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Biss sagt mehr als tausend Worte

Biss sagt mehr als tausend Worte

Titel: Biss sagt mehr als tausend Worte
Autoren: C Moore
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Luft lag, und  – was noch verstörender war  – nicht von irgendeiner Katze, sondern von einer toten Katze. Dead Cat Walking . Moment mal, was war das? Nicht Katze… Katzen . Oha, das war nicht gut.
    »Er hat recht mit der Katze«, wuffte Lazarus und stieß den Kaiser an. »Wir sollten hier verschwinden, vielleicht rüber
nach North Beach und nachsehen, ob jemand ein Würstchen oder irgendwas verloren hat. Ich hätte Bock auf ein Würstchen. Aber wir können auch hierbleiben und sterben. Egal. Geht beides.«
    »Ruhig, Männer!«, sagte der Kaiser, der spürte, dass irgendwas nicht stimmte. Er kniete sich hin, wobei seine Knie knarrten wie rostige Scharniere, und während er sich umsah, massierte er die Stelle zwischen Bummers Ohren, als knetete er Hundehirnfrikadellen. Er war ein großer, struppiger Donnerschlag von einem Mann  – breitschultrig, graubärtig, mit feinem Witz begabt und den Bürgern seiner Stadt treu ergeben. Seit Menschengedenken lebte er auf den Straßen San Franciscos, und während die Touristen in ihm nur den abgerissenen Penner sahen, betrachteten ihn die Einheimischen als Fixpunkt, als wandelndes Wahrzeichen, als Geist, als Gewissen und entboten ihm zumeist den Respekt, den man Monarchen entgegenbrachte, trotz des Umstands, dass er nicht mehr alle Flügel an der Mühle hatte.
    Die Straße war menschenleer, doch einen halben Block entfernt sah der Kaiser das dreirädrige Wägelchen einer Politesse des SFPD, das hinter einem verkehrswidrig geparkten Audi stand. Die gelb rotierenden Warnlichter jagten sich gegenseitig über die umstehenden Gebäude wie trunkene, gelbsüchtige Tinkerbells, doch weit und breit war niemand in Sicht.
    »Seltsam. Um diese Zeit sind doch keine Politessen mehr unterwegs. Vielleicht sollten wir der Sache mal auf den Grund gehen, Gentlemen.«
    Bevor er jedoch aufstehen konnte, sprang Bummer aus des Kaisers Tasche, lief schnurstracks auf das Wägelchen zu und
stürzte sich mit kläffendem Stakkato in die Attacke. Lazarus trabte der schwarzweißen Fellrakete hinterher, und der alte Mann folgte ihnen, so schnell ihn seine langen arthritischen Beine trugen.
    Sie fanden Bummer hinter dem Audi, wo er an einer leeren Uniform herumschnaubte und -schnüffelte, von feinem grauem Staub überzogen. Des Kaisers Augen wurden groß. Er wich zurück über den Gehweg, bis er an der Feuertür eines der Fabriklofts stand, von denen die Straße gesäumt war. Er hatte so etwas schon mal gesehen. Er kannte die Anzeichen. Doch als er vor einem Monat Zeuge geworden war, wie der alte Vampir und seine Kumpane an Bord dieser riesigen Jacht gegangen waren, hatte er geglaubt, seine Stadt sei die Blutsauger los. Was nun?
    Knisterndes Rauschen drang aus dem Polizeidreirad: ein Funkgerät. Melde es! Du musst dein Volk vor der drohenden Gefahr warnen! Er trat an das Wägelchen, nestelte am Türgriff herum und nahm das Mikrofon.
    »Hallo«, sagte er, »hier spricht der Kaiser von San Francisco, Protektor von Alcatraz, Sausalito und Treasure Island. Ich möchte einen Vampir melden.« Das Funkgerät knisterte vor sich hin, und ferne Stimmen geisterten durch den Äther.
    Lazarus tippte sein Herrchen an und bellte wütend: Du musst die Taste drücken! Du musst die Taste drücken! Nun verstand der edle Retriever zwar Englisch, doch er sprach leider nur Hündisch, und so entging dem Kaiser dieser wohlgemeinte Rat.
    Taste! Taste! Taste! Taste!, kläffte Bummer und hüpfte vor dem Wagen auf und ab. Er rannte zur Fahrertür und sprang dem Kaiser auf den Schoß, um ihm zu zeigen, was er meinte.
    Ja, so wird das bestimmt was, knurrte Lazarus sarkastisch. Golden Retriever sind keine sonderlich sarkastische Rasse, und er schämte sich ein wenig, denn er kam sich vor wie  – nun, ja  – eine Katze, wenn er so redete. Taste! Taste! Taste! Oh-oh.
    Taste! Taste! Taste! Oh-oh, was?, bellte Bummer.
    Ein knappes Bellen vom Retriever: Katze.
    Lazarus gab ein tiefes Grollen von sich und legte die Ohren an.
    Der Kaiser sah gleich zwei auf einmal  – Katzen, die auf dem Bürgersteig in seine Richtung kamen. Nur sahen sie nicht normal aus. Ihre Augen leuchteten wie glühende Kohlen.
    Ein Kreischen  – zwei weitere Katzen kamen über die Straße. Lazarus drehte sich zu ihnen um und knurrte. Hinter ihm ein Chor von Fauchen. Der Kaiser warf einen Blick in den Rückspiegel und sah noch drei Katzen, die sich von hinten anschlichen.
    »Schnell, Lazarus, in den Wagen! Auf, Kamerad, hinein mit dir! «
    Lazarus drehte
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