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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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Nebels:
    »Der Stoß vorhin tut mir leid, doch für Schönsprech weder Atem noch Zeit, rette mein Kind, geschwind, geschwind, gar böse Wesen hinter ihm her sind!«
    Ludo runzelte die Stirn. Stoß? Schönsprech? Kind? Er steckte den Zeigefinger ins Ohr und wackelte etwas. Dabei sah er, wie sich der Nebelkreis um seinen Kopf auflöste und wieder zum losen Nebelband wurde. Das Nebelband glitt von Ludos Schultern und schwebte auf die Tür zu. Ludo sah, wie das Nebelband immer dünner wurde und in das Schlüsselloch kroch. Als es völlig verschwunden war, hörte Ludo ein klick. Das Schloss! Mit zwei Schritten war Ludo bei der Tür. Er drückte die Klinke nach unten. Die Tür ging auf.
    Gleichzeitig ging Ludos Mund auf. Was Ludo erblickte, war ein Bild, wie es nur in einem Albtraum vorkommen konnte.

Der Stein
der Erlösung
    L udo hielt sich am Türrahmen fest und versuchte das, was er sah, zu begreifen. Auf dem Hallenboden in der Nähe eines Tors standen Frau Tepes und Helene. Helene warf blindlings mit Gemüse um sich. Eine Puddingschüssel, die sie aus unerfindlichen Gründen auf dem Kopf trug, war ihr bis über die Nasenspitze gerutscht.
    Frau Tepes stand auf einer Kiste Bananen und schrie unentwegt »KUH!«
    Eine Kuh war weit und breit nicht zu sehen.
    An der Hallendecke schwebten fünf Riesenfledermäuse, auf denen fünf riesengroße Gestalten saßen. Ludo erkannte erst auf den zweiten Blick, dass es Vampire waren. Daka hing an der Kralle einer Riesenfledermaus. Die Riesenfledermaus versuchte, Daka abzuschütteln. Daka hielt sich wie ein Rodeoreiter.
    Auf einem der breiten, hölzernen Deckenbalken stand Silvania. Sie hielt einen großen Eimer in der Hand und versuchte, ihn einer Riesenfledermaus über den Kopf zu stülpen. Offenbar hatte sie noch nicht bemerkt, dass der Eimer viel zu klein für den Kopf der Riesenfledermaus war.
    Das erschreckendste Bild lieferte Mihai Tepes. Er hing wehrlos wie eine Vogelscheuche in den Krallen einer Riesenfledermaus. Verzweifelt wedelte er mit den Armen, in denen er eine Gehhilfe hielt. Er rief etwas, das klang wie: »Das Kuh! Wir brauchen das schrille Kuh! Sonst sind wir verloren!«
    Ludo zog sich bei dem Anblick der Magen zusammen. Herr Tepes, der stolze Vampir, war in den Fängen der Riesenfledermäuse nicht nur vollkommen wehrlos, sondern auch vollkommen durchgeknallt. Ludo wollte ihm helfen. Er wollte allen helfen. Aber wie?
    Plötzlich spürte Ludo, wie ihn jemand mit frostigem Griff am Arm packte. Für eine Sekunde sah er im Hallenlicht eine weiße Nebelgestalt aufblitzen. Sie zog ihn zu einem kleinen Fenster. Dann surrte sie wieder um seinen Kopf. Ludo hatte das Gefühl, dieses Mal drehte sich der Nebelkreis noch schneller und flimmerte.
    »Stell keine Frage, tu schnell, was ich dir sage: Nimm den Backstein, wirf ihn durchs Fensterlein. Befreiung wird die Belohnung sein.«
    Ludo zögerte nur eine Sekunde. Er wusste nicht, wer der Geist war. Er wusste nicht, was der Geist wollte. Er wusste nicht, warum er einen Stein durchs Fenster werfen sollte. Aber alles war besser, als untätig herumzustehen und zu sehen, wie seine Freunde von Riesenfledermäusen und deren Riesenreitern angegriffen wurden.
    Entschlossen bückte er sich nach einem Backstein. Er schleuderte ihn mit voller Kraft auf das Fenster. Klirrend ging das Fenster entzwei. Sofort stöhnte jemand laut auf, dann erklang ein ohrenbetäubender Schrei:
    »QQQQQQQQQQQQQqqqqqqqqqqQQQQQ QQQQQQQQQqqqqqqqqqqqqQQQQQQQQQ QQQqqqqqqqqqqqqqQQQQQQQQQQQQQQ QqqqqqqqqqqqqqQQQQQQQQQQQQQqqqqq qqqqqqqqQQQQQQQQQQQQQqqqqqqqqqqqq qQQQQQQQQQQqqqqqqqqqqqqqqqQQQQQ

Backsteinlandeplatz
    D irk van Kombast rieb sich mit der einen Hand den Kopf. In der anderen Hand hielt er einen Backstein, so groß wie ein Laib Brot. Maiskörner, zerfetzte Bohnen und ein paar Glassplitter bedeckten seinen Oberkörper. Der Schmerzensschrei, der erst vor ein paar Sekunden verklungen war, lag ihm noch auf den zitternden Lippen.
    Der Stein und der Schmerz waren unerwartet heftig und schonungslos über den Vampirjäger hereingebrochen. Erst hatte er versucht, den Schrei zu unterdrücken, gegen ihn anzukämpfen, ihn zu verarbeiten, ihm zu begegnen. Dazu hatte er eine Technik angewandt, die ihm Ajala beim letzten Yogaworkshop beigebracht hatte: tiefe Bauchatmung und dabei bis 100 zählen oder das Alphabet aufsagen. Dirk van Kombast hatte sich spontan für Letzteres entschieden. Zunächst hatte es bestens funktioniert. Beim A-B-C-D-E-F-G hatte er tatsächlich so gut wie
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