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Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie

Titel: Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
Autoren: Heel Verlag GmbH , Thorsten Schatz
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die fünf auch immer darin eingelebt haben mochten, bald zu eng. Sie stießen an ihre künstlerischen Grenzen, und es brodelte in ihnen, sich weiterzuentwickeln. Am stärksten spürte Richard Kruspe dieses Gefühl, nicht weiterzukommen und seine musikalischen Ideen entwickeln zu können. Deshalb zog er 1988 mit 21 Jahren von Schwerin nach Ostberlin in den Bezirk Prenzlauer Berg. Richard fand dort keinen Anschluss. Er wohnte in einem kleinen Hinterhof in der Lychener Straße und übte nur einsam in seiner Wohnung auf seiner Gitarre vor sich hin.
    Nach kurzer Zeit bekam Richard am 10. 10. 1989 heftig die Zeit der Wende zu spüren, die sein Leben und das der anderen zukünftigen Rammstein-Musiker in ungeahnteBahnen lenken sollte. Richard geriet an diesem Tag durch Zufall in Ostberlin in eine der vielen damaligen Demonstrationen gegen das DDR-Regime. Polizisten kreisten ihn ein und brachten ihn auf einem LKW zu einer Polizeistation in Berlin-Weißensee, wo er grundlos drei Tage festgehalten wurde. Als Richard schließlich entlassen wurde, flüchtete er kurz vor dem Fall der Mauer am 09. 11. 1989 über die damalige Tschechoslowakei und Ungarn nach Österreich.
    Zwei Tage vor Richards Verhaftung wäre auch Flake in Ostberlin fast Opfer der Polizei geworden. Er nahm mit Freunden Anfang Oktober 1989 an einer Demonstration an der Gethsemane-Kirche teil. Die Polizei kesselte seine Kumpel unter der U-Bahn in der Schönhäuser Allee ein. Alle wurden verhaftet, nur Flake nicht, der flüchten konnte, bevor es zur Eskalation kam. Als er zwei Tage danach mit seiner Band proben wollte, waren seine Freunde inhaftiert, und er stand allein im Proberaum.
    Flake und Richard hatten hautnah erlebt, wie in diesen Wochen des Jahres 1989 die DDR-Regierung verzweifelt und brutal versuchte, ihre Staatsmacht aufrechtzuerhalten. Aber das System war ausgehöhlt und am Ende. Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und die Unfähigkeit der Regierung unter Erich Honecker, der Erneuerungspolitik des Ostblocks, die Sowjet-Chef Michail Gorbatschow federführend realisierte, zu folgen und den Bürgern mehr Freiheiten zu gewähren, hatten den Ärger der Menschen des Arbeiter- und Bauernstaates in gefährliche Höhen katapultiert. Der Unmut entlud sich allerdings nicht in Gewalttaten, sondern in unzähligen friedlichen Protestdemonstrationen gegen den DDR-Staat und für Meinungs-, Reise- und Pressefreiheit. Wie Richard Kruspe nutzten die Bürger zu Zehntausenden massenhaft das Schlupfloch Ungarn, das ab dem Sommer 1989 seine Grenze zu Österreich geöffnet hatte, um aus dem Land zu flüchten. Oder sie gelangten über deutsche osteuropäische Botschaften wie z. B. in Prag in die Freiheit des Westens.
    Die DDR-Regierung reagierte hilflos und unschlüssig. Auf der einen Seite ließ sie Demonstranten niederknüppeln. Andererseits lockerte das sozialistische Regime die Zügel. Durften bereits Jahre zuvor gestandene Rockbands zu Konzerten in den Westen reisen, war das im Frühjahr 1989 auch unbekannteren Bands erlaubt. Vermutlich wollte die DDR-Führung unbequeme Musiker an den Westen loswerden, um die brodelnde Unzufriedenheit im Staate wenigstens ein wenig einzudämmen.
    Jedenfalls wechselte Feeling B am 26. 05. 1989 zu einem Gig in Westberlin die Stadtseite und seitdem immer öfter, denn die Band hatte ein Visum bekommen, das ihr ermöglichte, für Konzerte in die Bundesrepublik zu reisen. Während die DDR langsam zusammenbrach, schmeckten Flake, Paul und die anderen Feeling-B-Mitglieder auf einer kleinen Tournee durch Westdeutschland schon die Freiheit.
    Sie spielten ab und zu in Westberlin, wie auch am 09. 11. 1989 im Stadtteil Kreuzberg in einem Musikschuppen namens „Pike“. Von der Öffnung der Berliner Mauer wussten sie noch nichts, bis ein paar Ostberliner Musikerkollegen von der Band Die Skeptiker auf einmal in der „Pike“ standen. Die Band war wie vor den Kopf gestoßen,so unfassbar war diese Nachricht. Sie konnten sich noch gar nicht bewusst machen, dass die Mauer tatsächlich geöffnet worden war. Nach dem Konzert hatten sie das Bedürfnis, schnell wieder in den östlichen Teil Berlins zu gelangen. Aber die Grenzübergänge waren dermaßen mit Menschen überfüllt, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als in Westberlin mit reichlich Alkohol die neue Freiheit zu feiern.
    Der dramatische Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik und ihr Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland am 03. 10. 1990 waren Ereignisse von
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