Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy
Autoren: David Walliams
Vom Netzwerk:
nicht«, protestierte Joe.
    »Es tut mir leid, dich in Kenntnis setzen zu müssen, dass du das sehr wohl tust. Hättest du jetzt wohl die Güte, aus dem Container zu klettern und mit mir in den Laden zu kommen. Ich glaube, wir müssen miteinander reden«, sagte Raj mit todernster Stimme.
    O nein, dachte Joe. Jetzt habe ich es mir mit Raj auch noch verdorben!Obwohl Raj von der Größe und vom Alter her erwachsen war, war er ganz anders als alle Eltern und Lehrer. Und es war wirklich nicht leicht, sich mit ihm anzulegen. Einmal war ein Mädchen von Joes Schule dabei erwischt worden, wie sie eine Tüte Sonstwas stehlen wollte – und Raj hatte ihr für ganze fünf Minuten Hausverbot erteilt.
    Der staubige Billionär kletterte aus dem Container. Raj schob einen Stapel Zeitschriften zu einem Hocker zusammen und legte Joe eine aufgeschlagene Financial Times um die Schultern, wie eine rosa Decke.
    »Joe, du hast die ganze Nacht draußen in der Kälte verbracht. Jetzt brauchst du ein Frühstück. Wie wäre es mit einer heißen Tasse Limonade?«
    »Nein, vielen Dank«, antwortete Joe.
    »Lieber zwei gekochte Schokotoffees?«
    Joe schüttelte den Kopf.
    »Du musst aber etwas essen, Junge! Einen getoasteten Knusperriegel?«
    »Nein, danke.«
    »Lieber eine Schüssel Erdnussflips? Mit warmer Milch?«
    »Wirklich, Raj, ich habe keinen Hunger«, antwortete Joe.

    »Also gut. Meine Frau hat mich auf Diät gesetzt, darum darf ich im Moment zum Frühstück nur Obst essen«, verkündete Raj und öffnete ein Paket Geleefrüchte mit Schokoüberzug. »So. Und willst du mir jetzt erzählen, warum du heute Nacht im Container geschlafen hast?«
    »Ich bin von zu Hause weggelaufen«, verkündete Joe.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, nuschelte Raj mit einer Handvoll Geleefrüchte im Mund. »Nanu, Kerne!«, stellte er fest und spuckte etwas in seine Handfläche. »Aber die Frage ist: warum?«
    Joe schaute unbehaglich drein. Er hatte das Gefühl, dass die Wahrheit für ihn ebenso peinlich war wie für seinen Dad. »Erinnerst du dich an das Mädchen, mit dem ich hier war, als wir das Eis am Stiel gekauft haben?«
    »Ja, ja. Du weißt doch, dass ich gesagt habe, ich hätte sie schon mal irgendwo gesehen. Gestern war sie im Fernsehen. In einer Werbung für Ruck-Zuck-Nudeln. Hast du sie mittlerweile geküsst?«, erkundigte sich Raj begeistert.
    »Nein. Sie hat bloß so getan, als hätte sie mich gern. Mein Vater hat ihr Geld gegeben, damit sie meine Freundin ist.«
    »O je«, seufzte Raj. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. »Das ist aber nicht in Ordnung. Das ist überhaupt nicht in Ordnung.«
    »Ich hasse ihn«, stieß Joe zornig aus.
    »Bitte, Joe, sag das nicht«, erwiderte Raj voller Schreck.
    »Es ist aber so«, sagte Joe und sah Raj mit flammendem Blick an. »Ich kann ihn nicht ausstehen!«
    »Joe! Hör sofort auf so zu reden! Er ist dein Vater!«
    »Ich hasse ihn. Und ich will ihn niemals wiedersehen, solange ich lebe.«
    Behutsam streckte Raj den Arm aus und legte Joe die Hand auf die Schulter. Augenblicklich schlug Joes Wut in Trauer um. Er senkte den Kopf tief hinab und weinte in seinen eigenen Schoß. Sein Körper zitterte unkontrolliert unter den Tränen, die ihn wie Wellen durchfluteten.
    »Ich verstehe deinen Schmerz, Joe. Wirklich, das tue ich«, versuchte Raj ihn zu trösten. »Ich weiß, dass du dieses Mädchen richtig gern hattest. Aber ich glaube, dein Vater wollte dich wirklich nur glücklich machen.«
    »Das Geld ist Schuld an allem«, sagte Joe mit tränenerstickter Stimme. »Es macht alles kaputt. Ich habe deswegen sogar meinen einzigen Freund verloren.«
    »Richtig, ich habe dich und Bob schon lange nicht mehr zusammen gesehen. Was ist denn passiert?«
    »Ich habe mich eben auch wie ein Idiot benommen.Ich habe ein paar schrecklich gehässige Dinge zu ihm gesagt.«
    »O je.«
    »Wir haben uns gestritten, weil ich ein paar Mobbern Geld gegeben habe, damit sie ihn in Ruhe lassen. Ich habe gedacht, ich helfe ihm. Aber er ist darüber total sauer geworden.«
    Raj nickte bedächtig. »Weißt du, Joe …«, begann er langsam. »Es klingt nicht gerade so, als ob du mit Bob etwas anderes gemacht hättest, als dein Vater mit dir.«
    »Vielleicht bin ich ja wirklich ein Luxussöhnchen«, fuhr Joe fort. »Genau wie Bob gesagt hat.«
    »Das ist Unsinn«, sagte Raj. »Du hast einen Fehler gemacht, und dafür musst du dich entschuldigen. Aber wenn Bob nur einen Funken Gefühl hat, wird er dir verzeihen. Ich sehe, dass dein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher