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Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)

Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)

Titel: Bis einer weint! - 20 böse Ratschläge für gute Menschen (German Edition)
Autoren: Arian Devell
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länger? Ja, aber nur wie?
     
    Wenn Sie lachen, können Sie nur verlieren. Lachen Sie nicht in unsicherer, unbekannter, wichtiger, kollegialer Gesellschaft. Lachen Sie nicht, wenn Sie sich gerade mit jemand Unbekanntem unterhalten, egal wie witzig er sein mag oder für, wie witzig Sie ihn halten mögen.
    Lachen ist die höchste Form von Aufmerksamkeit – gehen Sie sparsam mit ihr um.
    "Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter als durch das, was sie lächerlich finden”, ließ Goethe seine Charaktere in den Wahlverwandtschaften erkennen.
    Goethe hatte recht mit dieser Erkenntnis. Glauben Sie nicht, man lacht mit Ihnen. „Wer lacht, der hat noch Ressourcen frei“, sagt man. Sie lächeln so, was verdrängen Sie?
    Das Lachen gehört seit geraumer Zeit wie das Weinen in die intimste Privatsphäre oder eben ins Fernsehen. Das Lachen wurde professionalisiert. Wenn jemand lacht, denken wir, ein Komiker ist aufgetreten. Die Sicherheit, uns in heimischen Gefilden auf sicherem Grund zu befinden, ist weg.
    Viel schlimmer: Mit dem Lachen zeigen Sie einen Blick in Ihr tiefstes Innerstes. Worüber Sie lachen, verrät Ihren Charakter, wie Sie lachen, verrät Ihre Konstitution, wann Sie lachen, verrät Ihre Ablenkbarkeit – Ihr eigentliches Desinteresse.
    Lachen, das wird uns suggeriert, gehört in die Welt der Entspannung und der Freizeit. Und Lachen ist immer bezahlt: Wir lachen am liebsten da, wo wir bezahlen: im Comedyklub, im Fernsehen, im Internet, bei Büchern.
    Wir müssen uns das Lachen verdienen. Im realen Leben wird nicht gelacht. Lachen verrät eine unangenehme Lockerheit. Am schlimmsten ist es, dass Sie mit dem Lachen Unabhängigkeit signalisieren, und dass Sie über den Dingen stehen. Den meisten Menschen um Sie herum fällt es schwer, sich an die Konventionen zu halten. Aber sie tun es. Gezwungenermaßen.
    Wir wollen eigentlich alle lachen, aber weil Lachen eben Sicherheit und das Durchschauen der Dinge voraussetzt, haben die meisten keinen Mut, keine Kraft und keine Luft zum Lachen. Ihnen ist einfach nicht zum Lachen.
    Eher wird das verkrampfte Lachen in der albernen Show gepflegt, dort wo es gesellschaftlich sanktioniert ist: Da kann man loslassen und auch mal lachen. Aber im Alltag, bitte nicht! Wenn Sie so ein Mensch sind, der sich an diesen Konventionen nicht stört, so ein Mensch, der bisher glaubte, Lachen sei ansteckend, so sei Ihnen hiermit gesagt:
     
    Die Mehrheit denkt: Humor ist die Waffe der Nutzlosen.
     
    Nicht ohne Grund existierte der Narr, der Schalk, der Clown, der Spaßmacher im Mittelalter und bis in die frühe Neuzeit hin als das personifizierte Lachen . Der Schelm war per se nutzlos. Er hatte keine gesellschaftliche Anerkennung, und so konnte er die Menschen zum Lachen bringen und lief natürlich lachend durch die Welt.
    Der Schelm war ein Ausgestoßener, einer, der von Anfang an nicht dazugehörte und dem aus verschiedenen Gründen der Aufstieg oder sogar der Einstieg in die Gesellschaft verborgen blieb. Wenn Sie also lachen, zeigen Sie, dass Sie ein gesellschaftsfremder Schelm, ein Narr sind.
    Narren sind zwar beliebt, aber niemand nimmt sie ernst. Deshalb dürfen sie ja auch alles sagen. Natürlich konnten die Narren damit nicht lange überleben und so sind sie abgewandert: ins Fernsehen, ins Netz, in den Film.
    Comediens sind die Narren unser Zeit. Die Figur des Narren ist in der westlichen Kultur eine Figur mit langer Geschichte und Funktion. Das Lachen war immer Bestandteil der Gesellschaft, doch seine Urheber und seine Anlass waren immer verpönt.
    An diesem Konflikt haben sich die Komiker von jeher abgearbeitet. Die Komödie kriegt nie den Oscar. Dieser Umstand ist immer einen Artikel wert, aber er ändert sich nie. Komisch nicht?
    Dabei hat Lachen in der Kultur eine tiefe Tradition. Schon Aristoteles war es nicht fremd und er schrieb zwar in erster Linie über die Tragödie, aber er wollte auch über die Komödie schreiben. Tat er es? Viele Indizien legen es nah. Doch das Werk wurde nie gefunden. Möglicherweise wurde es vernichtet. Warum wird das das theoretische Buch eines Philosophen aus der Antike nie gefunden?
    In Umberto Ecos Mittelalter-Roman Der Name der Rose wird dieses angebliche Buch gesucht. Und es wird fast zum Aufhänger für ein gigantisches Verbrechen im Namen der Kirche. So mächtig ist die Komik! Das Buch von Eco ist natürlich Fiktion und ob Aristoteles wirklich über die Komödie schrieb, werden wir vermutlich nie erfahren. Aber eines ist
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