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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04
Autoren: Karl Bleibtreu
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Massenkanonaden.
    Deshalb bürgerten sich auch Mythen über traumhafte Wirkung des Champagne-Trommelfeuers ein, gestützt auf Verlust der Rheinländer vom 16. Febr. bis 10. März, der fast alles bisher Dagewesene überstieg. Wir lehnen diese Ursache ab. »Jede Kugel trifft ja nicht«, am wenigsten französische Kanonenkugeln. Nur auf dichte Formationen in freiem Felde erzielt Artillerie Vernichtendes, das lernten die Franzosen hier selber. Wahrlich nicht durch's unerhörte Trommeln Langles fielen ähnliche Regimentsverluste vor wie bei Ypern, denn solche traten erst ein, als es zu Infanteriestoß und Gegenstoß kam. Es gibt die natürlichste Erklärung: ein anfangs erdrückendes Plus von französischen Gewehren. Schlechteres Schießen ihres Fußvolkes heimlich zugestehend, bildeten die Franzosen sich zu viel auf ihre Artillerie ein und unsere Infanterie (vergl. Regimentsgeschichte des 120.) war nur zu geneigt, darauf hereinzufallen. Wir widersprechen seit Anbeginn (vergl. Darstellung der Longwyschlacht) und sind erfreut, daß die einzige militärische Sonderschrift über den Weltkrieg, aus der man Belehrendes erfährt, das vorzügliche Buch Oberst Bruchmüllers über deutsche Artillerieleistung vollkommen beruhigt. Bemängeler mögen schwatzen was sie wollen, wir folgern geringere Treffsicherheit der Gegner aus klaren Tatsachen, die auch Bruchmüller allzu bescheiden nicht ausspricht: Deutsche Anstürme durchglitten die Feuerzonen fast stets mit leichterer Schnelle, deutsche Geschütze zerschossen die feindliche Stellung stets gründlicher und in unendlich kürzerer Frist, Trommelfeuer im Ententestil bedurfte man nur einmal bei Verdun.
    Stets finden wir V. L. im Einklang mit den Tatsachen, nicht immer mit H. B. Notizen. Je tiefer man sich in Vergleich versenkt, desto sicherer wird man, daß V. L. uns nie in Irrtümer verstricken. Ihre streng chronologische Reihenfolge bürgt dafür, daß offenkundige Märzlisten mit entsprechenden Daten nicht als »Nachträge« noch auf Februar entfallen. Ist H. B. dawider, so enthält eben ausländische Bosheit »die Deutschen machen alles besser, lügen daher auch besser« ein Korn Wahrheit. So überschwänglich wahrheitsliebend, wie H. B. sich anstellt, verfuhr er nicht. Seine Unvollständigkeit läßt stets auf Ungünstiges schließen, wenn er von Ententeseite gebuchte Gefechte einfach nicht erwähnt, dagegen Unbedeutendes lang und breit behandelt. Französische Berichte waren nicht immer unwahr, deutsche nicht immer wahr, letztere gaben oft ein schiefes Bild, erstere sündigten durch Maßlosigkeit. Beispiel: Langle neckte im Mai bei Ville s. Tourbe die Ostflanke, wo schon früher Hess. 80. R. auf 9. Hess. L. W. D. auswich, und will hier eine Menge rheinischer Kompagnien vernichtet haben. H. B. sagt keine Silbe darüber und wie kamen Rheinländer dorthin? Doch V. L. klären es auf einmal. Als man Langles Rechte allmählich über die frühere zerstörte Vorderlinie der Ripontstellung zurückdrückte, kam 21. R. D. wirklich bis Ville sur Tourbe und litt dort sehr erheblich. Muß also oben einfach heißen » hessische Kompagnien«, alles in Ordnung. Langles Bericht wahr, Schweigen des H. B. Unterschlagung von Tatsachen. Das Weggehen über Unliebsames führte manchmal zu drolliger Verwickelung. Klassisches Beispiel: Reichankerkopf. Diesen Vogesengipfel erstürmte die L. W. am 23. Febr. (laut Rgtsgeschichte von 23. b. R. wäre es durch 19. b. R. am 20. geschehen), das meldet H. B. natürlich, schweigt aber tot, daß am 6. März der Feind ihn, schwach besetzt von bad. L. St., vollständig zurückeroberte. Als also am 20. die 8. b. R. D. oder wahrscheinlich nur II/III/23. R. gemeinsam mit bayrischer L. W. ihn wiedernahmen, schwieg des Sängers Höflichkeit so gut wie ganz über so erhebende Waffentat, sonst hätte man ja frühere Unzuverlässigkeit einräumen müssen!
    Zu oft ertappten wir amtliche Unstimmigkeiten, als daß wir uns unterordnen dürften, wenn wir ganz Anderes herauslesen. So verdient auch Zurückweisung Prinz Oskars Lob der Garde, daß sie angeblich im Grabenfeuer »Griffe kloppte«. Solche Potsdamer Wachtparade in der Winterschlacht zur Nacheiferung empfohlen, ist um so weniger angebracht, als viel reinerer Glanz die schlichten Reservisten umstrahlt. Da 8. R. K. auch im Herbst an gleicher Stelle seines Geistes Hauch verspüren ließ, so gebietet der Anstand, ihm in den Champagneschlachten unbedingt den Löwenanteil zuzusprechen. Mancher
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