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Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde
Autoren: Stephenie Meyer
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Mike, der sonst jede Gelegenheit beim Schopf ergriff, war auf Abstand geblieben. Jetzt, wo Edward wieder da war, kam es mir fast so vor, als wären die vergangenen acht Monate nur ein verstörender Albtraum gewesen.
    Aber nur fast. Erstens war da die Sache mit dem Hausarrest. Und zweitens hatte es vor dem Herbst meine Freundschaft mit Jacob Black noch nicht gegeben. Und deshalb hatte ich ihn damals natürlich auch nicht vermisst.
    Ich konnte nicht nach La Push fahren, und Jacob kam mich nicht besuchen. Er ging noch nicht mal ans Telefon, wenn ich anrief.
    Ich versuchte ihn vor allem abends zu erreichen, wenn Charlie Edward um Punkt neun mit grimmiger Schadenfreude hinausgeworfen hatte und bevor Edward sich, sobald Charlie schlief, wieder zum Fenster hereingeschlichen hatte. Ich telefonierte am liebsten zu dieser Zeit, weil mir aufgefallen war, dass Edward jedes Mal das Gesicht verzog, wenn ich Jacob erwähnte. Er sah dann irgendwie missbilligend und argwöhnisch aus … vielleicht sogar wütend. Ich nahm an, dass er Werwölfen gegenüber ähnlich voreingenommen war wie Werwölfe gegenüber Vampiren, wenngleich er nicht so offen darüber sprach wie Jacob über die »Blutsauger«.
    Also vermied ich es möglichst, Jacob zu erwähnen.
    Mit Edward in der Nähe war es schwer, an traurige Dinge zu denken – selbst an meinen früheren besten Freund, der meinetwegen vermutlich gerade sehr unglücklich war. Immer wenn ich an Jake dachte, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht öfter an ihn dachte.
    Mein Märchen ging weiter. Der Prinz war zurückgekehrt, der böse Zauber gebrochen. Ich wusste nur nicht so recht, was ich mit der übrig gebliebenen Figur machen sollte. Gab es für Jacob kein glückliches Ende?
    Wochen vergingen, und Jacob ging immer noch nicht ans Telefon, wenn ich anrief. Allmählich wurde es zu einer unaufhörlichen Sorge. Wie ein tropfender Wasserhahn im Hinterkopf, den ich weder abstellen noch ignorieren konnte. Tropf, tropf, tropf. Jacob, Jacob, Jacob.
    Ich erwähnte ihn zwar fast nie, aber manchmal hielt ich es vor Frust und Sorge nicht mehr aus.
    »Das ist einfach unverschämt!«, platzte ich eines Samstagnachmittags heraus, als Edward mich von der Arbeit abholte. Wütend zu sein war leichter, als ein schlechtes Gewissen zu haben. »Richtig beleidigend!«
    Ich hatte meine Strategie geändert, weil ich hoffte, damit mehr Erfolg zu haben. Diesmal hatte ich Jake von der Arbeit aus angerufen, aber ich hatte nur einen wenig hilfsbereiten Billy ans Telefon bekommen. Wieder mal.
    »Billy hat gesagt, Jake will nicht mit mir sprechen«, sagte ich wütend, während ich zuschaute, wie der Regen am Seitenfenster herunterlief. »Dass er da war und noch nicht mal die drei Schritte zum Telefon gegangen ist! Sonst sagt Billy immer, Jake wär nicht da oder er hätte zu tun oder er schliefe oder so. Ich meine, ich wusste natürlich, dass er mich anlügt, aber wenigstens hat er die Form gewahrt. Billy hasst mich jetzt wahrscheinlich auch. Das ist ungerecht!«
    »Es hat nichts mit dir zu tun, Bella«, sagte Edward ruhig. »Niemand hasst dich.«
    »So kommt es mir aber vor«, murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Jetzt war es aus bloßer Widerborstigkeit. Es war kein Loch mehr da – ich konnte mich kaum noch an das Gefühl der Leere erinnern.
    »Jacob weiß, dass wir zurück sind, und sicher hat er erfahren, dass ich wieder mit dir zusammen bin«, sagte Edward. »Er will einfach nicht in meine Nähe kommen. Die Feindschaft ist zu tief verwurzelt.«
    »Das ist doch idiotisch. Er weiß, dass du nicht … wie andere Vampire bist.«
    »Dennoch gibt es guten Grund, auf Abstand zu bleiben.«
    Ich starrte blind aus dem Fenster und sah nur Jacobs Gesicht vor mir, das zu der bitteren Maske verzerrt war, die ich so hasste.
    »Bella, wir sind, was wir sind«, sagte Edward ruhig. »Ich kann mich beherrschen, doch ich bezweifle, dass er es kann. Er ist noch sehr jung. Es würde sehr wahrscheinlich in einen Kampf ausarten, und ich weiß nicht, ob ich aufhören könnte, bevor ich ihn um…« Er brach ab und fuhr dann schnell fort: »Bevor ich ihn verletze. Das würdest du mir nicht verzeihen. Ich will nicht, dass das passiert.«
    Ich dachte daran, was Jacob damals in der Küche zu mir gesagt hatte, ich hatte seine heisere Stimme genau im Ohr. Ich weiß nicht, ob ich mich genügend in der Gewalt habe … du wärst wahrscheinlich auch nicht begeistert, wenn ich deine Freundin umbringen würde. Aber damals hatte
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