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Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Titel: Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Autoren: Linda Lael Miller
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die Rodeo Road fuhr und dann nach rechts abbog.
    Parable – Einwohnerzahl laut Schild am Stadtrand: 10.421 – verfügte über zwei Supermärkte und jenen Discounter, wo sie sich gestern mit dem Notwendigsten eingedeckt hatte. Doch Joslyn mochte „Mulligan’s Grocery“, den Tante-Emma-Laden gegenüber dem „Curly-Burly“, am liebsten. Dort gehörten nämlich Biofleisch und auch Obst und Gemüse aus biologischem Anbau zum Angebot.
    Es war allerdings viele Jahre her, seit sie zuletzt hier gewesen war. Existierte „Mulligan’s“ überhaupt noch? Oder hatte sich das Familienunternehmen der Konkurrenz größerer Läden und der unsicheren Wirtschaftslage geschlagen geben müssen und war pleitegegangen?
    Kaum dass sie die Autos auf dem begrünten Parkplatz des Ladens sowie das Geöffnet-Schild im Schaufenster sah, machte ihr Herz vor Freude einen kleinen Hüpfer. Der Getränkeautomat – mittlerweile wahrscheinlich ein wertvolles Sammlerstück – stand gemeinsam mit dem Behälter für die Eiswürfel und einer Reihe von Propangasflaschen fürs Grillen immer noch neben der Fliegengittertür.
    Joslyn stellte ihren Wagen ab. Beim Betreten des Geschäfts legte sie sich beschwingt den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter.
    Kaum im Laden, hatte sie ein ähnliches Déjà-vu-Erlebnis wie vorhin in Kendras Wohnzimmer.
    Angesichts der Tatsache, wie wenig sich die Dinge verändert hatten, kam es Joslyn vor, als befände sie sich in einer Zeitschleife. Die Regale mit dem Brot und den Bonbons befanden sich immer noch an der gleichen Stelle wie damals. Auch der Fußboden bestand immer noch aus den unebenen Dielen, die durch mehrere Kundengenerationen abgewetzt und mit Tausenden von Flecken übersät waren. Die Messingkasse – ein weiteres Relikt aus längst vergangenen Tagen – befand sich wie eh und je auf der Ladentheke. Nur die Menschen waren andere.
    Mr und Mrs Mulligan, die beide schon in Joslyns Jugend alt gewesen waren, hatten vermutlich schon lange das Zeitliche gesegnet. Joslyn kannte weder den schlaksigen Mann hinter der Kasse noch einen der Kunden.
    Vor lauter Nervosität hatte sie, ohne es zu merken, die Schultern hochgezogen. Nun ließ die Anspannung so plötzlich wieder nach, dass es Joslyn ein wenig schwindlig wurde. Sie war in Gedanken dermaßen mit Erinnerungen und ihrer Einkaufsliste beschäftigt gewesen, dass sie vergessen hatte, sich vor den Begegnungen mit dem einen oder anderen der zahlreichen Opfer ihres Stiefvaters zu fürchten.
    Früher oder später würde das höchstwahrscheinlich auch passieren. Momentan jedoch wagte Joslyn zu hoffen, dass sie sich gerade in eine konfrontationsfreie Zone begeben hatte.
    Bitte, lieber Gott.
    Der Angestellte hinter dem Ladentisch nickte ihr zur Begrüßung kurz zu, schenkte ihr sonst aber keine Beachtung. Auch die wenigen Kunden, die sich gerade Lebensmittel aus den Regalen und den Gefriertruhen holten, nahmen keine Notiz von ihr.
    Joslyn holte sich einen der noch übrigen Einkaufswagen – er hatte ein schiefes Rad und quietschte – und fuhr in den ersten Gang. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine richtige Liste zu schreiben, da sie praktisch alles brauchte.
    Sie stand gerade vor dem Gewürzregal und griff nach dem Paprikapulver und dem Hähnchengewürz, da merkte sie plötzlich, dass jemand sie beobachtete.
    Joslyn schaute auf und blickte in ein Augenpaar, das so blau war, als läge ein Stück Himmel in ihnen. Ein Stück Himmel, das in der beginnenden Abenddämmerung allmählich dunkler wird. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, denn ihr wurde klar, wer der Mann vor ihr war.
    Slade Barlow.
    Die Dienstmarke, die an seinem Gürtel glänzte, erinnerte Joslyn daran, dass er jetzt Sheriff von Parable County war. Er hatte seinen Hut in der einen Hand und eine Flasche Wasser in der anderen.
    Joslyn stellte sich vor, wie er – standesgemäß gekleidet in seiner Jeans, dem Westernhemd und den polierten Stiefeln – jemandem langsam und drohend befahl: „Sieh zu, dass du bis Sonnenuntergang aus der Stadt verschwunden bist.“
    „Hallo“, sagte sie, und es hörte sich in ihren eigenen Ohren unglaublich dumm an. Sie fühlte sich wie ein Reh, das geblendet vom Scheinwerferlicht eines herankommenden Autos erschrocken erstarrte.
    Slade runzelte die Stirn. Seine Haare waren dunkel und kurz– aber nicht zu kurz – geschnitten, und er sah sie mit seinen dunkelblauen Augen skeptisch an.
    „Joslyn?“
    Sie biss sich auf die Unterlippe, nickte und wünschte, sie hätte
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