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Bis Mittwoch unter der Haube

Bis Mittwoch unter der Haube

Titel: Bis Mittwoch unter der Haube
Autoren: Catherine Bybee
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Foto der Elliot-Familie aus glücklicheren Tagen. Die vier posierten an Bord einer Jacht. Martha war spindeldürr, ihre Töchter standen in Badeanzügen neben ihr. Samanthas Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, wehte ihr aber dennoch ins Gesicht. Jordan war viel jünger als sie. Sie hatte das dunkle Haar und die zarte Statur ihrer Mutter. Dafür hatte Harris gut und gerne zwanzig Kilo zu viel auf den Rippen. Seine Hand lag auf der Schulter seiner Frau und er lächelte in die Kamera.
    Fotos konnten täuschen. Blake dachte an ein ganz ähnliches Familienporträt. Wie auf dem Bild der Elliots stand sein Vater darauf hinter seiner Mutter und hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt, während die Hände seiner Mutter sich an die Armlehnen des Sessels krallten, in dem sie saß. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor. Blake erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem das Foto gemacht worden war. Er und sein Vater hatten sich über ein Sommerpraktikum gestritten, mit dem Blake seine Chancen auf einen Studienplatz verbessern wollte. Aber Edmund hatte nichts davon hören wollen, dass sein Sohn gedachte, für jemanden zu arbeiten. Und das auch noch ohne Bezahlung. Aus Edmunds Sicht brauchte man eine gewisse Bildung, um etwas darzustellen und damit angeben zu können. Aber Arbeit war für ihn etwas Unanständiges. Solange er es irgendwie verhindern konnte, sollte kein Harrison sich je die Finger schmutzig machen.
    »Und ich dachte, meine Familie wäre kaputt«, flüsterte Blake.
    »Ich glaube, Miss Elliots Familie schlägt deine um Längen.«
    Hier wollte Blake ausnahmsweise einmal nicht der Sieger sein. »Und wo wohnt Samantha?«
    »Sie hat sich in Tarzana ein Stadthaus gemietet.«
    »Mitbewohner?«
    »Schwer zu sagen.«
    Mit der nächsten Frage überraschte er sich selbst. »Fester Freund oder Lover?«
    Mitch blickte auf. »Keine Ahnung. Aber das lässt sich rausfinden.« Das Handy in Mitchs Tasche klingelte. Er zog es heraus und schaute aufs Display. »Das ist wegen ihrer Schwester«, sagte er, bevor er sich meldete.
    Während Mitch telefonierte, studierte Blake die Namen auf dem Blatt Papier in seiner Hand. Samantha hatte viele Freunde. Er fragte sich, ob es darunter welche gab, die ihr finanziell unter die Arme griffen.
    Mitch stieß einen leisen Pfiff aus und lenkte damit Blakes Aufmerksamkeit auf sich.
    »Okay, danke!«, sagte Mitch. Damit beendete er das Gespräch.
    »Was gibt ’ s?«
    »Miss Elliot ist dringend auf das Geschäft mit dir angewiesen.«
    »Ach ja? Weshalb?«
    »Ihre Schwester wird in den Moonlight Villas betreut. Hübscher Name für ein gehobenes Heim für Erwachsene mit schweren Beeinträchtigungen. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf eine sechsstellige Summe.«
    Blake spürte, wie sich auf seiner Stirn eine Falte bildete. »Und die stemmt Miss Elliot ganz allein?«
    Mitch zuckte die Schultern. »Ich habe niemanden gefunden, der sie unterstützt. Ihre Freunde geben ihr sicher den einen oder anderen Ratschlag, aber es gibt keinen regelmäßigen Geldfluss aus irgendeiner Q uelle. Ihre Einnahmen stammen allein aus ihrer Agentur.«
    Einer Agentur, über die Blake Erkundigungen eingezogen hatte. Inzwischen war er bestens informiert.
    »Interessant.«
    »Wie ist sie denn so?« Das war Mitchs erste persönliche Frage.
    Blake dachte an Samanthas Alabasterhaut und das energische Kinn. Und an ihre Stimme. Verdammt. Allein die Erinnerung daran weckte in ihm den Wunsch, noch einmal mit ihr zu sprechen.
    »Sie hat ein sehr professionelles Auftreten«, sagte Blake. »Sie würde dir gefallen.«

    Die Fäden in der Hand zu halten, war in ihrem Metier überlebenswichtig. Als Blake Harrison auf einem gemeinsamen Dinner bestand, um die potenziellen Heiratskandidatinnen mit ihr durchzugehen, spielte Sam im Kopf verschiedene Szenarien durch.
    Vielleicht hatte er eine der Frauen erkannt oder verband mit einem der Gesichter einen bestimmten Familiennamen. Die Nachnamen ließ sie absichtlich immer weg, damit ihre männlichen Kunden die Vorzüge der Frauen unabhängig von ihrem familiären Hintergrund beurteilen konnten. Sam wusste aus leidvoller Erfahrung, dass viele Menschen zuerst an die Verfehlungen ihrer Eltern dachten, wenn sie den Namen Elliot hörten. Nach dem Skandal hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihren Namen und sogar ihre Haarfarbe zu ändern. Stattdessen war sie schließlich an die Westküste gezogen, wo die Medien sie weitgehend in Ruhe ließen. Die Aufmerksamkeitsspanne der Klatschpresse
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