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Bittere Delikatessen

Bittere Delikatessen

Titel: Bittere Delikatessen
Autoren: Horst Eckert
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weibliche Namen. Dabei tragen gerade jetzt die Frauen dazu bei, dass wir so viel Spaß am Sommer haben, wie ein Bummel über die Rheinwiesen zeigt (Foto). Petra (16, Schülerin) lacht. Sie findet Bikinioberteile doof, sagt sie. Und bekräftigt diese Aussage mit zwei besonders hübschen Argumenten. Weiter so, Sommer!
     
     
    3.
     
    Tom hatte den Blitz von hinten, mit dem Wetterbericht und dem Sportteil beginnend, nach vorn durchgearbeitet. An dem Foto auf Seite 3 blieben seine Augen hängen. Es zeigte zwei junge Frauen im Dirndl, die von Helfern aus einem See gezogen wurden. Die Brüste der beiden zeichneten sich deutlich unter dem durchweichten Stoff ab.
    Das Boulevardblatt war immer für eine Augenweide gut.
    Ein Krächzen des Polizeifunks riss Tom aus seinen Träumen. Bönte spielte gelangweilt an den Schaltern und ging die Frequenzen durch. Rauschen, Stimmen, Einsatzbefehle.
    »Brauning«, sagte der Kollege zu Tom und drehte die Lautstärke hoch. Irgendwo in der Stadt raunzte ein leitender Beamter Befehle in seine Sprechmuschel. Es ging um eine männliche Leiche, und der Beamte verlangte nach Kollegen aus seinem Kommissariat sowie der Kriminaltechnik. Soviel konnte Tom verstehen.
    »Ein Mord in Oberkassel. Kennst du Brauning?«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich hatte noch nicht das Vergnügen.«
    »Vergnügen? Na ja. Der Chef des K1. Vor dem musst du dich in Acht nehmen. Rottweiler, so nennen ihn alle. Er ist ein brutaler Typ. Manche sagen, er sei trotzdem ein guter Bulle. Hat eben seine eigenen Methoden.«
    Tom knabberte nachdenklich an den Spitzen seines Schnurrbarts. Ein Mord in Oberkassel. Das K1. Das Kommissariat für Tötungsdelikte galt als ein Sprungbrett innerhalb der Behörde. Dort wollte er hin, soviel stand für Tom fest. Rottweiler hin oder her. Wer im K1 eine gute Figur machte, hatte freie Bahn auf der Karriereleiter, das wusste Tom bereits nach drei Wochen Zugehörigkeit zur Kripo.
    Stattdessen saß er nun seit Tagen mit Bönte in diesem schäbigen Zivilfahrzeug und observierte noch schäbigere Dealer. Routinearbeit, grauer Alltag beim K2 – Sitte, Rauschgift, vermisste Personen. Während das Krächzen und Knacken des Lautsprechers eine Pause machte, rammte ihm sein Kollege den Ellbogen in die Seite.
    »Da kommt er!«, rief Bönte.
    Tom warf den Blitz nach hinten, nahm seine Brille ab und versuchte durchs Fernglas zu spähen.
    Der Junge trat aus dem Tor. Sein heller Anzug leuchtete in der Morgensonne.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Tom die Schärfe gefunden hatte. Dann erkannte er den Dealer. Langes, schwarzes Haar fiel dem Jungen ins Gesicht, als er eine Zigarette anzündete.
    »Ich seh was«, sagte Tom leise. »Die Jacke ist ausgebeult. Enzo hat etwas geholt.« Er ließ das Fernglas sinken und schaute grinsend seinen Nebenmann an.
    »Das Depot!«, bestätigte Bönte und hob seinen rechten Daumen. »Hat sich also doch gelohnt, hier rumzuhängen!«
    Tom richtete den Blick wieder auf den Jungen. Dieser blickte sich mehrfach um, bevor er zu seinem Wagen ging. Den weißen Vectra seiner Beschatter konnte er nicht sehen.
    »Ich bleib hier und seh mich um«, sagte Tom.
    »Bloß kein Risiko! Vielleicht ist da drin noch ein Komplize!«
    Sie hörten das Starten des Automotors vor der Lagerhalle.
    Tom sprang aus dem Wagen. »Mach schon, sonst verlierst du ihn!«
    »Du kannst da nicht allein reingehen, Thomas! Ich funke die Kollegen an. Rühr dich nicht von der Stelle, bevor die Streifenwagen da sind!«
    »Jaja.«
    »Versprochen? Fröhlich reißt mir den Kopf ab, wenn dir etwas passiert.«
    »Scheiß auf den Dicken!« Tom fasste sich an die Seite, wo seine Waffe saß. »Mach schon! Fahr los!«
    »Wart auf die Verstärkung!«
    Tom grinste bloß und zeigte seinerseits den rechten Daumen. Schotter spritzte auf, als Bönte die Verfolgung des Jungen aufnahm. Ein Schwarm Stare stob in die Luft.
    Nach einigen Sekunden legten sich der Staub und das Geschimpfe der Vögel.
    Es war wieder still wie zuvor.
    Nichts schien sich in der Lagerhalle zu regen. Es war ein verlassenes Gebäude im Osten der Stadt. Seit Jahrzehnten schien es keine Güter mehr beherbergt zu haben. Der Maschendrahtzaun bog sich an mehreren Stellen bis tief zum Boden, die Mauern waren verwittert, und das große Tor stand weit offen.
    Ein schwarzes, gähnendes Loch.
    Tom befingerte das Leder des Holsters und schluckte. Der Kies knirschte unter seinen Turnschuhen, als er langsam darauf zuging.
     
     
    4.
     
    Um 9:10 Uhr erreichte Ben die
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