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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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und Zeigefinger am Schnauzbartende. »Ich bitte dich! Wer, wenn nicht du, hat das Schrille Q ausgestoßen?«
    »Ich weiß es nicht. ICH war es jedenfalls nicht.« Elvira verschränkte die Arme. Vor ihrem Körper, der als Klangkörper für das Schrille Q nicht geeignet war.
    Herr Tepes wusste nach 13 Jahren Ehe, wann es seine Frau ernst meinte. »Ja aber, wenn du es nicht warst, wer dann?« Er sah ratlos in die Runde. »Silvania?«
    »Mir haben in dem Moment viel zu sehr die Zähne geklappert, um irgendeinen Ton hervorzubringen«, erwiderte Silvania.
    »Helene?«, fragte Herr Tepes.
    »Ich schwör's beim Grab meiner Mutter, ich war es nicht.« Sie hob Zeige- und Mittelfinger und legte sie übereinander.
    »Mich brauchst du gar nicht erst zu fragen«, sagte Daka. »Ich weiß noch nicht mal, was ein schrilles Q ist.«
    Herr Tepes sah verdattert zu Ludo. »Aber dann bleibst ja nur noch du übrig, Luko.«
    »Ludo.«
    »Was?«
    »Ich heiße Ludo.«
    »Sag ich doch. Vermutlich hattest du deinen Stimmbruch noch nicht. Ich wusste ja nicht, dass auch Jungen diesen Schrei ausstoßen können.« Herr Tepes nickte Ludo anerkennend zu.
    Ludo zögerte einen Moment. Wahrscheinlich wäre es am einfachsten gewesen, Herrn Tepes recht zu geben. Ludo hätte nichts weiter erklären müssen. Alle hätten ihm geglaubt, dass er diesen schrillen Ton ausgestoßen hatte. Einen Ton, den kein Mensch hervorbringen konnte. Da war sich Ludo absolut sicher.
    Ludo hüstelte. Würde er jetzt nicht sprechen, würde er als ein Held gefeiert werden, der er gar nicht war. Er hatte nur getan, was ein Geist ihm gesagt hatte. Mehr nicht. Er wollte sich nicht mit fremden Federn beziehungsweise schrillen Tönen schmücken. »Ich war es auch nicht, das mit dem schrillen Schrei.«
    Herr Tepes stemmte die Hände in die Hüfte. »Also, jetzt reicht es aber!« Herr Tepes liebte Heldentaten. Er hasste falsche Bescheidenheit. »Irgendjemand hier hat das Schrille Q ausgestoßen und damit die Transgiganten vertrieben. Diese Person braucht sich nicht zu schämen. Ich will ihr danken! Außerdem besitzt derjenige, der diesen Ton ausstoßen kann, somit eine für uns sehr nützliche Eigenschaft. Zum letzten Mal: Wer war es?«
    Frau Tepes zuckte mit den Schultern.
    Daka, Silvania und Helene sahen einander fragend an.
    Einen Moment wurde es in der Lagerhalle ganz still. Dann seufzte Ludo. »Es war ein Geist«, sagte er leise.
    Herr Tepes lachte. »Lumo, weißt du, was ich gerade verstanden habe? Du hast gesagt: Es war ein Geist.« Herr Tepes lachte abermals.
    Ludo grinste, als hätte er Eiswürfel in den Mundwinkeln. »Ja. Das stimmt. Es war ein Geist. Er hat diesen Schrei ausgestoßen. Oder ihn zumindest irgendwie hervorgebracht.« So ganz klar war auch Ludo nicht, wie der Geist, der Backstein und das Fenster mit dem Schrei zusammenhingen. Vielleicht hatte das zerberstende Glas den Ton ausgelöst. Vielleicht war das Geräusch aber auch entstanden, als der Geist durch das zersplitterte Fenster nach draußen geströmt ist. Auf jeden Fall hatte der gemüsezerfetzende Schrei eingesetzt, kurz nachdem Ludo das Fenster zerschmettert hatte.
    Herr Tepes lachte noch immer, als Silvania, die Ludos Geistergeschichten schon gewohnt war, fragte: »Und wieso sollte ein Geist diesen Ton ausstoßen?«
    »Ja, wieso sollte uns ein Geist vor den Transgiganten retten?«, fragte Daka.
    »Was war das denn überhaupt für ein Geist?«, fragte Helene.
    Ludo sah alle der Reihe nach langsam an. Bei Helene verharrte sein Blick. Ludo schluckte mehrmals, bevor er genug Mut hatte und sagte: »Helene, ich muss mit dir reden. Alleine.«

Der Nebelschleier
lüftet sich
    W are Neugierde wie Luft gewesen, hätten sich Silvania und Daka aufgebläht wie zwei Ballons und wären davongeflogen. Stattdessen folgten sie ihren Eltern über das Großmarkthallengelände zum Dacia. Er stand quer auf dem Bürgersteig. Die Schwestern drehten sich immer wieder nach ihren beiden menschlichen Freunden um. Wieso wollte Ludo allein mit Helene reden? Hatte das etwas mit dem Geist zu tun, von dem Ludo gesprochen hatte?
    So sehr sich Daka und Silvania auch die Hälse verrenkten, schon nach wenigen Schritten konnten sie Helene und Ludo nicht mehr sehen.
    Was daran lag, dass Ludo Helene um die Lagerhalle herum und in eine abgelegene Ecke führte. Er wollte ungestört mit ihr reden. Was er ihr zu sagen hatte, würde richtig schwer werden.
    Ludo setzte sich auf einen Stapel Obstkisten.
    »Jetzt sag doch endlich, was los ist! Wieso musst
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