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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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unternehmen. Um die Chance zu maximieren, ihn hier »zufällig« zu treffen, war es entscheidend, in Bewegung zu bleiben. Nur so stieg sie, wie Dominique mit seinen neuen Lieblingsmethoden errechnet hatte, binnen zwei Wochen auf über vierzig Prozent. Sie ließ einen Zehneuro-Schein auf dem Tisch liegen und fischte ihre Handtasche von der Lehne des Stuhls. Darin befand sich neben ihrer Jericho ein Lippenstift, ihr ECSB-Ausweis und ihr Handy. Sie stöckelte in perfekter Immobilienmakler-Ehefrau-Manier durch die chaotisch zusammengestellten runden Bistrotische. Die Unterhaltungen drehten sich um Nizza, Paris oder die neueste Strandmode. Solveigh konnte sich kaum ein langweiligeres Leben als das Jetset vorstellen. Sie fand die Vorstellung, nichts zu tun zu haben, als anderer Leute Geld auszugeben, ohne dass es weniger werden konnte, fürchterlich. Alles verlor an Wert, wenn man es sich einfach nehmen konnte. Die Zeit am allermeisten.
    Als sie auf den Bürgersteig trat, an dem die Cafés und Boutiquen lagen, betrachtete sie ihre rot lackierten, aber kurz geschnittenen Fingernägel an ihren nicht sehr weiblichen Händen und fragte sich, ob sie dadurch auffiel. Höchstwahrscheinlich nicht, entschied sie und stürzte sich in die vierte Shopping-runde des Tages, die wieder ohne einen Kauf enden würde. Vermutlich musste sie langsam damit anfangen, zumindest in einigen Geschäften etwas zu erstehen, wie sollte sie sonst ihre ständigen Besuche rechtfertigen? Vor allem wenn diese Aktion noch ein paar Tage oder sogar Wochen dauern sollte.
    Als sie die hiesige Filiale von Dolce & Gabbana betrat, ärgerte sie sich zum x-ten Mal darüber, dass irgendein Werbeheinz die grandiose Idee hatte, frisches Gemüse als Schaufensterdeko zu verwenden. Solveigh fragte sich ernsthaft, welche Käufer damit angesprochen werden sollten, dass man angesichts der Armut dieser Welt auch noch die Chuzpe hatte, Essen wegzuwerfen. Die Verkäuferin, die sie heute zum dritten Mal sah, warf ihr einen missmutigen Blick zu, aber Solveigh ließ sich davon nicht irritieren. Ohne Eile ließ sie ihre Hände über die Stoffe gleiten und zog dann und wann ein Teil hervor, um es an der Spiegelwand vor ihren Körper zu halten. Zu kurz. Unmögliche Farbe. Dicke Beine. Im hinteren Teil des Ladens probierte ein Mann einen dunklen Anzug. Er stand ihm überhaupt nicht, und es handelte sich auch definitiv nicht um das Biest. Solveigh nahm ein sehr buntes, asymmetrisch geschnittenes Kleid von der Stange und machte sich auf den Weg zu den Kabinen. Der Teppich war weich und machte es schwer, mit schmalen Absätzen darauf zu laufen. Als sie an dem Mann mit dem Anzug vorbeistöckelte, stockte ihr plötzlich der Atem. Er lächelte ihr zu. Minzbonbons. Und ein sehr moschuslastiges Parfum. Ein sehr auffälliges Parfum. Sie lächelte zurück. Sie kannte diesen Geruch. Seit ihrer Fehlgeburt hatte sich ihr Geruchssinn im selben Maße zurückgemeldet, wie ihre Clusterkopfschmerzen. Sie täuschte sich nicht. Ihr Geruchssinn täuschte sie niemals. Es traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie betrat die Kabine. Der Mann, der keine sechs Schritte von ihr entfernt einen 2000-Euro-Anzug anprobierte, war derselbe Mann, der sie in London beinah vergewaltigt hätte. Derselbe Geruch. Der Hitman. Eine Verbindung zum Biest nicht ausgeschlossen. Sie zog den Vorhang zu und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Ihr Herz pochte, aufgeputscht vom Adrenalin. Dass er hier war, konnte nur eins bedeuten: Er war nach dem verpatzten Anschlag von seinem Dienstherren zurückbeordert worden. In ihre neue Operationszentrale. Nach Cannes. Hierher. Sie erinnerte sich daran, wie er sie fast umgebracht hätte in London. Das Seil um ihren Hals. Keine Luft. Wäre Wayne nicht gewesen…Sie verdrängte den Gedanken. Was waren ihre Optionen? Sie konnte Eddy nicht anrufen, ohne dass der Mann sie hörte. Sie öffnete ihre Handtasche und betrachtete das dunkel schimmernde Metall der Jericho. Nein, auch mit der Waffe konnte sie im Moment nichts anfangen. Hatte der Mann sie bemerkt? Zittrig zog sie den Reißverschluss ihres Kleides auf und stieg in das asymmetrische Teil. Bevor sie den Vorhang aufzog, atmete sie einmal kurz durch. Mit ihrer Handtasche, um zumindest eine minimale Chance zu haben, falls die Situation eskalierte, trat sie aus der Kabine vor den Spiegel. Der Mann stand immer noch vor dem Spiegel an der anderen Wand und besprach mit der Verkäuferin Änderungen. Solveigh zupfte das Kleid an der Hüfte
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