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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hast du zu mir so gesprochen! Selbst nicht in der Zeit, als wir verliebt waren. Jetzt kann ich verstehen, was Heinz v. Kletow mir vor sieben Jahren sagte, als Peter und ich heiraten wollten. »Passen Sie gut auf den auf«, hatte Kletow gesagt. »Dem fallen die Frauen zu wie Äpfel, die man vom Baum schüttelt.« Damals hatte sie es als Witz aufgefaßt. Jetzt spürte sie, wie seine Stimme und sein Wesen selbst sie, nach sieben Jahren Ehe, zu betören begannen. Sie stemmte sich gegen dieses Gefühl, sie wollte nüchtern bleiben. Wer einen Mann überführen will, darf nicht von ihm gebannt sein.
    Sabine tat etwas, was Peter Sacher den letzten Rest seiner nur noch mühsam aufrecht stehenden Beherrschung raubte. Sie beugte sich zu dem See hinab, tauchte die Hand in das Wasser und fuhr sich mit der nassen Handfläche über die Lippen. Dann wandte sie den Kopf zu ihm, schloß die Augen und hob die Lippen zu ihm empor.
    »Küß mich«, flüsterte sie.
    Das ist meine Frau, durchzuckte es ihn heiß. So betrügt sie mich!
    Was tut er jetzt, zitterte Sabine. Wie betrügt man seine Frau? Er wird's jetzt zeigen!
    Peter Sacher tat, was alle Männer in dieser beneidenswerten Lage getan hätten. Er riß Sabine an sich und küßte sie mit einer Wildheit, die ihr den Atem nahm. Er war besonders wild, weil er wütend und voll Rachsucht war. Er preßte sie an sich, er küßte sie mit einer Verzweiflung, die sie als Leidenschaft empfand. Sie öffnete die Lippen und biß ihn. Das machte ihn rasend. Oh, schrie es in ihm. Wie grenzenlos leidenschaftlich kann sie sein bei anderen Männern! Er dachte plötzlich an den langen Genueser und an die Möglichkeit, daß auch er die Trunkenheit ihrer Liebe genossen haben könnte.
    Da hob er sie hoch, wie leicht sie ist, stolperte mit seiner Last vom See weg in die Dunkelheit und wollte sie auf ein teppichdichtes Rasenstück legen.
    Sabine wehrte sich. Sie wand sich in seinen Armen, sie stemmte die Beine gegen die Erde und riß sich los, als Peter fester zugriff. Zwei, drei Schritte wich sie zurück, ballte die Fäuste und stieß sie vor, als Peter sich ihr wieder nähern wollte.
    »Bleib stehen!« sagte sie hart. »Du betrügst deine Frau!«
    Peter Sacher lachte. »Die ist weit! Sie liegt auf Borkum im Sand und läßt sich von anderen Männern küssen.«
    »Weißt du das so genau?«
    »Ja!«
    »Und du bist gar nicht eifersüchtig?«
    »Aber nein! Ich werde nicht fragen, was sie auf Borkum gemacht hat. Ebensowenig, wie sie mich fragen wird, was ich in Paris oder Nizza getan habe.«
    »So gleichgültig seid ihr euch geworden?«
    »So gleichgültig!«
    »Dann darfst du mich küssen!« Sabine kam auf Peter zu. »Auch ich bin verheiratet! Mein Mann ist ein Ekel! Er ist es wert, betrogen zu werden!«
    Peter Sacher schnaufte durch die Nase. Er ballte die Fäuste hinter dem Rücken und war bereit, Sabine die Maske von den Augen zu reißen und … Ja, was und? Er wußte es im Augenblick nicht und verhielt sich deshalb so, als überwältigte ihn die Leidenschaft der fremden Frau mit der silbernen Maske.
    »Komm«, sagte er leise und zog Sabine wieder an sich. »Tiefer in den Park hinein.«
    »Komm auf mein Zimmer«, flüsterte sie an seinem Ohr.
    Peter Sacher fror es über den Rücken. Sein Herz setzte eine Sekunde aus vor Erbitterung.
    »Wo ist es?« fragte er tonlos.
    »Im Majestic. Sie lassen dich nicht hinein. Die Kontrolle ist genau. Aber du kannst vom Garten aus über einen Balkon kommen. Es ist der vierte Balkon von links, in der ersten Etage. Ich warte. In einer halben Stunde.«
    Sie riß sich los aus seiner Umklammerung, küßte ihn noch einmal flüchtig und rannte dann durch die Dunkelheit des Parkes davon, um den kleinen See herum, dem Kurhaus zu, schnell, atemlos, als werde sie von einem Untier verfolgt.
    Mit geballten Fäusten blieb Peter Sacher zurück. Er starrte hinauf in den sternenübersäten Himmel und befand sich in einer Stimmung, in der man Amok laufen könnte.
    Eine Hure ist sie, dachte er und verzehrte sich in diesem Gedanken. Einem Mann, den sie eine Stunde kennt, sagt sie ihr Zimmer, läßt ihn zu sich einsteigen und wartet dort auf ihn. Im Dunkeln, vielleicht schon im Bett liegend, heiß vor Sehnsucht. Meine Frau!
    Als er ein Taschentuch aus der Hose nehmen wollte, stieß er mit den Fingern an den Kasten mit dem Rubincollier. Er trug es immer bei sich. Er nahm den Kasten aus der Tasche, klappte ihn auf und starrte auf das herrliche Schmuckstück. Dann sah er hinüber zu dem kleinen
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