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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty
Autoren: Anna Sewell
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verkaufen. Das war ein guter Herr und es gab nichts zu beklagen, bis der alte Knecht ging. 
    Der neue Knecht glich dem hartherzigen Samson. Wenn ich nicht absolut folgte, malträtierte er mich mit der Mistgabel und schlug mir auf die Sprunggelenke. Bald hasste ich ihn für seine rohe Art, ließ mich aber nicht unterkriegen. Dazu war ich viel zu temperamentvoll.
    Eines Tages biss ich ihn, weil er mir die Reitpeitsche über den Kopf gezogen hatte. Danach durfte er nicht mehr in meine Nähe kommen, ich hätte ihn sofort meine Hufe oder die Zähne spüren lassen. Und weil mein Herr, der eigentlich ganz freundlich war, auf seinen Knecht hörte, verkaufte man mich wieder.
    Der Pferdehändler, der mich das letzte Mal verkauft hatte, hörte davon und vermittelte mich dann wenige Wochen vor dir an diesen Ort hier. Vorsichtshalber betrachte ich nun alle Menschen als meine Feinde."
    "Aber John oder James musst du doch nicht beißen", entgegnete ich.
    "Einmal habe ich James gebissen. Auf Johns Anraten hin, hat er mich nicht gestraft sondern kam später mit verbundenem Arm zu mir, brachte mir Kleiebrei und streichelte mich. Seither habe ich nicht mehr gebissen."
    Damals tat mir Ginger unendlich leid, obwohl ich zu Beginn glaubte, dass sie ein wenig übertrieb. Später sah ich, wie sie sanfter wurde und ihren trotzigen Blick verlor. Einmal sagte James: "Als ich Ginger heute Morgen streichelte, hat sie gewiehert. Ich glaube, sie mag mich."
    John lachte nur: "Das liegt sicher an den Birtwick-Pillen. Ginger ist bald so sanft wie Black Beauty." Er meinte, dass Birtwick-Pillen eine Mischung aus Geduld, Freundlichkeit, Beständigkeit und Güte, vermischt mit gesundem Menschenverstand, die beste Medizin sei.
    Dies sagte er auch unserem Herrn, dem die positive Veränderung auch aufgefallen war. Der verstand auch den Scherz, den John immer mit den Birtwick-Pillen machte. 

Merrylegs
    Die Kinder des Pfarrers kamen häufig zu uns, um mit Miss Jessie und Miss Flora zu reiten. Eines der Mädchen war in Miss Floras Alter und zwei Jungen waren etwas älter. Die anderen Kinder waren viel jünger. Wenn die Pfarrerskinder hier waren, hatte Merrylegs nichts anderes zu tun, als sie auf seinem Rücken auf der Weide hin und her zu tragen.
    An einem Nachmittag dauerte der Spaß ziemlich lange und als James unseren Merrylegs zurückbrachte, schimpfte er mit ihm. Wir wunderten uns, weil Merrylegs sonst nie Probleme hatte oder gar machte.
    Er erzählte: "Ich habe den Jungs nur eine Lektion erteilt. Sie wissen nie, wann sie aufhören müssen. Sie haben sich Haselruten geschnitten und diese heute besonders oft benutzt. Ich gab ihnen einige Tipps, bockte und stoppte, um sie zu warnen. Doch sie reagierten nicht und machten immer weiter. Bis ich sie habe hinten von meinem Rücken rutschen lassen …"
    "Wie bitte? Du hast die Kinder abgeworfen?", rief ich entsetzt. 
    "Jetzt tu doch nicht so. Was würdest du tun? Die Jungen meinen manchmal, wir Pferde würden gar nicht müde. In gewisser Weise sind sie manchmal wie junge Pferde und müssen auch erst einmal zugeritten werden. Mädchen sind da viel ruhiger und gesitteter", wehrte sich Merrylegs.
    Nun mischte Ginger sich ein: "Ich hätte den beiden einen gehörigen Tritt versetzt. Das wäre ihnen eine Lehre gewesen."
    "Aber nicht doch. Da wäre ich schön dumm. Die Kinder stehen unter meinem Schutz und unser Herr vertraut mir da voll und ganz. Er würde mich doch sofort verkaufen, wenn ich dieses Vertrauen missbrauchen würde. Außerdem will ich den Kindern doch nicht weh tun. Sie müssen nur lernen, dass sie uns Pferde gut behandeln müssen."
    Nach einer kurzen Pause erklärte Merrylegs noch: "Früher habe ich oft gesehen, wie Pferde sich mit den unterschiedlichsten Dingen zu Tode schinden. Und dass sich kein Mensch um sie kümmert und sonntags werden sie mit der Peitsche dazu gebracht, drei oder vier schwergewichtige Leute zu fahren. Dort wo ich herkomme, habe ich das oft genug beobachtet. Deshalb habe ich nur einen Wunsch: dass es mit mir niemals so enden wird."

Das Gespräch im Obstgarten
    Ginger und ich waren keine gewöhnlichen Kutschpferde. Wir hatten mehr das Blut von Rennpferden und waren zum Reiten wie zum Fahren geeignet. Glücklicherweise bereitete unser Herr uns gelegentlich das Vergnügen, gemeinsam auszureiten. 
    Ginger für den Herrn, ich durfte seine Gattin tragen und Sir Oliver und Merrylegs für die jungen Damen. Wir liebten es, in Gesellschaft zu traben und waren deshalb immer bester Laune
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