, die Wirbelsäule knackte. »Marissa.«
    O Mann, all seine Emotionen lagen in seiner rostigen Stimme, der Schmerz, die Traurigkeit, das Bedauern.
    Sie streckte ihm die Hände entgegen. »Ich habe ernst gemeint, was ich dir gestern Nacht ausrichten ließ. Es war wunderbar, mit dir zusammen zu sein. Jeder Augenblick davon. Das war nicht der Grund, warum du gehen musstest, und ich wünschte, ich hätte mich besser erklären können. Butch … wir müssen reden.«
    »Ja, ich weiß. Aber könnten wir das vielleicht woanders tun?« Denn er hatte keine Lust auf Zuhörer, und egal, was sie sagte, sie wäre sicher lieber nicht allein mit ihm im Schlafzimmer. Sie war ohnehin schon so nervös.
    Als sie nickte, gingen sie in das Wohnzimmer am Ende des Korridors. Unterwegs konnte er kaum fassen, wie schwach sie wirkte. Sie bewegte sich langsam, als könnte sie ihre Beine kaum spüren, und sie war schrecklich blass, beinahe durchsichtig vor Kraftmangel.
    In dem pfirsichfarben und gelb gehaltenen Raum trat sie ans Fenster, weit entfernt von ihm.
    Ihre Stimme klang so dünn, dass er Mühe hatte, ihre Worte zu verstehen. »Butch, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll …«
    »Ich weiß, was los ist.«
    »Wirklich?«

    »Ja.« Er ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu. »Weißt du denn nicht, dass ich alles für dich tun …«
    »Komm nicht näher.« Sie trat zurück. »Du musst dich von mir fernhalten.«
    Er ließ die Hände sinken. »Du musst dich nähren, richtig?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Ja. Woher …«
    »Ist schon in Ordnung, Baby.« Er lächelte schwach. »Es ist absolut in Ordnung. Ich habe mit V gesprochen.«
    »Dann weißt du, was ich tun muss? Und du … hast nichts dagegen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es macht mir nichts aus. Nicht im Geringsten.«
    »Der Jungfrau sei Dank.« Sie stürzte zu dem Sofa und setzte sich hin, als hätten ihre Knie nachgegeben. »Ich hatte solche Angst, es würde dich kränken. Für mich wird es auch schwer sein, aber es ist der einzig sichere Weg. Und ich kann nicht länger warten. Es muss heute Nacht geschehen.«
    Sie legte die Hand neben sich auf das Polster. Eine Einladung. Erleichtert ging er zu ihr und setzte sich. Er nahm ihre Hände in seine. Wie kalt sie waren.
    »Ich bin wirklich bereit dazu«, sagte er erwartungsvoll. Mann, plötzlich konnte er es kaum erwarten, zurück in ihr Schlafzimmer zu gehen. »Gehen wir.«
    Ein verblüffter Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. »Du willst zusehen?«
    Er hielt den Atem an. »Zusehen?«
    »Ich, äh … ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist.«
    »Moment mal – zuschauen?« Er merkte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Als hätte jemand die Aufhängung in seinem Brustkorb gelöst. »Wovon redest du denn da? Zuschauen?«
    »Wenn ich bei dem Vampir bin, der mich an seine Vene lässt.«

    Plötzlich wich Marissa zurück, wodurch er sich ziemlich gut vorstellen konnte, was für einen Gesichtsausdruck er hatte. Oder vielleicht war das auch die Reaktion darauf, dass er zu knurren begonnen hatte.
    »Der Vampir«, sagte er langsam, während er die Puzzleteile im Geiste zusammenfügte. »Der, mit dem du dich getroffen hast. Du hast dich von ihm genährt.«
    Zögerlich nickte sie. »Ja.«
    Butch sprang auf die Füße. »Oft?«
    »Äh … vier oder fünf Mal.«
    »Und er ist natürlich ein Aristokrat.«
    »Tja, also, ja.«
    »Und er würde einen gesellschaftlich akzeptablen Gefährten für dich abgeben, nicht wahr?« Im Gegensatz zu einem Penner wie ihm. »Ist es nicht so?«
    »Butch, das hat nichts mit Liebe zu tun, das schwöre ich dir.«
    Vielleicht hatte es das von ihrer Seite aus nicht. Aber es war verdammt schwer, sich vorzustellen, dass irgendein Mann sie nicht begehrte. Der Mistkerl müsste schon
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