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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City
Autoren: Ed McBain
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brüllte dann ebenfalls los. Brown hielt wie ein Kind, das ein böses Wort gesagt hatte, die Hand vor den Mund. Carella sah zum Flur und schloß die Augen. Beide Männer waren einen Augenblick lang still und lachten dann wieder los.
    »Psst«, sagte Carella.
    »Psst«, sagte Brown.
    »Hast du noch was zu trinken? Komm, ich hol dir noch was.«
    »Nur noch ein Schlückchen. Ich muß los. Caroline wird sich sonst Sorgen machen.«
    Carella ging in die Küche, goß Scotch in Browns Glas und Canadian Club in seins. Ein wenig Soda in beide. Eiswürfel. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, stand Brown an den Bücherregalen und betrachtete die Titel.
    »Kommst du überhaupt noch zum Lesen?« fragte er.
    »Nicht oft. Nur noch im Urlaub.«
    »Wann nimmst du deinen?«
    »In vierzehn Tagen.«
    »Wo geht’s hin?«
    »Ans Meer.«
    »Wird bestimmt schön.«
    »Ja.« Carella hob sein Glas. »Auf die goldenen Tage«, sagte er.
    »Und die purpurnen Nächte«, sagte Brown. Sie tranken.
    »Wie konnten die beiden nur glauben, sie könnten die Vergangenheit vergessen?« sagte Carella und nippte an seinem Drink. »Weißt du was?« sagte er.
    »Was?«
    »Ich werde im Oktober vierzig.«
    »O je«, sagte Brown.
    »Vierzig.«
    »Ich hab’s gehört.«
    »Weißt du noch, wie wir einen trinken gegangen sind, wenn wir einen wichtigen Fall aufgeklärt haben?«
    »Das tun wir doch auch jetzt, Steve.«
    »Ich meine, in eine Bar. Als wir beide noch nicht verheiratet waren. Erinnerst du dich an die Bar bei der Brücke? Direkt an der Culver? Alle Jungs vom Revier sind dahin gegangen und haben sich vollaufen lassen. Weißt du das noch? Nach einem wichtigen Fall? Kling war damals noch Streifenpolizist. Hawes war noch nicht mal dabei. Weißt du das noch?« Er nickte, während er in seinen Erinnerungen schwelgte, und setzte sich Brown gegenüber in den Sessel. Er trank einen großen Schluck und sah dann in das Glas. »Damals war ein Cop namens Hernandez bei uns, den ich gut leiden mochte«, sagte er. »Er wurde von einem billigen Dieb ermordet, der sich im Revier verkrochen hatte, weißt du das noch? Erinnerst du dich an einen Cop namens Havilland? Roger Havilland? Er war schlimmer als Parker. Manchmal glaube ich, Parker ist Havilland, von den Toten auferstanden. Erinnerst du dich noch, wie der Junge dieses reichen Typs oben in Smoke Rise gekidnappt wurde? King. Douglas King. Komisch, wie man sich an die Namen erinnert, was? Erinnerst du dich daran, wie Virginia Dodge mit einer Flasche Nitro in der Handtasche in den Dienstraum kam? Sie wollte mich umbringen, weil ich ihren Mann geschnappt hatte. Weißt du das noch? Weißt du noch, wie Ciaire in dieser Buchhandlung erschossen wurde? Klings Freundin, weißt du noch? Ciaire Townsend. Weißt du noch, wie der Taube den Tunnel unter diese Bank gegraben hat? Ich wette, der wird nie alt, Artie, der Taube doch nicht. Weißt du noch … Mein Gott, weißt du noch, was damals war? Ich erinnere mich an alle von ihnen, Artie. Ich erinnere mich an alles, an alles. An jede einzelne Minute. Es geht viel zu schnell vorbei, Artie. Ich werde im Oktober vierzig. Wo ist nur die Zeit geblieben, Artie?«
    Er sah auf.
    »Artie«, sagte er.
    Brown schnarchte leicht vor sich hin. Der Schlaf zeichnete seine Züge weicher, ließ ihn viel jünger aussehen. Carella ging zu ihm, betrachtete ihn liebevoll, lächelte. Dann schaltete er das Licht aus und ging zum Telefon, um Caroline zu sagen, daß ihr Mann müde war und bei ihnen schlafen würde.
     
    Sonny war vor Sonnenaufgang in Riverhead. Er stellte den gestohlenen Wagen vier Blocks vom Haus der Carellas entfernt in einem Parkhaus ab, das die ganze Nacht über geöffnet hatte, und ging dann über die Dover Plains Avenue zum Hochbahn-Bahnhof, versuchte auszusehen wie jeder einfache Farbige, der an diesem Mittwochmorgen wie an jedem anderen Tag zur Arbeit schlurfte. Er ging an der Treppe vorbei, die zum Bahnsteig führte, und bog dann nach rechts in die Straße ab, in der Carella wohnte. Er war ein Schwarzer, der zu Fuß in einer weißen Gegend unterwegs war, während die Sonne noch schlief. Er hoffte, keinem Streifenwagen zu begegnen, hoffte, niemand würde aus dem Fenster sehen und ihn für einen Einbrecher statt für einen Mann halten, der einen Detective von der Polizei töten wollte. Das amüsierte ihn. Er lachte auf, zog den Kopf ein, als habe jemand seine Gedanken gelesen, und eilte die Straße entlang.
    Der Chevy, dem er in den vergangenen vierzehn Tagen gefolgt war, stand vor
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