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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr
Autoren: Heinz G. Konsalik
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See und hob die Hand, um den Kasten ins Wasser zu werfen. Aber noch im ausholenden Schwung hielt er ein und steckte ihn wieder in die Tasche.
    Das wird meine letzte Rache sein, dachte er, bevor wir uns scheiden lassen. Es wird der merkwürdigste Prozeß sein, der jemals über das Düsseldorfer Landgericht lief. Scheidung wegen Ehebruchs mit dem eigenen Mann!
    Wenn die ganze Welt verrückt ist, warum soll es nicht diese Ehe sein?
    Langsam ging er zurück zum Kurhaus. Unterwegs traf er Heinz v. Kletow. Er saß mit der üppigen Blonden unter einer Riesenagave auf einer weißen Bank und war intensiv und angenehm beschäftigt.
    Peter Sacher machte einen Bogen um das Paar. Er war nicht in der Stimmung, den Anblick glücklicher Menschen zu ertragen.
    Ferro-Bornemeyer irrte zwei Stunden durch die Säle des Kurhauses und suchte Sabine. Dann gab er die Suche auf, setzte sich in eine Ecke des großen Saales, ließ die Paare an sich vorbeitanzen und trank so lange, bis die Musik wie in Watte gepackt klang und die Paare vor seinen Augen den Boden nicht mehr berührten.
    Da ging er nach Hause. Die Unmöglichkeit des eigenen Gehens einsehend, ließ er sich von einem Saaldiener bis zu einer Taxe bringen. Vor dem Hotel nahm ihn der Portier in Empfang, in der Halle ein Boy, der ihn aufs Zimmer brachte und aufs Bett legte.
    Bornemeyer schlief sogleich ein, noch bevor er richtig lag. Er träumte sehr unruhig von Dr. Portz. »Sie Schwein!« schrie ihn Dr. Portz an. Und dann erschlug er Bornemeyer mit dessen Rechtfertigung.
    Sabine wartete auf ihrem Zimmer. Sie hatte sich nicht umgezogen. Mit der silbernen Maske vor dem Gesicht saß sie in der Dunkelheit des Zimmers. Die Balkontür hatte sie einen Spalt offengelassen. Der leichte Nachtwind bewegte die Gardine, stieß sie ins Zimmer. Wie ein Hochzeitsschleier wehte sie. Ab und zu sah Sabine auf die Uhr. Die halbe Stunde war gleich vorüber. Gleich würde Peter in das Zimmer einer ihm fremden Frau steigen und Sabine betrügen. Seine Ernüchterung würde grausam sein, und dann würde sie die Schei dung einreichen. Sofort!
    Sie saß in der Ecke des Zimmers in einem kleinen Sessel und hatte die Hände im Schoß gefaltet. Wie die Statue einer Rachegöttin saß sie da, unbeweglich, starr, aus Stein gehauen. Sie lauschte, sie starrte auf die geöffnete Balkontür, sie wartete auf den Schatten, der hinter der Gardine über die Balkonbrüstung hervorgleiten mußte. Sie wartete auf ihre Rache.
    Hinter dem Hotel schlich wie ein Einbrecher Peter Sacher herum. Er stand im Garten des Hauses und war der Verzweiflung nahe.
    Der vierte Balkon von links in der ersten Etage, hatte Sabine angegeben. Aber es gab zwei vierte Balkons von links! Zum Garten hinaus hatte das Hotel zwei Flügel, die im rechten Winkel an den Hauptbau angebaut worden waren. Es konnte also der linke Flügel sein, oder der rechte. Auf jeder Seite gab es sieben Balkons! Peter Sacher schlich die beiden Flügel ab. Der Balkon, wo die Tür offensteht – der mußte es sein! Aber sowohl beim vierten Balkon des linken Flügels als auch bei dem des rechten Flügels standen die Türen offen.
    Er schaute auf seine Uhr. Die Zeit war abgelaufen. Irgendwo hinter diesen vielen Fenstern wartete Sabine auf einen Mann, den sie gerade eine Stunde kannte! Sie wollte ihren Mann betrügen! Mein Mann ist ein Ekel, hatte sie sogar gesagt.
    Peter Sacher gab der Verzweiflung nach. Er nahm den linken Flügel und dort den vierten Balkon von links. An einem dichten Rankenwerk von wildem Wein kletterte er auf den Balkon, zögerte einen Augenblick, lauschte in das Zimmer hinein, schob leise die Tür weiter auf und schlüpfte, die Gardine zur Seite wehend, in das völlig dunkle Zimmer.
    Sie macht es spannend, dachte er gemein. Vielleicht liegt sie schon nackt im Bett.
    »Silberne Maske?« flüsterte er in die Dunkelheit hinein.
    Aus dem Hintergrund des Zimmers hörte er ein fast asthmatisches Pfeifen. Dann ging, nach der Dunkelheit fast blendend, die Nachttischlampe an. Im Bett, das hinten an der Wand stand, saß kerzengerade ein weißhaariger, bärtiger Mann und starrte den Mann in der Balkontür an.
    Wenn jemand mitten in der Nacht über den Balkon Besuch bekommt und dieser Besuch steckt in der Kluft eines wilden Seeräubers, zerrissen, bloßbrüstig, blutrünstig, der wird naturgemäß aufschreien und sich diesen Besuch nicht gefallen lassen.
    Der alte, bärtige Mann tat denn auch das, was jeder getan hätte: Er quietschte auf wie eine getretene Maus, hieb mit
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