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Bis auf die Haut

Bis auf die Haut

Titel: Bis auf die Haut
Autoren: Nikki Gemmell
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8. Lektion Es ist die Pflicht eines Weibes, dem Gatten ein glückliches Heim zu bereiten
    Um Mitternacht ist die Luft zäh vor Hitze und die Stille dröhnt, bevor der Sturmangriff der Frösche und der Vögel einsetzt. Deine Lider sind geschlossen, doch du weißt, wo Cole seine Augen hat, spürst seine Begierde und die Kehle wird dir irgendwie eng. In eurer Beziehung klappt alles wunderbar, mit Ausnahme vom Sex.
    Aber Sex war auch nicht der Grund, warum du Cole geheiratet hast.
    Eine Zunge stößt auf dein Auge nieder, nass und schwer wie eine Nacktschnecke. Dein Mann schält das widerspenstige Leintuch weg, das sich um deine Beine wickelt, und zwängt sein Knie gebieterisch zwischen deine Schenkel. Er muss lieben, wann er eben kann, und das ist nicht oft. Meist liebt ihr euch morgens und nutzt den Ständer aus, den er beim Aufwachen hat. Coles Penis ist oft nicht hart genug, als führe er ein Eigenleben und wäre mit den Gedanken woanders. Cole kommt auch nicht sehr oft. Meist gebt ihr beide vorher auf, stets zu deiner Erleichterung. Du fragst dich, ob bei Cole irgendetwas nicht stimmt, weil er so lange braucht, ob seine Sexualität unterentwickelt ist oder ob er einfach müde ist. Wie du selbst so oft.
    Als Cole in diesem breiten Hotelbett auf dir liegt, siehst du zu, wie die Ziffern des Radioweckers Minute für Minute weiterblättern, und dir fällt Marilyn Monroe ein, die mal gesagt hat,
ich glaube nicht, dass ich es richtig mache
, das hast du in einer Zeitschrift gelesen, staunend und erleichtert: Aha, noch so eine, und was für eine! Du bist nicht sicher, ob Cole es richtig macht, du weißt nicht, was richtig ist. Theo wüsste es natürlich, als Sexualtherapeutin mit einer verschwiegenen Praxis in Knightsbridge und einer Kolumne in der Sonntagsbeilage. Du hast den Verdacht, sie findet euch beide unschuldig und lächerlich und süß. Cole und du, ihr habt euch nie zweimal hintereinander geliebt oder dabei Lampen umgestoßen oder euch an den Haaren gezerrt. Wenn ihr Sex habt, wäre
reinlich
eine gute Beschreibung dafür.
    Die Ziffern der Radiouhr wandern viel zu langsam weiter, als du auf dem Bett liegst und Cole auf dir drauf. Irgendetwas tief in dir hat sich davongemacht. Ihr liebt euch nicht oft, du hast in Frauenzeitschriften Artikel gelesen, wie oft Paare sich lieben, und die Zahlen erscheinen dir immer sehr hoch. Aber wer ist schon ehrlich, wenn es um Sex geht.
    Dreizehn Minuten nach Mitternacht. Cole hatte einen Orgasmus. Das ist selten. Er wischt das Sperma über deine Brüste und deine Wangen und tupft es dir auf die Stirn, wie man es mit einem Jagdhund macht, den man an Blut gewöhnen will. Cole ist zufrieden. Du bist zufrieden. Vielleicht war’s diesmal richtig. Cole knipst die Nachttischlampe an und sucht die Leintücher und sämtliche Kleidungsstücke nach Flecken ab, das macht er immer, er will alles so schnell wie möglich wieder sauber haben, er hasst alle Unsauberkeit.
    Du ziehst seinen Kopf zu dir hin. Deine kühne Bestimmtheit überrascht ihn, er will seinen Kopf wieder zurückziehen, aber du hältst ihn fest, denn du erinnerst dich, wie du zum Altar geschritten bist und ihm entgegenblicktest und dein Herz anschwoll vor Liebe wie ein alter, ausgetrockneter Schwamm, der in die Badewanne getaucht wird. Wenn dein Mann dich in die Arme schließt, fühlst du dich geborgen wie in einem geschützten Hafen, in dem du dich von allen Stürmen der Welt erholen kannst. Das hattest du dir immer gewünscht, wie du zugeben musst, den sicheren Hafen, dieses Klischee.

9. Lektion Jeglicher Verschwendung Einhalt zu gebiethen ist hohe Pflicht
    Bevor du Cole begegnet bist, hattest du vier Jahre nicht mehr mit einem Mann geschlafen. Es ist grausam, sagtest du immer zu Theo, wirklich grausam. Die endlosen Geburtstags- und Silvesternächte, in denen du allein im Bett lagst und niemand bei dir, der Kloß im Hals bei Hochzeiten, das Brennen hinter den Augenlidern, wenn alle Paare zum Tanzen aufstanden. Manchmal fühltest du dich, als hätte dein Herz so viele Sprünge wie die alten Unterteller deiner Großmutter. Manchmal brach es dir beim Anblick eines Paars, das am Samstagnachmittag durch den Park schlenderte. Junge Paare, die schon jahrelang zusammen waren, weckten in dir Neugier, Hass und das Gefühl unerreichbarer Ferne. Worin bestand ihr Geheimnis? Du warst schon so weit, dass du dir eine Liebesbeziehung nicht einmal mehr vorstellen konntest.
    Theo hatte dich gewarnt, dass jeder, der
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