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Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt

Titel: Bis Das Feuer Die Nacht Erhellt
Autoren: Becca Fitzpatrick
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seinem harten Bauch ab und lehnte mich nach vorne, hielt unmittelbar vor einem Kuss inne. Ich dich noch viel mehr, sagte ich und streifte seinen Mund beim Sprechen.
    Nur dass die Worte nicht herauskamen. Sie blieben mir im Halse stecken.
    Während Patch wartete, dass ich antwortete, wurde sein Lächeln schwächer.
    Ich liebe dich, versuchte ich es noch einmal. Und wieder blieben mir die Worte im Halse stecken.
    Patchs Ausdruck wurde unsicher. »Ich liebe dich, Nora«, wiederholte er.
    Ich nickte verzweifelt, aber er hatte sich umgedreht. Er schwang sich vom Motorrad und ging weg, ohne sich umzusehen.
    Ich liebe dich!, schrie ich hinter ihm her. Ich liebe dich, ich liebe dich!
    Aber es war, als hätte jemand Treibsand in meine Kehle geschüttet; je mehr ich versuchte, die Worte hervorzupressen, umso schneller wurden sie untergepflügt.
    Patch verschwand in einer Menschenmenge. Die Nacht war blitzartig hereingebrochen, und ich konnte sein schwarzes T-Shirt kaum von den Hunderten anderer dunkler T-Shirts in der Menge unterscheiden. Ich rannte, um ihn einzuholen, aber als ich seinen Arm ergriff, war es jemand anders, der sich herumdrehte. Ein Mädchen. Es war zu dunkel, um ihre Gesichtszüge auszumachen, aber ich konnte sehen, dass sie schön war.
    »Ich liebe Patch«, sagte sie zu mir und lächelte mich mit knallrotem Lippenstift an. »Und ich habe keine Angst, es zu sagen.«

    »Ich habe es gesagt«, widersprach ich. »Ich habe es ihm gestern Abend gesagt.«
    Ich drängte mich an ihr vorbei und suchte mit den Augen die Menge ab, bis ich einen flüchtigen Blick auf Patchs typische blaue Baseballkappe erhaschen konnte. Ich drängelte mich verzweifelt bis zu ihm durch und streckte den Arm aus, um seine Hand zu ergreifen.
    Er drehte sich um und verwandelte sich wieder in das schöne Mädchen.
    »Du kommst zu spät«, sagte sie. »Ich liebe ihn jetzt.«
    »Und jetzt rüber zu Angie mit dem Wetter«, quasselte Chuck Delaney fröhlich in mein Ohr. Bei dem Wort »Wetter« riss ich die Augen weit auf. Einen Moment lang lag ich noch im Bett und versuchte abzuschütteln, was am Ende doch nur ein schlechter Traum gewesen war, und mich wieder zurechtzufinden. Die Wettervorhersage kam kurz vor der vollen Stunde, und das war unmöglich, wenn ich nicht …
    Der Ferienkurs! Ich hatte verschlafen!
    Ich warf die Bettdecke ab und stürzte zum Kleiderschrank. Während ich meine Beine in dieselben Jeans zwängte, die ich gestern Abend auf dem Boden des Schranks hatte fallen lassen, zog ich ein weißes T-Shirt über meinen Kopf und einen lavendelfarbenen Cardigan darüber. Ich wählte per Kurztaste Patchs Nummer, landete aber nach dreimaligem Klingeln bei seinem Anrufbeantworter. »Ruf mich zurück!«, sagte ich nach einer halben Sekunde Pause, in der ich mich fragte, ob er mir wegen meiner großen Beichte gestern Abend aus dem Weg ging. Ich hatte beschlossen, so zu tun, als wäre es nie passiert, bis alles in Vergessenheit geriet und die Dinge sich wieder normalisierten, aber nach dem Traum von heute Morgen bezweifelte ich, dass ich so einfach darüber hinwegkommen würde. Vielleicht fiel es Patch genauso schwer, es zu vergessen. So oder so konnte ich im Moment nicht viel dagegen
tun. Trotzdem, ich war mir sicher, dass er mir versprochen hatte, mich zu fahren … Ich schob ein Band in mein Haar, statt mich zu frisieren, griff meinen Rucksack vom Küchentisch und rannte zur Tür hinaus.
    In der Einfahrt blieb ich gerade lang genug stehen, um einen Verzweiflungsschrei auszustoßen beim Anblick der zweieinhalb mal drei Meter großen Betonfläche, auf der mein 1979er Fiat Spider immer gestanden hatte. Mom hatte den Spider verkauft, um eine drei Monate überfällige Stromrechnung zu bezahlen und unseren Kühlschrank mit Lebensmitteln zu füllen, die bis zum Monatsende reichen mussten.
    Sie hatte sogar unsere Haushälterin entlassen, Dorothea, besser gesagt meine Ersatzmutter, um unsere Ausgaben zu reduzieren. Ich schickte einen hasserfüllten Gedanken in Richtung der »schwierigen Umstände«, warf mir den Rucksack über die Schulter und lief los. Die meisten Leute würden das Farmhaus im ländlichen Maine, in dem meine Mutter und ich wohnten, idyllisch nennen, aber, um die Wahrheit zu sagen, ein Fußmarsch von eineinhalb Kilometern bis zu den nächsten Nachbarn ist ganz und gar nicht idyllisch. Und wenn idyllisch heißen soll achtzehntes Jahrhundert, zugig, finanzielles Fass ohne Boden und an einem Ort gelegen, an dem sich der gesamte
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