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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty
Autoren: Anna Sewell
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und untersuchte ihn gründlich. Dann schüttelte er den Kopf. Ein Bein war gebrochen. Jemand rannte zum Haus, holte ein Gewehr. Dann hörten wir den Knall und einen grellen Schrei. Anschließend war alles wieder still. 
    Meine Mutter erzählte betroffen, dass sie den Rappen, Rob Roy, seit Jahren gekannt hatte. Er sei ein mutiges Pferd gewesen. Seit diesem Ereignis kam sie nicht einmal mehr in die Nähe dieser Stelle auf unserer Wiese. 
    Wenige Tage später läuteten die Glocken unserer Kirche ziemlich lange. Wir sahen übers Gatter hinweg einen langen schwarzen Wagen. Schwarze Pferde zogen ihn und viele schwarz gekleidete Leute liefen hinterher. Der junge Gordon sollte heute zu seiner letzten Ruhestätte gebracht werden. Nie wieder würde er reiten. Und ich fragte mich, was wohl aus Rob Roy geworden war. Und das alles wegen eines kleinen Hasen!

Meine Ausbildung
    Inzwischen wurde ich erwachsen und mein Fell war seidenweich und tiefschwarz. Ich hatte einen weißen Fuß und auf meiner Stirn einen kleinen weißen Stern. Überall galt ich als ausnehmend schön. Trotzdem wollte mein Herr mich nicht verkaufen, bevor ich vier Jahre alt wurde. Er war davon überzeugt, dass Jungen nicht so arbeiten sollten wie Männer und Fohlen nicht wie erwachsene Pferde. 
    Gutsbesitzer Gordon begutachtete mich, als ich vier Jahre alt war. Er sah sich mein Gebiss, meine Augen und meine Beine an. Danach musste ich traben und galoppieren. Ich glaube, er mochte mich, denn er sagte: "Wenn er sorgfältig eingeritten wird, wird ein gutes Pferd aus ihm." 
    Mein Herr versprach, dass er mich selbst ausbilden wolle, damit ich nicht scheu wurde. Und leiden sollte ich auch nicht müssen. Gleich am nächsten Tag ging es los. 
    Wenn ein Pferd eingeritten, bzw. eingefahren wird, muss es lernen, einen Sattel und Zaumzeug zu tragen. Außerdem muss es lernen, einen Menschen auf seinem Rücken reiten zu lassen und es muss sich an das Geschirr gewöhnen. Das Pferd muss absoluten Gehorsam gegenüber seinem Herrn lernen. Es darf weder scheuen, beißen, ausschlagen noch eigenwillig sein. Das Schlimmste ist, dass es nicht mehr vor Freude springen darf und auch nicht mehr vor Müdigkeit abliegen, wenn es angeschirrt ist. Es handelt sich hier also um eine recht schwierige Ausbildung wie ihr seht.
    An das Halfter war ich bereits gewöhnt. Nun kam das Zaumzeug dran. Mein Herr war zwar vorsichtig und streichelte und sprach mit mir, dennoch war es ein abscheuliches Gefühl, dieses Stück kalten Stahls, das dick wie ein Menschenfinger zwischen meinen Zähnen über die Zunge geschoben wurde. Beiderseits ragt es aus dem Maul und wird mit dem Riemen um den Kopf, unter der Kehle und um die Nase befestigt. Es gab keine Möglichkeit mehr, das fürchterliche Ding loszuwerden. Aber ich wusste auch, dass meine Mutter und die anderen erwachsenen Pferde immer Zaumzeug trugen, wenn sie fortgingen. Mit vielen Streicheleinheiten und feinem Hafer schaffte es mein Besitzer, mich an das Geschirr zu gewöhnen.
    Der Sattel war dann nur noch halb so schlimm. Obwohl es sich merkwürdig anfühlte, trug ich meinen Herrn stolz auf dem Rücken. 
    Dann kam das Beschlagen meiner Hufe, was zu Beginn sehr unangenehm war. Der Schmid nahm ein Bein nach dem anderen und schnitt etwas vom Huf ab. Das tat nicht arg weh. Dann machte er mit Nägeln ein hufförmiges Stück Eisen an jedem Fuß fest. Danach fühlten sich meine Beine ganz schwer an. Aber auch daran gewöhnte ich mich allmählich.
    Das Zuggeschirr, das dann kam, war noch einmal fremd. Mein Herr legte mir dazu noch Scheuklappen an, damit ich nur noch geradeaus sehen konnte. Aber ich gewöhnte mich an alles.
    Ein Teil meiner Ausbildung war überaus nützlich. Mein Herr brachte mich für zwei Wochen zu einem benachbarten Bauern, dessen Weide direkt an den Bahnschienen lag. Dort leistete ich Kühen und Schafen Gesellschaft. Ich werde niemals den Tag vergessen, an dem der erste Zug vorbeiraste. Ich graste gerade ruhig vor mich hin, als ich aus der Ferne diesen sonderbaren Ton hörte. Bevor ich begriff, was los war, schoss dieses schwarze qualmende Ungeheuer an mir vorbei. Ich wusste nicht, was es war und ehe ich Luft holen konnte, war der Spuk vorbei. Vor Schreck galoppierte ich wie wild bis ans andere Ende der Wiese, ehe ich schnaubend anhielt. Doch bis zum Ende des Tages kamen noch viele Züge vorbei, jeder mit einem anderen Tempo und Geräusch. 
    Während der ersten Tage konnte ich kaum grasen. Doch dann gewöhnte ich mich daran und
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