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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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der Verzweiflung nach vorne stürzen, als plötzlich ein weiterer Schuss krachte. Von weiter weg. Der Mann war getroffen. Sein Körper stürzte in einer grotesken Drehung auf den des Russen. Die zweite Leiche. Die Frau starrte ungläubig zu Solveigh herüber, sie starrte zurück. Die Frau hatte nicht gefeuert, sie waren beide wie gelähmt. Solveigh fing sich als Erste und hechtete in Richtung ihrer Pistole, die immer noch auf der Veranda lag, wo sie sie zuvor hatte fallen lassen. Sie hob die Waffe in der Sekunde, als jemand das Feuer eröffnete. Die Frau wurde von einem großen Kaliber in die Brust getroffen, das ihre Bluse zerfetzte. Blut spritzte auf Solveighs nackte Füße. Dann wurde es still. Der Hubschrauber hatte die Motoren abgestellt, und auch der Wachmann wimmerte nicht mehr. Wer hatte geschossen? Viel später, als es nötig gewesen wäre, nahm Solveigh die Hände herunter und sammelte ihre Waffe ein. Der Schütze war ihr nicht feindlich gesinnt, oder? Sonst hätte er längst wieder abgedrückt. Trotzdem suchte Solveigh hinter einer großen Topfpflanze Deckung. Man konnte nie wissen. Die Schüsse mussten aus dem leer stehenden Nachbargebäude gekommen sein. Sie suchte die Fenster nach dem Angreifer ab, konnte aber niemanden entdecken. Wer hatte sie gerettet? War es ein unsichtbarer Beschützer, der ihr die ganze Zeit gefolgt war? Wenn ja: Wer käme dafür infrage? Plötzlich fiel ihr ein, wen sie in der Hektik, den Computerspezialisten aus Russland zu befragen, nachdem das U-Boot angekommen war, gar nicht vermisst hatte. War das möglich? Nach dem Anschlag in London hatte sie gedacht, ihr Angreifer sei für das mulmige Bauchgefühl verantwortlich gewesen. War es möglich, dass ihr mehrere Personen gefolgt waren? Hatte sie sich deshalb auch in Cannes immer umgedreht, ohne jemals jemanden zu entdecken? Ein zweites Mal suchte sie jedes Fenster des Hauses ab. Diesmal glaubte sie, einen Schatten im zweiten Stock bemerkt zu haben. Aber sie konnte sich täuschen. Plötzlich klingelte ihr Handy. Eine SMS. Sie rief sie auf, noch während sie den Garten des Hauses im Auge behielt. Von einer unbekannten Nummer. Die Nachricht bestand nur aus zwei Wörtern. Auf einmal lächelte Solveigh. »Für Yael.« Sie war nicht paranoid geworden. Sie hatte nur Gut und Böse verwechselt. Dann setzte sie sich auf die Dielen der Veranda, lehnte sich mit dem Rücken an die Topfpflanze und wartete auf die französische Polizei.

EPILOG
    Amsterdam, Niederlande
23. März 2013, 19.28 Uhr (knapp zwei Wochen später)
    Solveigh musste die beiden Flaschen abstellen und die große Tüte in die linke Hand nehmen, um die Tür zu ihrer Wohnung an der Prinsengracht aufzuschließen. Sie hatte drei anstrengende Stunden hinter sich. Auch diesmal hatte Sir William darauf bestanden, eine kleine Feier zu organisieren. Er nannte sie Tea Time, und sie gehörte zur ECSB wie die unterschiedlichen Nationen ihrer Mitarbeiter. Es gab tatsächlich Gurkensandwiches, aber dafür Champagner statt Tee, und Solveigh spürte, dass sie möglicherweise das eine oder andere Glas zu viel davon getrunken hatte. Anders ließen sich allerdings die Reden ihres Chefs in bestgelaunter Gutsherrenmanier auch nicht ertragen, stellte sie fest und stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, als sie die Schuhe auszog.
    »Jemand zu Hause?«, rief sie.
    »Ich bin hier«, kam es aus dem Wohnzimmer zurück. Marcel schrieb seit Wochen an seinem Artikel über Dawydow, für den der »Echo« ihn gefeuert und die »Le Monde« eingestellt hatte. Solveigh ahnte, dass der »Echo« es noch bereuen würde. Sie schwenkte abwechselnd die Tüten und die beiden Champagnerflaschen, die sie von der Feier hatte mitgehen lassen, als sie das Wohnzimmer betrat. Wie erwartet saß er vor dem Rechner, das einzige Licht spendete die metallene Schreibtischlampe.
    »Ich hab Sushi mitgebracht. Und Gurkensandwiches.« Sie stellte beides demonstrativ vor ihn auf den Schreibtisch.
    »Gurkensandwiches? Jemand muss dem Mann beibringen, dass er ein wandelndes Klischee ist.« Marcel warf ihr einen amüsiert tadelnden Blick zu. »Gib mir eine Minute, dann bin ich auch fertig. Ich feile gerade am letzten Satz.«
    Solveigh schnappte sich die Tüte und die beiden Flaschen und verschwand in der Küche. Nach dem verheißungsvollen Plopp des Champagners dauerte es eher zehn als die versprochene eine Minute, bis sich Marcel in der Küche blicken ließ. Solveigh wusste das genau, weil sie das erste Glas schon fast alleine
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