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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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erzählen?
    Daka streckte gerade die Zunge nach einer Obstfliege aus, die unvorsichtigerweise sehr nah vorbeigeflogen kam.
    Silvania sah, wie Daka die Obstfliege auf der Zunge einrollte. Dann schlürfte sie genüsslich. Wahrscheinlich war es besser, dachte Silvania, mit Helene über so eine delikate Angelegenheit zu reden. Helene kannte sich aus. Immerhin hatte sie sich vor ein paar Tagen selbst verliebt. Halsschlagader über Kopf. Die Liebe an sich konnte eine sehr gefährliche Sache sein. Das wusste Silvania aus den 564 Liebesromanen, die sie gelesen hatte. Helenes Liebe aber war besonders gefährlich. Wäre sie ein Gefahrguttransport gewesen, hätte sie die Warnschilder explosiv, ätzend, erstickend, giftig, brandfördernd, radioaktiv und leicht entzündlich tragen müssen.
    Es war in der Vampwanischen Nationalfeiernacht geschehen. Beim Auftritt von Krypton Krax (der unterirdisch besten Band der Welt, fanden zumindest Daka und Karlheinz). Helene hatte sich verliebt. Unglücklicherweise in einen Vampir. Noch unglücklichererweise in einen Vampir, der einer besonders aggressiven und blutrünstigen Vampirart angehörte: den Transgiganten. Wo die Liebe eben so hinfliegt ...
    Der Vampir hieß Murdo Dako-Apusenu und war der Sänger von Krypton Krax. In einer Mondnacht im Wald war es beinahe zum Kuss – oder zum Biss – gekommen. Das war bis jetzt noch unklar.
    Silvania seufzte. Dann schlug sie das Buch auf einmal mit einem lauten Knall zu. Sie wollte nicht mehr an Küsse, Bisse und andere Sachen denken, die sie nur durcheinanderbrachten.
    Daka rutschte beinahe von der Leine. »Schlotz zoppo!«, rief sie und sah erstaunt auf das Buch in Silvanias Hand. »Hast du eine Schmeißfliege zerquetscht?«
    »Du denkst immer nur ans Essen.«
    »Und du nur an die Liebe.« Daka rümpfte die Nase. Schmeißfliege oder Liebe – was davon besser war, war ja wohl klar.
    »Gumox. Ich denke an morgen«, verkündete Silvania. »Ich finde, wir sollten Ludo zum Wiedersehen eine zensatoi futzi Überraschung bereiten.«
    Ludo Schwarzer war der allerbeste und allereinzigste Freund der Vampirschwestern. Erst fanden die Zwillinge ihn sehr sushpektoi. Aber mittlerweile verstanden sie sich boibine. Was wahrscheinlich daran lag, dass Ludo auch nicht ganz normal war. Ludo konnte in die Zukunft sehen (leider immer etwas unscharf) und mit Geistern reden. Das hatte er vermutlich die ganzen Ferien über gemacht, denn er war nicht mit den Mädchen nach Bistrien geflogen.
    »Du meinst, weil wir ihn die letzten Tage hier in Bindburg mit seinen Geistern allein gelassen haben?«, fragte Daka von der Zimmerdecke.
    »Genau. Eine Überraschung als Entschädigung sozusagen.«
    Auf Dakas Gesicht erschien ein Grinsen, so breit wie Karlheinz an der Auqariumscheibe. »Ich habe eine prima Idee. Eine wunderschön schaurig, modrige Idee ...«

Hinter rumänischen
Gardinen
    Z ur gleichen Zeit, ungefähr 1500 Kilometer von Bindburg entfernt, war jemandem überhaupt nicht zum Grinsen zumute. Der Mann, der nichts zu grinsen hatte, war Dirk van Kombast.
    Dabei lächelte er sonst häufig und ausdauernd und sehr professionell. Wenn Dirk van Kombast nicht gerade in einer rumänischen Gefängniszelle saß wie jetzt, arbeitete er als Pharmavertreter. Ein offenes, herzliches Lächeln gehörte da neben dem gepflegten Äußeren zur Grundausstattung. Das Lächeln war Dirk van Kombast nach drei Tagen Aufenthalt in einer rumänischen Gefängniszelle allerdings gründlich vergangen. Vom gepflegten Äußeren war ebenfalls nicht mehr viel zu sehen. Er war nahezu berufsunfähig.
    Dirk van Kombast schritt durch die kleine Zelle. Sie war kaum größer als sein Badezimmer zu Hause in Deutschland in der Reihenhaussiedlung am nördlichen Rand von Bindburg. Nach drei Soldatenschritten hatte Dirk van Kombast die hintere Zellenwand mit dem kleinen quadratischen Fenster erreicht. Er sah kurz durch die Gitterstäbe nach draußen auf den Himmel über Transsilvanien, über den die Abenddämmerung bereits ihren dunkelblauen Vorhang zog. Sehnsüchtig blickte er gen Norden. Gen Heimat. Er seufzte. Mit einem Ruck drehte er sich um und schritt zurück zur gegenüberliegenden Zellenwand mit der stählernen Tür.
    Bei jedem Schritt stieß er voller Abscheu ein Wort aus.
    »Widerwärtiges.«
    Schritt.
    »Heimtückisches.«
    Schritt.
    »Menschenverachtendes.«
    Schritt.
    »Vampirgesocks.«
    Drehung.
    »Aufstöbern.«
    Schritt.
    »Aufspießen.«
    Schritt.
    »Und auf Knoblauchknollen werde ich euch
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