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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty
Autoren: Anna Sewell
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hätte wünschen können. Als der Weg steiler wurde, zog sie kräftig an, anstatt im Tempo nachzulassen. Wir hatten denselben Arbeitseifer und John musste uns eher zügeln als anspornen. Die Fahrt machte uns ebenso viel Vergnügen wie unserem Herrn oder John. Nachdem wir mehrmals zusammen eingespannt worden waren, freundeten Ginger und ich uns an. So fühlte ich mich in Birtwick Park bald zuhause.
    Ebenso wurden auch Merrylegs und ich bald Freunde. Dieser fröhliche kleine Kerl war vor allem der Liebling von Miss Jessie und Miss Flora. Oft ritten sie mit ihm im Obstgarten und spielten dabei mit dem kleinen Hund Frisky. 
    Auf dem Gut gab es noch zwei weitere Pferde. Justice wurde geritten oder er zog gelegentlich den Gepäckwagen. Sir Oliver, das alte braune Jagdpferd, konnte nicht mehr viel leisten. Er war der Liebling des Gutsbesitzers und durfte frei im Park umherlaufen. Manchmal wurde er noch vor eine leichte Kutsche gespannt oder er trug eine der beiden Ladies bei einem Ausritt. Der Hengst war ein großes, besonders sanftes Pferd. Gelegentlich plauderten wir auf der Koppel - aber natürlich war er mir fremder als Ginger, mit der ich im gleichen Stall wohnte. 

Freiheit
    Obwohl ich in meinem neuen Zuhause sehr glücklich war, vermisste ich meine Freiheit. Alle waren gut zu mir und mein Stall war hell und luftig und trotzdem vermisste ich sie. Es fiel mir schwer, ruhig im Stall zu stehen, wie ein altes Pferd, das schon zwanzig Jahre Arbeit hinter sich hat. 
    So konnte ich, wenn ich einmal weniger zu tun hatte, meine Energie kaum zurückhalten. Dann tänzelte ich in meiner Box und John hatte Mühe, mir Geduld beizubringen. Aber er blieb stets nett und nachsichtig.
    "Bleib ruhig, mein Kleiner", besänftigte er mich dann. Und wenn wir dann das Dorf endlich hinter uns gelassen hatten, durfte ich einige Meilen bei lockerem Zügel im temperamentvollen Trab genießen. Wenn John mich danach in den Stall brachte, war ich zwar noch nicht müde, doch er meinte, ich hätte dann weniger Flausen im Kopf. 
    Andere Reiter bestrafen solch ungeduldige, energiegeladene Pferde wie mich, wenn sie unruhig sind. John tat das nie. Er hatte seine eigene Taktik. Mit lockerer Zügelführung und dem sanften aber bestimmten Klang seiner Stimme vermittelte er mir seine Wünsche. Die erfüllte ich dann immer; schon deshalb, weil ich ihn so gerne mochte. 
    Gelegentlich durften wir für einige Stunden auf die Koppel und unsere Freiheit sorglos genießen. Dies ergab sich an schönen Sonntagen im Sommer, wenn die Kutsche nicht gebraucht wurde. Dann galoppierten wir vergnügt im alten Obstgarten oder auf der eingezäunten Weide oder wir wälzten uns im saftigen Gras. Außerdem nutzten wir die Gelegenheit, um unbekümmert im Schatten des alten Nussbaums zu schwatzen.

Ginger
    Eines Tages stand ich mit Ginger alleine unter dem Nussbaum und erzählte ihr meine Geschichte. 
    Wehmütig meinte sie: "Tja, wenn ich auch so groß geworden wäre wie du, dann wäre ich vielleicht ebenfalls freundlich geworden." Sie erzählte mir ihre Geschichte, die so ganz anders war, als meine …
    "Ich war noch nicht recht entwöhnt, trennte man mich von meiner Mutter und stellte mich zu einer Gruppe anderer Fohlen. Niemals war jemand freundlich zu mir und an irgendwelche Leckereien war gar nicht zu denken. Der Mann, der uns versorgte, war nicht wirklich böse, aber er tat gerade das Nötigste.
    Auf dem Fußpfad, der durch unsere Weide lief, kamen oft Jungs entlang. Sie hatten riesigen Spaß daran, uns mit Steinen zu bewerfen. Ein sehr hübsches Fohlen verletzte sich so schlimm, dass es sicher heute noch Narben auf der Stirn trägt. So prägten wir uns ein, dass Jungen unsere Feinde waren. 
    Als wir älter wurden, kamen Männer, die uns zureiten sollten. Eine schreckliche Zeit, voll von roher Gewalt. Es waren grobe Menschen, die ständig ihre Peitschen benutzten. Ihr gewalttätiges Reißen an meinen Nüstern und am Stirnhaar machte mich ganz wild. Ich bin von guter Abstammung und war sehr feurig. Ich glaube, ich machte ihnen richtig viel Mühe. Wie du weißt, ist das Zureiten schon bei einem netten Besitzer schlimm, aber bei meinem Herrn war es ganz schrecklich.
    Einen netten Menschen gab es - den alten Mr. Ryder. Er war ein feiner Herr und wäre wohl auch mit mir zurechtgekommen. Leider überließ er seinem Sohn Samson und anderen Leuten die Hauptarbeit und kam nur noch gelegentlich vorbei. Samson galt als mutig und man behauptete, dass ihn noch nie ein Pferd
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