Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Billionen Boy

Billionen Boy

Titel: Billionen Boy
Autoren: David Walliams
Vom Netzwerk:
dass er mit Lauren – oder wie immer sie hieß – befreundet war, hatte er seinen einzigen Freund schlimm vor den Kopf gestoßen. Und Mrs Trafe hatte ihm zwar voller Mitleid zugehört, aber wie sich herausstellte, war es ihr doch nur um sein Geld gegangen.
    Aber wie sah es mit Raj aus? Ja, dachte Joe. Er konnte doch ab sofort bei dem Zeitungshändler mit dem lila Hintern hausen. In einem Zelt hinter dem Kühlschrank. Schön versteckt konnte er dort den ganzen Tag Mad lesen und sich den Bauch mit gerade abgelaufenen Süßigkeiten vollstopfen. Ein angenehmeres Leben konnte er sich gar nicht vorstellen!
    Joes Hirn arbeitete auf Hochtouren – und seine Beine kurz darauf ebenfalls. Er überquerte die Straße und lief nach links. Rajs Laden lag jetzt nur noch ein paar Straßen entfernt. Irgendwo über ihm im Dunkeln summte etwas von Ferne. Das Summen wurde lauter. Jetzt war es eher schon ein Brummen. Dann ein Dröhnen.
    Es war ein Hubschrauber. Ein Suchscheinwerfer tanzte über die Straßen. Aus einem Lautsprecher erklang Mr Spuds Stimme.
    »JOE SPUD! HIER SPRICHT DEIN VATER. GIB AUF! ICH WIEDERHOLE! GIB AUF!«
    Joe floh in den Eingang eines Seifenladens. Der Suchscheinwerfer hatte ihn nur knapp verfehlt. Der Duft von Ananas- und Granatapfelduschbad und Drachenfrucht-Fuß-Peeling kitzelte angenehm in seiner Nase. Sobald er den Hubschrauber über sich weiterfliegen hörte, wechselte Joe blitzartig auf die andere Straßenseite und schlich an zwei Pizza-Läden vorbei, bevor er im Eingang des dritten Pizza-Ladens noch mal Schutz suchte. Gerade in dem Moment, als er sich wieder vorwagte und an einem Nudel-Restaurant vorbeihuschen wollte, tauchte der Hubschrauber erneut über ihm auf. Und plötzlich stand Joe genau im Mittelpunkt des Scheinwerferlichts.
    »BLEIB STEHEN! ICH WIEDERHOLE:
    BLEIB STEHEN!«, donnerte die Stimme.
    Joe sah in das gleißende Licht hinauf und sein Körper bebte unter der Wucht der Rotorblätter. »Hau ab!«, schrie er hinauf. »Ich wiederhole: Hau ab!«
    »JOE, DU KOMMST JETZT GEFÄLLIGST NACH HAUSE!«
    »Nein.«

    »JOE, ICH SAGTE …«
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast und ich werde nicht nach Hause kommen. Ich werde nie mehr nach Hause kommen«, schrie Joe. So ganz allein im hellen Scheinwerferlicht kam er sich vor wie auf einer Bühne, in einem äußerst dramatischen Stück des Schultheaters. Über ihm schwirrte der Hubschrauber, und im Lautsprecher knisterte Schweigen.
    Dann rannte Joe plötzlich los. Die schmale Gasse hinter dem großen Supermarkt entlang, über den Parkplatz und an der Rückseite des Drogeriemarkts vorbei. Bald war der Hubschrauber nur noch ein gedämpftes Geräusch, nicht lauter als die aufgeschreckten Vögel.
    Als Joe vor Rajs Laden stand, klopfte er leise an das Metallgitter. Nichts. Daraufhin drosch er so heftig dagegen, dass die Metallstäbe klirrten. Immer noch keine Antwort. Joe sah auf seine Uhr. Es war zwei Uhr früh. Kein Wunder, dass Raj noch nicht im Laden war.
    So wie es aussah, würde Joe wohl der erste Billionär sein, der auf der Straße schlafen musste.

23. DAS SCHLEUSENSCHIFFFAHRTS-MAGAZIN
    »Was machst du denn hier?«
    Joe wusste nicht, ob er wirklich wach war oder einfach nur träumte, er sei wach. Bewegen konnte er sich jedenfalls nicht. Sein Körper war vor Kälte ganz steif und sämtliche Knochen taten ihm weh. Bislang hatte er seine Augen noch nicht öffnen können, er war aber fest davon überzeugt, dass er nicht zwischen den seidenen Laken seines Designerbetts lag.
    »Ich will wissen, was du hier tust«, erklang die Stimme erneut. Joe runzelte überrascht die Stirn. Sein Butler sprach normalerweise nicht mit indischem Akzent. Joe öffnete mit aller Macht seine vom Schlaf verklebten Augen. Über seinem Kopf schwebte ein großes, lächelndes Gesicht.
    Es gehörte Raj.
    »Was machst du hier, zu dieser unchristlichen Zeit, Meister Spud?«, fragte er noch mal.
    Allmählich begann die Dämmerung die Dunkelheit zu vertreiben und Joe konnte seine Umgebung ausmachen. Er war vor Rajs Laden in einen Container geklettert und eingeschlafen. Ein paar Ziegelsteine hatten ihm als Kopfkissen gedient, ein Stück Plane als Decke und eine staubige alte Tür als Matratze. Kein Wunder, dass ihm jeder einzelne Knochen wehtat.
    »Oh … äh … hallo, Raj«, krächzte Joe.
    »Hallo, Joe. Ich wollte gerade meinen Laden aufschließen, da habe ich etwas schnarchen gehört und dann lagst du da. Eine ordentliche Überraschung, das muss ich schon sagen.«
    »Ich schnarche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher