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Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin
Autoren: Evelyny Anthony
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denen er sich beteiligte, eine Wohnung in Teheran.
    Er war achtundzwanzig, groß und kräftig, seine blonden Haare trug er konservativ kurz geschnitten, seine Gesichtszüge und die blauen Augen wirkten eher skandinavisch. Im Paß stand der Name Peters. Zuletzt hatte er in Europa unter den Namen Rauch und Glover, in Guatemala vorher als Mr. Kind gearbeitet. Seinen wirklichen Namen kannte man in Cleveland, Ohio, aber er hatte gar nicht mehr das Gefühl, sich noch mit diesem Namen identifizieren zu können. Seit fünf Jahren war er nicht in den Vereinigten Staaten gewesen. Es existierte ein FBI-Fahndungsblatt über ihn – sobald er das Land betrat, würde er verhaftet.
    Das Mädchen neben ihm hatte besitzergreifend eine Hand auf sein Knie gelegt. Die dunklen Haare waren mit Henna rot gefärbt. Sie war halb Deutsche mütterlicherseits, der Vater war Libanese. Ihrem Paß nach war sie Französin mit einer Pariser Adresse – Madeleine Labouchère. Peters hatte sie in Dublin kennen gelernt, wo beide an einer Geheimkonferenz des äußersten linken Flügels der provisorischen IRA teilnahmen. Sie waren damals beide beigetreten. Für Madeleine bildete es das wichtigste Ereignis seit ihrer politischen Konvertierung. Wie jede emanzipierte Frau hatte sie schon mit vielen Männern gelebt, war aber noch nie verliebt gewesen. Nun saß sie ganz nah bei Peters und wartete auf einen Anruf.
    Der dritte im Raum war ein schlanker, drahtiger Syrer. Alle drei rauchten, leere Kaffeetassen stapelten sich auf dem Messingtischchen neben ihnen.
    Der Syrer – tagsüber Handelsattache in der Botschaft – gähnte und streckte die dünnen Arme über dem Kopf aus.
    »Er hätte schon vor einer Stunde anrufen sollen.«
    Peters zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat sich die Party über Mitternacht ausgedehnt. Es gibt ja eine ganze Menge zu feiern.«
    Sie kuschelte sich an seine Schulter und steckte sich eine Zigarette an. »Lange werden sie nicht mehr weiterfeiern.«
    »Ein echter Meisterplan«, sagte der Syrer, »aber Mord wäre einfacher gewesen.«
    »Die Ermordung Khorvans würde nichts ändern«, widersprach ihm Peters. »Das brächte höchstens Ardalans Killer auf den Plan. Es war eine blödsinnige Idee, und das Komitee hat sie zu Recht abgelehnt.«
    Der Syrer zuckte gleichgültig mit den Schultern. Der Verweis schien ihm nichts auszumachen.
    »Ich beklage mich ja auch nicht über den Plan. Er ist sehr gut ausgearbeitet.«
    »Geschichte war mein Hauptfach«, sagte Peters. »Alles ist voraussagbar, denn die Ereignisse wiederholen sich immer wieder, und auf diese Weise geht es ohne Blutvergießen ab.«
    »Seit wann bis du so penibel?« fragte das Mädchen.
    »Würdest du denn in diesem speziellen Fall töten?«
    Ohne zu zögern antwortete sie: »Wenn es keine andere Wahl gäbe, ja.«
    »Diesmal wird es nicht nötig sein«, wandte sich Peters wieder dem Syrer zu. »Ich bin für die ganze Sache verantwortlich, und es wird keinen Mord geben und auch keine Notwendigkeit dazu.«
    »Eine Revolution ohne Blutvergießen gibt es gar nicht«, protestierte Madeleine; sie wollte ihn nicht zornig machen, aber sie mußte einfach widersprechen. »Das leugne ich gar nicht ab«, sagte Peters. »Ich habe meinen Teil dazu schon beigetragen. Aber jetzt ist es etwas anders. Wir werden moralisch siegen.«
    »Wenn die Geschichte rauskommt, wird man dich für die Entführung nicht gerade öffentlich belobigen«, stichelte Madeleine. Dann begann das Telefon zu läuten.
    Der Syrer hob ab, sagte einfach nur »Ja« und lauschte anschließend.
    Habib befand sich in der Küche des Hilton. Die meisten Angestellten waren bereits heimgegangen, er benutzte das Telefon des Kochs.
    »Tut mir leid, daß ich mich so spät melde. Wir sind gerade erst fertig mit dem Aufräumen. Es waren heute alle da. Seine Frau ist mitgewesen. Er wird eine Weile bleiben. Sie auch, aber sie fliegt vorher noch mal zurück.« Während er sprach, blickte er sich ängstlich um – falls man seine Stimme nach draußen hörte, kam womöglich jemand nachsehen, was hier los sei.
    »In Ordnung«, lobte der Syrer. »Gut gemacht.«
    Die Stimme am Telefon wurde noch leiser. »Der Oberst war auch da.«
    »Na klar, das macht doch nichts. Warum sollte er gerade dich bemerken? Nur Mut, Bruder. Den kannst du vergessen.«
    Er legte auf.
    »Na?« frage Peters. Er war aufgesprungen.
    »Er ist nah genug herangekommen, um hören zu können, daß Fields noch eine Weile hier bleibt. Seine Frau ist auch dabei, dann wird
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