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Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Biohacking - Gentechnik aus der Garage

Titel: Biohacking - Gentechnik aus der Garage
Autoren: Hanno Charisius Richard Friebe Sascha Karberg
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Biotech-Startup ins Leben zu rufen, fein säuberlich in einen großen Wandschrank sortiert. „Ich habe nach ein paar Monaten und vielen erfolglosen Experimenten aufgegeben“, erzählt er lakonisch. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich viel erreichen könnte hier, alleine, mit dem Wissen, das ich gesammelt habe.“ Dazu kam, nach einem Blick auf die Rechnungen der letzten Monate, eine weitere Einsicht: Auch wenn Hobbybiologen vieles gebraucht kaufen können, bleibt eine einigermaßen brauchbare Laborausrüstung inklusive Gen-Vervielfältigungsmaschine bislang oft ein teures Spielzeug.
    Josh hat aber in Wirklichkeit gar nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Aus den Frustrationen entsprang die Idee, eine Kopiermaschine für Gene zu entwickeln, die deutlich unter 400 Dollar kosten sollte.Solche Geräte – wir hatten im „Sprout“ nahe Boston bereits eines gesehen – kopieren und vervielfältigen bestimmte Abschnitte des Erbmaterials DNA. Sie beruhen auf dem Prinzip, dass die beiden Stränge dieses langkettigen Moleküls sich bei Erhitzen trennen und – wenn die Bausteine für solche Ketten und ein paar Enzyme in der Versuchslösung vorhanden sind – beim Abkühlen dann neue Ketten als Gegenstück ihrer selbst zusammensetzen. So verdoppelt sich die DNA. Wiederholt man den Vorgang mit Erhitzen und Abkühlen, vervielfacht sie sich (Details dazu siehe Kapitel 6).
    Es ist ein einfaches Prinzip – Heizen, Kühlen, Heizen, Kühlen, Heizen ... Möglichst kontrolliert und automatisch. Der Prototyp, der auf einem Tisch in Joshs Labor steht, sieht aus wie ein aufgeschraubter und halb ausgeweideter Computer. Tatsächlich stammen die meisten der Bauteile aus dem Computerfachhandel, erklärt Josh. Die Stromversorgung ist die eines Desktop-Rechners, genauso wie der Lüfter. Die zentrale Steuereinheit ist ein Arduino-Prozessor, für den er in der Programmiersprache C++ Software geschrieben hat. Ein thermoelektrisches Bauelement, das die Proben in Sekundenschnelle aufheizt und abkühlt, ist so nicht als Computerzubehör zu haben. Er musste es für 31 Dollar bei einem Fachhandel bestellen, genauso wie einige andere Bauteile, die es nicht vorgefertigt gibt.
    Doch die Bastelei, die letztlich zu diesem Prototypen führte, ließ Joshs finanzielles Polster weiter schmelzen. Zusammen mit seinem Kompagnon Tito Jankowski kam er schließlich auf die Idee, das Vorhaben auf die Internetplattform kickstarter.com zu stellen. Dort können Erfinder Geld einwerben, um ihre Ideen zu realisieren. In nur zehn Tagen bekamen sie die benötigten 6000 Dollar zusammen, um endlich richtig loslegen zu können. Es war nicht nur eine unverzichtbare Finanzspritze für die beiden, sondern auch eine Bestätigung, dass sie wohl nicht an einem völlig absurden Hirngespinst herumschraubten.
    Während Perfetto erklärt, wie einfach sich die zukünftige Maschine per Computer bedienen lassen wird, steht plötzlich eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren in der Tür, die sich als „Eri“ vorstellt.
    Eri Gentry ist heute so etwas wie der Netzwerk-Hub der Westküsten-Biohacker-Szene. Als Yale-Absolventin in Wirtschaft hat sievon Biotechnologie zunächst zwar wenig Ahnung, aber das gleicht sie durch Begeisterung mehr als wieder aus.
    Als wir sie treffen, schmiedet Eri gerade den Plan, den ersten reinen Biohacker-Space der Welt aufzubauen, eine Laborwerkstatt, in der sich Unternehmer genauso einmieten können wie Hobbyforscher, Biohacker oder Gruppen, die etwas über Molekularbiologie lernen wollen. So ähnlich wie „Sprout“ in Cambridge an der Ostküste, aber ohne Drehbänke und Standbohrmaschinen, dafür mit einer klaren Ausrichtung auf die Lebenswissenschaften. Im deutschen Förderjargon würde man das vielleicht Inkubator nennen, jedoch nicht mit Steuermitteln finanziert, sondern ebenfalls durch Geldsammeln über Kickstarter.
    Bei Josh aufgetaucht ist Eri, weil sie weiß, dass wir da sind. Sie hat vor, uns unter die Lupe zu nehmen. Als „Gatekeeperin“ ihres Buddies John Schloendorn will sie zuerst einmal vorfühlen, was wir wohl für Hintergedanken haben mögen. Wir erklären ihr, dass wir selbst ein Labor aufbauen und davor möglichst viel lernen wollen und nicht nur auf eine schnelle Story aus sind. Wir bestehen den Test und bekommen ein Lachen aus Eris dunklen Augen. Und die Adresse zu Johns verstecktem Suburbia-Labor.
    Ohne Eri stünden wir also eine gute Stunde später nicht in der zum Labor umfunktionierten Doppelgarage, gegen das
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