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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod
Autoren: J. D. Robb
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»Atmen Sie. Atmen Sie ganz ruhig aus und ein. Roarke, gib mir den Brandy.« Sie streckte eine Hand aus und er reichte ihr den Schwenker.
    »Reißen Sie sich zusammen, Carter.« Roarke drückte ihn in die Kissen. »Trinken Sie erst mal einen Schluck.«
    »Ja, Sir.«
    »Um Himmels willen, hören Sie endlich mit dem blöden Sir auf.«
    Entweder der Brandy oder die Verlegenheit trieb ihm wieder eine gewisse Farbe in die Wangen. Er nickte, schluckte und atmete vorsichtig aus. »Tut mir Leid. Ich dachte, es ginge schon wieder etwas besser. Ich bin sofort hierher gekommen. Ich wusste nicht, ob ich – ich wusste einfach nicht, was ich hätte sonst tun sollen.« Wie ein Kind vor einem Horrorvideo schlug er die Hände vors Gesicht, atmete keuchend ein und stieß eilig hervor: »Es geht um Drew, Drew Mathias, meinen Mitbewohner. Er ist tot.«
    Explosionsartig entwich die Luft aus seinen Lungen, er sog sie schaudernd wieder ein, trank einen zweiten Schluck von seinem Brandy und wäre um ein Haar daran erstickt.
    Roarkes Miene wurde reglos. Vor sich sah er Mathias: einen jungen, arbeitseifrigen, sommersprossigen Rotschopf, der als Elektronikexperte mit dem Spezialgebiet der Autotronik von ihm angeheuert worden war. »Wo, Carter? Wie ist es passiert?«
    »Ich dachte, ich sollte es Ihnen umgehend sagen.« Inzwischen leuchteten zwei feuerrote Flecken auf Carters kreidebleichen Wangen. »Ich bin sofort hierher gekommen, um es Ihnen – und Ihrer Frau – zu sagen. Ich dachte, da sie – da sie von der Polizei ist, könnte sie vielleicht was tun.«
    »Sie brauchen eine Polizistin, Carter?« Eve nahm ihm den Schwenker aus der zitternden Hand. »Warum brauchen Sie eine Polizistin?«
    »Ich glaube… er muss… er muss sich umgebracht haben, Lieutenant. Er hing dort, hing einfach an der Deckenlampe im Wohnzimmer. Und sein Gesicht…. o Gott. O Gott, o Gott, o Gott.«
    Carter vergrub den Kopf zwischen den Händen und Eve wandte sich an Roarke. »Wer hat in einem solchen Fall die Autorität hier auf der Station?«
    »Wir haben einen Standard-Sicherheitsdienst, überwiegend automatisch.« Er ergab sich in sein Schicksal und nickte. »Ich würde sagen, du, Lieutenant.«
    »Okay, lass uns sehen, ob du eine Art Untersuchungsset für mich zusammenstellen kannst. Ich brauche einen Recorder – Audio und Video –, etwas, um meine Hände zu versiegeln, ein paar Plastiktüten, Pinzetten, ein paar kleine Bürsten.«
    Sie atmete zischend aus und raufte sich die Haare. Natürlich hätte er sicher nichts, um die Körpertemperatur des Opfers und den genauen Todes Zeitpunkt zu bestimmen. Es gäbe keine Scanner, keine ordnungsgemäße Möglichkeit der Spurensicherung, keine der forensischen Standardchemikalien, die sie für gewöhnlich mit sich führte, wenn sie an einen Tatort kam.
    Sie müssten halt so irgendwie zurechtkommen.
    »Aber es gibt hier einen Arzt, nicht wahr? Ruf ihn am besten sofort an. Er muss als Pathologe einspringen. Ich zieh mich währenddessen an.«
    Die meisten Techniker wohnten in den fertig gestellten Flügeln des Hotels. Carter und Mathias hatten sich anscheinend ziemlich gut verstanden, denn sie hatten während ihrer Schichten auf der Station eine geräumige Suite mit zwei separaten Schlafzimmern geteilt. Auf dem Weg hinunter in den zehnten Stock drückte Eve Roarke den Recorder in die Hand.
    »Du kannst ja wohl damit umgehen.«
    Er zog eine Braue in die Höhe. Eins seiner Unternehmen hatte den Recorder hergestellt. »Ich denke, ich werde es schaffen.«
    »Gut.« Sie bedachte ihn mit einem schwachen Lächeln. »Hiermit ernenne ich dich zu meinem offiziellen Assistenten. Kommen Sie, Carter?«
    »Ja.« Doch auf dem Weg den Korridor hinunter schwankte er, als wäre er betrunken, und er musste sich zweimal die verschwitzten Hände an den Hosenbeinen trocknen, ehe das Handlesegerät neben der Tür seines Apartments ihn passieren ließ. Als die Tür schließlich aufglitt, trat er einen Schritt zurück. »Ich würde lieber nicht noch mal da reingehen.«
    »Bleiben Sie hier«, befahl sie ihm. »Vielleicht brauche ich Sie noch.«
    Sie betrat das Zimmer. Die Deckenlampe war auf volle Leuchtkraft eingestellt und aus der Musikanlage in der Wand dröhnten harter Rock und das Kreischen einer Sängerin, deren Stimme Eve an ihre Freundin Mavis denken ließ. Der Boden war mit karibikblauen Fliesen ausgelegt, die einem das Gefühl gaben, als liefe man auf Wasser.
    Auf den Computerbänken an der Nord- und Südwand flogen alle möglichen
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