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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut
Autoren: Nikki Gemmell
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länger als drei Jahre allein lebt, selbstsüchtig und eigenbrötlerisch wird und dann mit Gewalt in diese Welt zurückgeholt werden muss. Sie sagte, sie müsse sich einschalten. Das verbatst du dir, du warst überzeugt davon, dass dir nicht zu helfen wäre. Dein Leben lang waren Menschen fortgegangen: Als Kind geschiedener Eltern warst du nicht der Erwartung aufgewachsen, jemand würde sich um dich kümmern – und bleiben.
    Aber dann kam Cole McCain.
    Ein alter Bekannter aus der Studienzeit, ein Freund, nichts weiter. Du hast während des Sommerfestivals ein Haus in Edinburgh gehütet, und er fragte dich, ob er dort übernachten könnte, er würde sich gern einige Events ansehen. Du erinnerst dich, wie du ihn zu seinem Zimmer geführt hast, einem Kleinmädchenzimmer mit schmalem Bett und rosa Patchworkdecke. Du hast noch seinen zweifelnden Blick vor Augen.
    Vielleicht solltest du doch lieber bei mir im großen Bett schlafen, hast du da gesagt.
    Du dachtest dir dabei nichts weiter, als dass ihr freundschaftlich im selben Bett übernachten würdet, weil es so besser passte. Ihr hattet beide eure Schlafanzüge an, dafür hattest du gesorgt. Aber dann spürtest du plötzlich seine Finger auf deiner Haut wie Wasser an einem schwülen Sommertag. Ein seltsames Gefühl durchrieselte dich, du drehtest dich zu ihm um und küsstest ihn. Cole zog seinen Pyjama aus, du deinen. Nach einer Woche habt ihr euch in die Laken eingerollt und seid vom Bett gefallen, ein lachender Kokon. Nach zwei Jahren wart ihr verheiratet.
    Ich wusste es seit Jahren, du Dummerchen, sagte Theo im Nachhinein mit diebischem Vergnügen, das sah ja jeder Blinde.
    Du hattest es nie gesehen.
    Du hast lange gebraucht, um ein bisschen Verstand zu entwickeln. Früher hast du mit Männern geschlafen, mit denen du dich unwohl fühltest; Sex war für dich der Versuch, eine bessere Beziehung zu ihnen herzustellen. Den Einzigen, mit dem du dich wirklich wohl fühltest, hast du geheiratet.
    Doch dann kam dieser Augenblick der Unsichtbarkeit bei der Anprobe des Hochzeitskleids, als verschwändest du im elfenbeinfarbenen Tüll, würdest darin ausgelöscht. Der Moment ging jedoch rasch vorüber und wurde natürlich dadurch aufgewogen, dass dir der Anblick eines lachenden Paars am Samstagnachmittag nie mehr das Herz brechen würde.

10. Lektion Bei der Leibwäsche ist häufiges Reinigen unumgänglich
    Männer, mit denen du geschlafen hast. Was dir davon im Gedächtnis geblieben ist:
    Der, der die Frauen liebte.
    Der, der nie die Socken auszog.
    Der, der so große Hände hatte, dass es dir vorkam, als wären sie an drei Stellen gleichzeitig.
    Der, bei dessen Berührung deine Haut summte, der genau zu wissen schien, was er machte, und sich dadurch von allen anderen abhob. Er schien nur Lust zu empfinden, wenn du Lust verspürtest, worum sich sonst keiner scherte. Er fragte nach deinen Phantasien, aber du hattest nicht den Mut, darüber zu reden. Damals dachtest du, du würdest nie den Mut dazu aufbringen.
    Der, der dir ein Polaroidfoto von seinem großen Schwanz [1] schickte. Aber die Größe bedeutet dir wenig, du weißt nicht, warum sie ständig so ein Getue darum machen. Dir ist ein handlicher Penis wesentlich lieber als ein zu großer; du magst es nicht, wenn es sich anfühlt, wie auseinander gerissen zu werden.
    Der, der zu dir sagte, nimm mich, als er kam, und der stöhnte, als würde er einen Riesenhaufen kacken.
    Der, der dich in den Kniekehlen kitzelte und dir das Gesicht ableckte, der dich zwang, sein Sperma zu schlucken, und es dir in die Haare rieb, den alles erregte, was dir nicht gefiel.
    Der, der ja sagte, als du ihn halb im Scherz, halb im Ernst an einem 29 . Februar fragtest, ob er dich heiraten wolle. Es ist dir peinlich, dass du Cole McCain selbst fragen musstest. Du wünschst dir, er würde es nie erwähnen, er tut es leider oft, wenn er seine Späßchen mit dir treiben will.

11. Lektion Das sittsame Weib von untadeligem Anstande sollte sich stets würdiger, vornehmer Zurückhaltung befleissigen
    Früher Morgen.
    Ein Vogel fliegt ins Zimmer und du wachst auf, das Geflatter über deinem Kopf versetzt dich in helle Panik, du rennst ins Bad und schlägst die Tür hinter dir zu, flehst Cole an, etwas zu tun, schnell, schnell. Der Vogel ist rasch wieder draußen. Er ist nicht blind gegen Spiegel oder Fenster geflogen. Das könntest du nicht ertragen, hast es einmal als Kind miterlebt, den Kot, der in der Angst ausgestoßen wird, das viel zu helle Blut,
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