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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition)
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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sickert bei uns die Erkenntnis durch, dass man bei einer Dauerleistung wie stundenlangem Radfahren vorbeugend essen muss. Erst dann zu essen, wenn man Hunger hat, ist dumm. Das ist wie mit Vollgas auf der Autobahn fahren und erst ans Tanken denken, wenn der Motor stottert. Der dumme Mann muss schieben.
    Ähnlich ergeht es uns heute auch: Mühsam, immer mühsamer schieben wir uns die endlos aneinander gereihten Hügel hinauf. Das wird bestimmt das letzte Mal sein, dass wir keine Notverpflegung dabeihaben. Vorhin erst waren wir vor Gier zitternd auf allen vieren in einen Diner gekrochen, um ein paar Sandwiches in uns hineinzuschlingen. Aber dieses „Vorhin“ ist nun auch schon wieder zu lange her.
    Abends noch immer dasselbe Bild: In dichten Nebel gehüllt und triefend nass kämpfen wir uns die Berge von Connecticut hinauf. Wir sind nun schon seit Stunden an keinem Deli mehr vorbeigekommen. Warum haben die Amis mitten in diesen Wald keinen Supermarkt gebaut? Verdammt, die sind doch sonst nicht so zimperlich! Eins ist jedenfalls klar: Die Kalorien, die nötig sind, um diesen Hügel hinaufzukriechen, haben wir schon ein paar Hügel zuvor verbraucht …
    Gegen 19 Uhr klopfen wir mit durchweichten Fingern an die erstbeste Tür. – „Hunger!“, denken wir, und bestimmt liegt dabei ein gieriger Glanz in unseren Augen. Nichtsdestotrotz heißt es Fassung bewahren und diplomatisch vorgehen. Doch die Frau, die uns öffnet, liest offenbar irgendeine andere, mehr körperliche Gier aus unseren Blicken. Sie lässt uns erst mal unter ihrem Vordach stehen und ist trotz nimmermüden amerikanischen Lächelns sichtlich schockiert, als ihr klar wird, dass wir Unterschlupf in ihrer Garage begehren. Ihr Mann winkt so entschlossen ab, als wollte er zwei lästige Fliegen erschlagen; er muss noch irgendwo hin und will uns nicht in seiner Abwesenheit mit der Frau und den beiden Kindern im Haus wissen. Wir sehen wohl gefährlich aus. Irgendwie. Wahrscheinlich sind wir zu nass, um wie Helden auszusehen.
    Spontan (eigentlich aus Versehen) greifen wir zu einer Notlüge: Dass wir vielleicht ein Buch schreiben werden. Über die netten Leute in Amerika. – Die nächsten eineinhalb Stunden verbringen wir daraufhin (auch ohne Ehemann Wayne) im Haus: Spaghetti mit Fleischknödeln seien doch das Mindeste, was sie uns anbieten könne, meint unsere neue Freundin Liz. Und nachher Eiscreme und Früchte und Kaubonbons für unterwegs. Denn „after all“ sei dies ja Amerika!
    Nach ein paar Anrufen bei Nachbarn nehmen uns schließlich die Viksnes aus Norwegen bei sich auf. Trotz des seltsamen Namens begegnen wir dort einer lieben, warmherzigen Familie, für die unsere Unterbringung eine Selbstverständlichkeit ist. Unsere durchgeweichten Radschuhe kommen in, nein, an den Kamin, der Inhalt unserer nassen Radtaschen in den Wäschetrockner. Wieder etwas dazugelernt: In Zukunft werden wir alles in unseren Taschen noch zusätzlich in wasserdichte Müllsäcke packen. – Eine morgendliche Routine mehr.
    Heute Nacht schlafen wir in einem Bett. – Endlich. Es ist das erste Mal seit Tagen. Na ja, zumindest seit vorgestern.

    4.
    Sollen sie doch Kuchen essen … Marie Antoinette

    Seen im Nebel, Regenwälder, prachtvolle Häuschen, in die man sofort einziehen möchte, um im Rausch der Idylle irgendein stimmungsvolles Märchen zu schreiben.
    Ich komme mir vor wie in einem billigen Computerspiel: Die Raupen, die in Massachusetts über den Pannenstreifen gerobbt sind, hat jetzt irgendwer in Connecticut durch ein Heer kleiner, roter Eidechsen ersetzt. Level 2 …
    Wir weichen, so gut es geht, aus und bezwingen am Vormittag unter stetigen Schlangenbewegungen nach links, rechts, oben und unten Connecticuts höchste asphaltierte Erhebung, Morrison Hill (366 Meter).
    Ich dachte immer, dass der amerikanische Kontinent eine Scheibe ist. Stimmt aber nicht. Amerika ist rund. Ein dämlicher Hügel nach dem anderen. Ich frage mich, wie wir so nach San Francisco kommen sollen. – Ein unbegreifliches Land. Wenn’s so weitergeht, landen wir am Ende wieder in Boston.
    Der Regen von gestern hat aufgehört. Trotzdem hängen die grauen Wolken noch immer tief und aufgebläht über der Straße – es könnte jeden Moment wieder beginnen. Manchmal lösen sich tatsächlich ein paar Tropfen aus dem riesigen Schwamm über uns – aber es sieht nicht so aus, als wollte ihn heute noch einmal jemand so richtig über uns ausdrücken. Gestern haben wir ohnehin genug abgekriegt.
    Am frühen
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