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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim
Autoren: Fischnapping
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mich grad auf eine Idee gebracht. Könnte es...«
    Ich schloss die Augen, bewegte die Lippen, als würde ich
buchstabieren. »G ... Ü ... C ... H ... N.«
    »Menschenskind, nun mach schon, Al.«
    »Ja, ich glaub, jetzt sehe ich das Wort vor lauter Bäumen,
haha. Nicht zu glauben. Pass auf.«
    Und dann legte ich sie alle an.
    GRÜBCHEN
    »GRÜBCHEN«, sagte ich. »Und dank deinem Kauri hab ich kein
R gebraucht.« Sie blickte auf das Brett.
    »Audrey hatte Grübchen, weißt du.«
    »Was?«
    »Audrey. Grübchen hier, Grübchen da, die Grübchen waren
wunderbar. Hört sich an wie aus einem Song, nicht wahr? Weißt du, wie ich sie
genannt habe? Meinen Grübchenhasen.«
    »Du Bastard.«
    »Was denn, du auch? Mannomann, gib's mir, Nelson! Wie
steht's mit Galaabenden in der Sydney-Oper? Wie viele hast du besucht? Diese
pompösen Produktionen, wo alle lügen und betrügen und sich gegenseitig in den
Rücken fallen, alles im Namen der Liebe. Ich genieße so was, diesen ganzen
niederträchtigen, hinterlistigen Kram. Du doch bestimmt auch. Wer von euch
beiden ist eigentlich auf die Idee gekommen, Rumps Fisch zu klauen? Ich hab
zuerst gedacht, du, aber das kann genauso gut auf Audreys Mist gewachsen sein.
Mit so was vertreibt sie sich die Nächte. Du hast dem Plan den letzten Schliff
gegeben, hattest die Idee mit dem T-Shirt, dem Schwan, der niedlichen kleinen
Kamera in dem allsehenden Buddha. Oh ja, ich weiß Bescheid.«
    »Und ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Doch, das weißt du. Ihr wollt, dass ich geschnappt werde.
Ich begreife nur nicht, wieso du denkst, dass ich dich nicht mit über die
Klinge springen lassen würde. Du warst schließlich dabei.«
    »War ich das? Wer ist denn über den Zaun geklettert, Al?
Wer hat den Fisch vom Strand in deinen Teich gebracht? Wer hat den
Erpresserbrief hinterlegt, wer hat den Wagen gefahren?« Sie strich sich das
Kleid glatt, hatte ihre Haltung wiedergewonnen. »Ich hab gedacht, wir würden
ein Picknick machen, mehr nicht.«
    »Was, ausgerechnet du, die du deinen Mann im Streit
verlassen hast, die du in deinem allerletzten Brief an ihn Gemeinheiten über
seine Fische geschrieben hast, willst keine Ahnung gehabt haben? Glaubst du,
das kauft dir einer ab?«
    »Deshalb hast du mich verführt, Al. Um mir Informationen
zu entlocken, in einem unvorsichtigen Augenblick. Ich wusste nichts von deinen
Plänen. Deine Unterstellungen sind reine Spekulation. Du hast den Fisch
gestohlen. Er ist da hinten in deinem Teich.«
    »Bist du da wirklich sicher? Warst du dabei, als ich ihn
reingesetzt habe? Warst du dabei, als ich ihn aus dem Teich deines Mannes
geholt und in meinen gesetzt habe? Ja?«
    »Das war gar nicht nötig. Ich hab ihn gehört, wie er herumgeplatscht
ist.«
    »Wasser platscht nun mal, Michaela, das wirst du als
südafrikanische Meisterin im Turmspringen doch wohl wissen. Na los, geh
nachsehen, wenn du mir nicht glaubst. Sieh nach, ob du einen Fisch drin
entdeckst. Der Teich ist ein bisschen so wie eine Riesenstange Toblerone. Sieht
voll aus, ist aber in Wahrheit absolut leer.«
    Es machte mir nichts aus, dass sie mir drei oder vier Ohrfeigen
gab, es machte mir auch nichts aus, sie am Arm zu packen und nach draußen zu
bugsieren, ja es machte mir nicht mal was aus, dass sie die nächsten fünfzehn
Minuten versuchte, die Tür einzutreten. Ich hatte es geschafft. Alles war ruhig
und friedlich. In zwei Stunden wäre Emily da. Sie würde frohen Mutes und ein
wenig schüchtern eintreffen, wir würden in den Garten gehen, und ich würde ihr
alles erklären, was ich mit meinen Skulpturen vorhatte, was ich mit meinem
Teich vorhatte, wie sich mein Leben verändert hatte, wie es sich weiter
veränderte, dank ihr.
    Dann würde ich die Hummer abstechen und auf den Grill
schmeißen, und ein wenig später würden wir im Wohnzimmer essen oder vielleicht
im Wintergarten, unter den Augen des Hais mit der Axt im Kopf, und ich würde
ihr von dem teuren Wein einschenken, den ich gekauft hatte, die Flasche so
drehen, dass sie auch ja das Etikett sah, und es würde dunkel werden, und wir,
wir würden immer fröhlicher werden, bis wir mit unserer Fröhlichkeit den Raum
erhellten.
    Doch zuerst der Name. Bloß ein Vorname, aber es war ein
Anfang. Vielleicht musste ich mehr auch gar nicht wissen. Vielleicht war es
Anfang und Ende zugleich.
    Ich goss mir noch ein Glas ein und zog den Zettel aus der
Hemdtasche. Meine Hand zitterte so heftig, dass ich ihn kaum auf dem Tisch
glatt streichen konnte.
    Sechs
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