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Bis Mittwoch unter der Haube

Bis Mittwoch unter der Haube

Titel: Bis Mittwoch unter der Haube
Autoren: Catherine Bybee
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vorhatte, würden sie es genüsslich breittreten und ins Lächerliche ziehen. Aber einen Skandal konnte er jetzt am allerwenigsten gebrauchen. Die Realität war eine launische Schlampe und er wusste, dass seine Scheinehe echt aussehen musste, um die Anwälte seines Vaters zufriedenzustellen.
    Neil brachte den langen schwarzen Wagen vor einem grün-weißen Kaffeehaus zum Stehen und öffnete Blakes Tür. Ohne die Leute zu beachten, die die Hälse nach ihm verdrehten, ging Blake mit der Aktentasche in der Hand durch die Eingangstür. Während er nach Sam Elliot Ausschau hielt, stieg ihm der köstliche Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen in die Nase. Blake suchte nach einem Geschäftsmann im Anzug, vor dem ein dicker Ordner mit den Karteikarten von Heiratskandidatinnen auf dem Tisch lag.
    Auf den ersten Blick konnte er niemanden entdecken, auf den diese Beschreibung gepasst hätte. Also nahm er die Sonnenbrille ab und sah sich genauer um. An einem kleinen Tisch saß sich ein junges Paar gegenüber. Die beiden nippten an ihren Milchkaffees, ohne den Blick von ihren Laptops zu heben. An einem anderen Tisch sprach ein Mann in Khakishorts und T-Shirt aufgebracht in sein Handy. An der Theke gab gerade ein Paar mit Kinderwagen seine Bestellung auf. Blake ging ein paar Schritte weiter und entdeckte den schmalen Rücken einer Frau mit roter Mähne. Sie tippte hektisch mit der Schuhspitze auf den Boden. Entweder war sie nervös oder sie hörte mit Ohrstöpseln Musik und wippte im Takt. Blake ließ den Blick weiter durch den Raum schweifen. In einem Polstersessel saß ein einzelner, lässig gekleideter Mann Ende vierzig. Anstelle von Karteien hatte er ein Buch vor sich. Blake fixierte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Doch der Mann blickte nur flüchtig auf und wandte sich dann wieder seiner Lektüre zu.
    Verdammt, vielleicht stand Mr Elliot an derselben verstopften Kreuzung wie er vor ein paar Minuten.
    Unpünktlichkeit war nie ein gutes Zeichen bei zukünftigen Geschäftspartnern, ganz gleich, um welche Art von Geschäften es sich handelte.
    Wenn Blake die Wahl gehabt hätte, wäre er einfach wieder gegangen.
    Er schob sich an der allein am Tisch sitzenden Rothaarigen vorbei, schlug einen Bogen um den Kinderwagen, bestellte sich einen Kaffee und stellte sich auf ein paar Minuten Wartezeit ein. Die Aktentasche legte er auf einen freien Tisch. Als sein Kaffee fertig war, rief der Junge hinter der Theke seinen Namen.
    Blake nahm seine Tasse in Empfang und spürte dabei einen bohrenden Blick im Rücken. Neugierig drehte er sich um. Das smaragdgrüne Augenpaar, das ihn musterte, verengte sich reflexartig. Es gehörte der zierlichen Rothaarigen. Sie hörte weder Musik, noch las sie eine Zeitschrift. Sie starrte ihn einfach nur an.
    Ihr Blick streifte das kleine Notebook vor ihr, dann sprang er zu ihm zurück. Anscheinend hatte sie ihn erkannt. Diesen Gesichtsausdruck sah er oft, wenn jemand sein Gesicht mit seinem Namen verband. Hier in Kalifornien passierte das nicht ganz so häufig wie zu Hause in Europa, aber Blake wurde auch in den Staaten immer wieder erkannt.
    Die Frau wirkte eigentlich ganz harmlos. Bis sie den Mund aufmachte und ihn ansprach. »Da sind Sie ja endlich.«
    Fünf Worte. Fünf Worte in einer Stimmlage, die so tief war, dass die Sünde aus ihr triefte. Jede Telefonsex-Telefonistin wäre neidisch gewesen und Blake war sprachlos.
    Die Bedeutung von Rotschopfs Worten drang leicht verzögert zu ihm durch. »Wie bitte?«
    »Sie sind doch Mr Harrison?«
    Die Frage war simpel, aber Blake hatte Mühe, sie zu verstehen. Er antwortete wie ferngesteuert; diese Frau warf ihn völlig aus der Bahn. »Ja, richtig.«
    Sie stand auf. Ihr Scheitel reichte genau bis zur Oberkante seiner Schulter. »Sam Elliot.« Sie streckte ihm zur Begrüßung die Hand hin.
    Eigentlich stand Blake nie derart belämmert herum. Aber die Frau hatte ihn mit ein paar Worten in einen verlegenen Schuljungen verwandelt. Als er nach ihrer Hand griff, überrollte ihn eine heiße Welle. Der forschende Blick und das ahnungsvolle Lächeln seines Gegenübers wirkten während des Händedrucks einen Sekundenbruchteil lang nicht mehr ganz so souverän. Doch die Handfläche der Frau war kühl, ihr Auftreten beherrscht.
    »Sie sind gar kein Mann.« Blake wollte sich ohrfeigen. Das war das Dümmste, was er je zu einer Frau gesagt hatte.
    Doch Ms Elliot blieb locker. »Und ich war auch noch nie einer.« Beim Lächeln blitzten ihre perfekten Zähne auf und als sie die
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