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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ausgestellt auf Monsieur v. Kletow. Eine hohe runde Summe stand am Ende des Kontenauszuges.
    436.000 Francs.
    Peter starrte auf die Zahl und dann in das breit lachende Gesicht Heinz v. Kletows. Er riß ihm den Auszug aus der Hand, zerknüllte ihn und warf ihm den Papierball ins Gesicht.
    »Du Kanaille!« rief Peter. »Und warum das ganze Theater in Nizza? Zeltburg, Geldpumpen, jeden Tag Thunfisch?«
    Heinz lachte noch immer. Der Zug ruckte sachte an und fuhr langsam aus der riesigen Halle. Heinz lief neben dem Fenster her.
    »Das Leben ist langweilig!« rief er. »Man muß es ab und zu aufpulvern! Eigentlich erlebt nur der arme Mann wirklich etwas. Der Reiche sitzt im Sessel und schreibt Ansichtskarten! Leb wohl, Peterlein! Und gute Fahrt!«
    »Ersticken sollst du!« schrie Peter.
    Der Zug fuhr schneller. Sie winkten sich gegenseitig zu, bis eine Biegung der Schienen sie trennte.
    Peter Sacher ließ sich wie erlöst in das Polster fallen. Er kurbelte die Scheibe hoch und starrte hinaus auf die schmutzigen Hinterhöfe von Paris.
    »Nie mehr allein!« sagte er laut. »Die nächste Reise nur noch mit Sabine.«
    Die Ile de France flog vorüber. Dann rollte der Zug in den rotgoldenen Abend hinein.
    An der belgischen Grenze gab es einen kleinen Aufenthalt. Peter verschlief ihn. Niemand weckte ihn auf. Vor Aachen kamen Zollbeamte und sahen seinen Paß nach. Sie fragten nicht, sondern verschwanden schnell. Auf deutscher Seite wurde Peter Sacher aus dem Schlaf gebrüllt.
    »Papiere bitte!« kommandierte eine geschulte Feldwebelstimme. »Was zu verzollen?!«
    »Ja«, sagte Peter blinzelnd.
    »Was?«
    »Drei Zentner Schlaf aus Paris.«
    »Wenn Sie blöde Witze machen, kommen Sie mit!« brüllte jemand. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen!«
    Eine Tür krachte. Peter schlief sofort wieder ein. Er war beruhigt. Er war wieder in Deutschland.
    In Köln weckte ihn der Schaffner. Peter Sacher stieg aus und taumelte über die Treppen und Bahnsteige zu seinem Düsseldorfer Zug.
    Gewaltsam hielt er sich wach, trank vor der Abfahrt an einem fahrbaren Erfrischungswagen eine Cola und kam gegen ein Uhr nachts in Düsseldorf an.
    Sabine wird längst im Bett liegen, dachte er. Sie ist vier Stunden früher angekommen als ich. Und sie weiß nicht, daß ich auch komme.
    Er überlegte, wie er sie überraschen konnte. Ins Schlafzimmer kommen und sagen: Da bin ich, konnte zu einem Schock führen. Sie im Schlaf küssen, konnte ebenso fatal werden. Am besten war, man kam ins Haus, machte Lärm, stellte das Radio an, sang dazu und wartete ab, was Sabine tun würde.
    Zunächst rief er von einer Telefonzelle des Hauptbahnhofes seinen Anwalt und Freund Dr. Portz an. Die Uhrzeit beachtete Peter dabei nicht. Freunde haben immer zur Stelle zu sein.
    Dr. Portz meldete sich nach einigem Klingelkonzert. Er war verschlafen, wütend und ungenießbar, aber als er Peters Stimme hörte, bekam er ein flaues Gefühl in der Magengegend und setzte sich gerade ins Bett.
    »Peter! Mensch!« stammelte er. »Wo steckst du denn? Ich habe versucht, dich zu erreichen. Seit Tagen! Aus Paris warst du verschwunden.«
    »Über Nacht gewissermaßen«, lachte Peter.
    »Sag, von wo aus rufst du an?« fragte Dr. Portz todernst.
    »Vom Bahnhof«, antwortete Peter wahrheitsgemäß.
    »Das ist gut! Gare du Nord, ja? Setz dich sofort auf den nächsten Zug und komm zurück nach Düsseldorf! Sofort! Ohne Gepäck!«
    »Aber warum denn?« Peter begann das Spiel großen Spaß zu machen.
    »Das erkläre ich dir später. Warum bist du denn aus Paris verschwunden?«
    »Weil ich nach Nizza fuhr.«
    »Nach Nizza?! Was wolltest du denn dort?«
    »Eine herrliche Frau lieben lernen.«
    »Mein Gott!« Dr. Portz schlug die Hände zusammen. Er lehnte den Kopf gegen die Rückwand des Bettes und seufzte. »Hätte ich euch zwei Dickköpfe doch nie fahren lassen! Jetzt haben wir den Salat! Sabine …«
    »Ist etwas mit Sabine?« fragte Peter Sacher schnell.
    »Ja, Peterchen.«
    »Ist sie verunglückt?« schrie Peter.
    »Wie man's nimmt. Sie ist ausgerutscht.«
    »Hat sie sich was gebrochen?!«
    »Weder Arme noch Beine. Aber vielleicht das Herz!«
    Peter schüttelte den Kopf. »Laß den Unsinn, Ernst«, sagte er feierlich. »Um ein Uhr nachts solche faden Witze zu machen.«
    Dr. Portz nahm allen Mut zusammen. Er drückte den Hörer eng an den Mund und sagte deutlich artikulierend:
    »Sabine ist weg aus Borkum!«
    »Sieh an!« Peters Stimme war fröhlich. »Was du nicht sagst.«
    »Sie ist in
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