Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bitterer Jasmin

Bitterer Jasmin

Titel: Bitterer Jasmin
Autoren: Evelyny Anthony
Vom Netzwerk:
Gastgeberin sehen, die perfekte Frau für einen Mann wie ihn. Und bekam gleichzeitig Schuldgefühle bei diesem Gedanken. Er wollte nicht hässlich zu ihr sein, nicht einmal in Gedanken. Es war ja nicht ihre Schuld, daß alles schiefging. Er legte ihr die Hand aufs Knie. »Verdammt noch mal«, sagte er, »ich bin einfach nervös. Khorvan bekämpft uns seit eineinhalb Jahren. Das schwierigste Volk der Welt, diese Perser.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie, »es wird ganz schön anstrengend für dich werden. Darum wollte ich ja auch unbedingt mitkommen.«
    Logan nahm die Hand von ihrem Knie. Solche Antwort von ihr, so loyal und unschuldig, steigerte sein Schuldgefühl. Es gab Augenblicke, in denen er sich wünschte, sie möge mit ihm streiten oder sich beklagen – ihm irgendeinen Grund geben …
    Eileen Field erschauerte in der künstlichen Kühle des Wagens. Die Juwelen, die sie trug, fühlten sich kalt und schwer an – eine riesige Diamantbrosche mit einem Türkis in der Mitte, und dazu passende Ohrringe und Armband. Sie hatte diesen Schmuck gewählt, weil die Türkise aus Persien stammten; Logan hatte sie ihr nach der Geburt Lucies gekauft. Sie trug sie dem Minister zu Ehren, nicht zur Erinnerung daran, daß ihr Mann damals lieb zu ihr gewesen war. In den letzten drei Jahren hatte sie sich immer um solche Details gekümmert, hatte versucht, Logan irgendwie einen Ausgleich zu bieten; wenn sie ihm schon nicht das sein konnte, was er auf der einen Seite brauchte und wollte, konnte sie wenigstens in seinem wichtigsten Lebensbereich, der Imperial Oil, für ihn da sein. Sie hatte ihn immer bewundert; ein Teil ihrer Liebe bestand auch in der Bewunderung der Eigenschaften, die sie in ihrer Familie, bei ihrem Vater, überhaupt nicht kannte.
    Sein Ehrgeiz, seine Energie, seine Art zu denken. Seine dynamische Persönlichkeit, die sich nicht auf ererbte Privilegien oder historische Taten bezog. Une force de nature – sie erinnerte sich an diese Phrase aus einem französischen Lehrbuch –, eine Naturkraft, das war die richtige Beschreibung für ihn, und aus diesem Grund hatte sie ihn geliebt.
    Seit einigen Monaten wußte sie bereits, daß seine Liebe zu ihr erloschen war. Als sie den Raum betraten, hakte sie sich bei ihm ein, und sie gingen gemeinsam auf James Kelly und die anderen Gäste zu.
    Habib Ibrahimi balancierte ein Tablett mit Sekt, Whisky und Limonaden zwischen den Gästen hindurch geradewegs auf eine kleine Gruppe zu, die etwas abseits stand, blieb vor Logan stehen und bot ihm zu trinken an. Minister Mahmoud Khorvan stand neben Field. Habib hatte Fotos von ihm gesehen und betrachtete jetzt den Gegenstand seines größten Hasses genauer. Dies war also der einstige iranische Patriot, der jetzt das Öl des Landes an die Kapitalisten des Westens verkaufte. Ganz kurz weilte sein Blick voll auf ihm: hellhäutiges Gesicht, dunkle Brauen, zurückweichender Haaransatz. Ein kleiner Mann in tadellosem Londoner Schneideranzug. Schwere goldene Manschettenknöpfe mit Diamanten glitzerten an seinen Handgelenken. Er sprach mit der Ausländerin, die sehr schöne Türkise trug, und schien die Party zu genießen. Habib betrachtete Eileen – die Frau des Präsidenten der Ölgesellschaft, die sich wie die Arme eines Kraken um die Kehle seines Landes legte. Habib war ein einfacher Mann, aber er wußte, wo seine Feinde zu finden waren. Und hier servierte er ihnen ihre alkoholischen Getränke. Der Minister hielt sich – zumindest in der Öffentlichkeit – an die Moslemregeln und trank nur Orangensaft.
    Habib arbeitete schon sechs Monate im Hilton. Als der Empfang hier geplant wurde, bekam sein Posten plötzlich Bedeutung für die gemeinsame Sache. Seine Freunde hatten ihm erklärt, wie er mithelfen könne, sein Land zu retten.
    Er verbeugte sich knapp vor dem Minister und zog sich ein paar Schritte zurück; dabei kam er an einem großen Mann in iranischer Militäruniform vorbei, der ihn zu sich rief. Ohne aufzublicken, blieb er vor ihm stehen; eine langfingrige Hand mit dicklichen Knöcheln hob ein Whiskyglas vom Tablett. Habib Ibrahimi ging mit gesenktem Kopf weiter. Er kannte Oberst Ardalan; so tapfer und seiner Sache ergeben Habib war, betete er mit allem Aberglauben, der ihm verblieben war, mit dem Oberst nie nähere Bekanntschaft zu machen.
    »Es geht alles gut«, flüsterte Field James Kelly zu.
    »Meinen Sie, daß es ihm gefällt?«
    »Noch kann man gar nichts sagen«, antwortete James.
    »Nur wenn es ihnen überhaupt nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher