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Bissige Gäste im Anflug

Bissige Gäste im Anflug

Titel: Bissige Gäste im Anflug
Autoren: Franziska Gehm
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dunkel. Doch er schaltete keine Scheinwerfer an.
    Leise rollte der Sportwagen den Lindenweg entlang. Er war der zweite Wagen, der in diesen frühen Morgenstunden die Reihenhaussiedlung verließ. Kurz zuvor war ein flaschengrüner Dacia, Baujahr 1974, aus der Einfahrt vor dem letzten Reihenhaus im Lindenweg gefahren. Noch immer lagen drei kleine graue Rauchwolken in der Luft. Am Steuer des Dacias saß Elvira Tepes. Auf dem Beifahrersitz saß ihr Mann.
    Dirk van Kombast hatte seine Nachbarn den ganzen Abend, die ganze Nacht und die ganzen frühen Morgenstunden über belauscht. Obwohl sein Abhörgerät noch immer einen ärgerlichen Wackelkontakt hatte, hatte der Vampirjäger die wichtigsten Sachen mitbekommen. Er war ein Profi. Er konnte sich so manches zusammenreimen.
    Jetzt lenkte er den silbernen Sportwagen, so behutsam es mit einem Gips am rechten Bein und einer Gehhilfe auf den Knien ging, durch die einsamen Straßen von Bindburg. Die Stadt dämmerte noch im Halbschlaf. An einer roten Ampel bog der Dacia mit quietschenden Reifen nach links ab. Dirk van Kombast fuhr sanft um die Kurve und folgte dem Dacia. Er musste sich nicht beeilen. Er konnte es riskieren, den Dacia aus den Augen zu verlieren. Er wusste auch so, wo das Ehepaar Tepes hinfuhr. An dieser entscheidenden Stelle hatte das Abhörgerät nicht versagt. Mihai und Elvira Tepes fuhren zu den Großmarkthallen. Sie vermuteten, dass ihre Töchter und deren Freunde dort von gewissen Transgiganten festgehalten wurden.
    Dem Vampirjäger war klar, dass er in seinem angeschlagenen Zustand wenig gegen die Vampire ausrichten konnte. Erst recht nicht gegen diese besonders aggressive Vampirart, von der Mihai Tepes gesprochen hatte. Aber er konnte auch nicht so tun, als ginge ihn die Welt da draußen nichts mehr an, nur weil er ein gebrochenes Bein hatte. Nein, er war Vampirjäger. Und als solcher musste er auf dem Laufenden bleiben. Gebrochenes Bein hin oder her.

Polischmei
    R APEDADI, Elvira! Sonst kommen wir zu spät!« Mihai Tepes zog sich mit beiden Händen am Lakritzschnauzer. Das tat er nur, wenn er sehr nervös und sehr ungeduldig war.
    »Ich fahre so schnell, wie der Dacia kann«, erklärte Frau Tepes ihrem Mann.
    Der Dacia stieß drei bestätigende schwarzgraue Huster aus.
    Ursprünglich wollte Mihai Tepes zur Großmarkthalle fliegen. Da es bereits dämmerte, hielt ihn seine Frau davon ab. Sie hatten nichts davon, wenn Mihai Tepes statt in der Großmarkthalle bei der Polizei, in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik oder in einem Versuchslabor für unbekannte Lebensformen landete. Außerdem waren sie mit dem Dacia genauso schnell. Vorausgesetzt, Elvira saß am Steuer. Auch wenn ihr Mann ein zackiger und forscher Vampir war – hinter dem Steuer seines Dacias verwandelte er sich in einen Sonntagsfahrer, egal an welchem Wochentag. Vampire waren eben zum Fliegen geboren, nicht zum Autofahren.
    Mihai Tepes war so damit beschäftigt, sich entweder vor Ungeduld am Lakritzschnauzer zu ziehen oder sich am Türgriff festzuhalten, wenn Elvira den Dacia mit voller Geschwindigkeit um eine Kurve quietschen ließ, dass er den silbergrauen Sportwagen gar nicht bemerkte, der ihnen bereits seit dem Lindenweg folgte.
    Auch Elvira Tepes war der geschmeidige Verfolger bisher noch nicht aufgefallen. Sie hatte den Blick fest auf die Straße gerichtet und in Gedanken war sie bereits auf dem Gelände der Großmarkthallen. Was würde sie dort erwarten? Kamen sie noch rechtzeitig, bevor ... ja, bevor was? War es nicht viel zu riskant, ganz auf eigene Faust gegen Riesenfledermäuse und Transgiganten anzutreten? Ihr Mann war zwar ein Vampir, aber kein Supermann. Und sollte Elvira Tepes irgendwelche übernatürlichen Kräfte besitzen, hatte sie bis jetzt noch nichts davon bemerkt. »Mihai, sollten wir nicht doch besser die Polizei rufen?«
    »Gumox! Polizei, Polischmei, Polibrei. Was sollen ein paar Polizisten gegen ausgewachsene Transgiganten ausrichten? Sie können ihnen ja noch nicht einmal Handschellen anlegen, weil die Handgelenke viel zu breit sind.«
    »Aber sollten unsere Töchter und ihre Freunde tatsächlich in die Fänge dieser Transgiganten geraten sein – was tun wir dann?« Elviras Stimme surrte wie eine aufgescheuchte Libelle über dem Motorenlärm.
    Mihai Tepes ließ den Lakritzschnauzer los und strich sich mit den Händen über die Oberschenkel. »Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie man Transgiganten in die Flucht schlagen kann. Die erste ist ganz einfach: mit
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