Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersuess

Bittersuess

Titel: Bittersuess
Autoren: Ki-Ela Stories
Vom Netzwerk:
schlage ich damit gegen die Wand, aber außer der Tatsache, dass etwas von den Ziegelsteinen hinabrieselt und meine Hand beginnt wehzutun, habe ich keinen Erfolg.
    Ich habe schmale Handgelenke, vielleicht schaffe ich es, es durch den Metallreif hindurchzuzwängen. Ich konzentriere mich darauf, versuche, alle anderen Gedanken auszublenden.
    ‚Los, probiere es’ , mache ich mir selbst Mut. Mit der freien Hand versuche ich, meine Finger zusammenzudrücken, die Hand so zu pressen, dass sie vielleicht durch das Metallstück hindurchpasst. Ich spucke darauf, hoffe, dass die Haut etwas rutschiger wird.
    Ich schiebe mit aller Macht, es tut furchtbar weh, meine Hand wird so schmerzhaft gequetscht, dass mir die Tränen die Wangen hinunterlaufen. Ich probiere den Metallreif mit Hilfe des Fußes noch ein Stück weiter hinabzuschieben, doch der Schmerz wird langsam unerträglich. Ich muss resignieren, es geht nicht.
    Mir schießen irre Bilder durch den Kopf von Tieren, die in Fallen sitzen und sich aus Verzweiflung einzelne Körperteile abbeißen, um zu entkommen.
    Ich lache wieder auf, spüre selbst, dass ich immer hysterischer werde, versuche, das zu kontrollieren, doch das gelingt mir immer weniger.
    Selbst wenn ich den Mut aufbringen sollte, so etwas zu tun: Mit meinen Zähnen wäre das wohl kaum möglich, oder? Und eine Hand und ein Fuß weniger wären doch schon ein herber Verlust.
    Wieder kichere ich auf. Mit was für Gedanken plage ich mich hier eigentlich?
    Vorsichtig bewege ich meine Hand wieder, der Schmerz lässt langsam nach. Ich versuche es noch einmal – und noch einmal.
    Doch es ist hoffnung slos. Es geht nicht. Und ich habe auch nicht den Mut, mir die Hand oder den Fuß selbst zu brechen, um freizukommen. Ich bin sowieso keine Heldin, noch nie gewesen. Ich bin die, die im Schwimmunterricht vom Drei-Meter-Brett wieder runtergeklettert ist, die sich beim Völkerball immer ängstlich weggeduckt hat. Nein, mutig bin ich nicht.
    Aber v ielleicht ist das ja auch nicht nötig, vielleicht kommt gleich jemand rein und macht mich los. Vielleicht Markus? Sein Humor war immer schon etwas derber, doch bisher hat er mir eigentlich gefallen. Aber jetzt wäre er zu weit gegangen. Ich finde das nicht mehr lustig. Ich würde ihm das sofort ins Gesicht schreien und ihm vielleicht noch eine knallen – und ihm dann morgen großzügig verzeihen. Wir könnten in das kleine Cafe gehen, wo wir alle immer so gerne brunchen. Er müsste natürlich die Rechnung bezahlen, für diesen Witz hier. Er würde dann jammern und mir vorwerfen, dass mir als Industriellentöchterchen doch viel leichter fällt, doch ich würde das natürlich nicht so sehen. Er war zu weit gegangen, so war es nunmal.

    Oder die Polizei findet mich. Das wäre die zweitbeste Option, denn dann wäre das hier alles kein schlechter Scherz. Dann wäre ich – entführt worden.
    Ich schlucke. Okay, der Gedanke war ja wohl durchaus realistisch. Meine Eltern sind erfolgreiche Unternehmer und wir schwimmen im Geld. Und ich dadurch natürlich auch. Ich und mein Bruder Jonas. Wir gelten in der Presse als verwöhnte High-Society-Gören, die von Beruf ‚Tochter und Sohn’ sind. Jonas nerven diese Berichte, mir sind sie mittlerweile egal. Er ist auch noch jünger, vielleicht kommt diese Gelassenheit noch.
    Meine Eltern beschwören uns auch immer, nichts auf die Berichte zu geben. So ist das eben, wenn man Geld hat – ungewöhnlich viel Geld. Dann kommen die Neider.
    Dabei ist es für mich normal, reich zu sein. In einer Villa zu leben, ein tolles Auto zu fahren, zu studieren und mir keine Gedanken um Geld zu machen. Es ist nichts Besonderes.
    Mit meiner Mutter zusammen engagieren wir uns für wohltätige Zwecke. Zuerst fand ich das blöd und langweilig, aber mittlerweile sehe ich das ein. Wenn man viel hat, kann man auch leichter geben.
    Die Presse berichtet immer ausgiebig über diese Veranstaltungen und Bälle. Ich bin es gewohnt, mein Bild in den Zeitungen zu sehen, auch das ist nichts Besonderes mehr.
    Aber genau das könnte jetzt eventuell mein Verhängnis geworden sein, oder?
    Ich beiße auf meiner Unterlippe herum, das wäre eine gute Erklärung für diese Situation hier. Entführung um Lösegeld zu erpressen.
    „Großer Gott“, flüstere ich. Meine Stimme klingt komisch, irgendwie heiser, aber das ist ja wohl auch kein Wunder.
    Wenn ich jetzt schreien würde, würde dann jemand der Entführer kommen? Und dann?
    Mir wird immer kälter, ich zittere jetzt am ganzen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher