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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition)
Autoren: Jenk Saborowski
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Ohr: »Slang, nach wie vor keine Signatur«, meldete eine ihr wohlvertraute Stimme. Sie nickte kaum merklich, um den Kollegen über die Kamera in ihrer Brille mitzuteilen, dass sie verstanden hatte. Der Fahrstuhl bremste sanft und vermeldete mit einem dumpfen Dreiklang die Ankunft im vierten Stock. Unglücklicherweise stieg das Pärchen mit ihr aus, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als die Schlüsselkarte ihres Zimmers aus der Rocktasche zu ziehen, um den Eindruck zu erwecken, sie habe die Nummer vergessen. Erleichtert stellte sie fest, dass die angeschickerten Turteltäubchen den Westflügel bewohnten, während ihr Ziel gen Osten lag. Ohne ein erkennbares Zeichen von Eile steckte sie die Karte zurück in ihre Rocktasche, ihr eigenes Zimmer lag nicht einmal auf diesem Stockwerk. Während sie den langen Flur hinunterlief, war sie froh, dass der dicke Teppichboden alle Geräusche ihrer Schritte schluckte. Erneut knackte der Sprechfunk in ihrem Ohr: »Noch immer nichts«, vermeldete Eddy in gewohnt knappen Worten, und kurz darauf stand sie vor der Tür mit der Nummer 416. Solveigh atmete tief ein. Dann los, ermunterte sie sich und schob die Universal-Schlüsselkarte in den Chipleser. Ein kaum hörbares Klicken im Schloss und eine winzige grüne Leuchtdiode zeigten ihr, dass sie die Tür öffnen konnte. Ein letztes Mal warf sie einen Blick in den menschenleeren Korridor und zog die Jericho. Mit einem gleichmäßigen Schwung drückte sie mit der Hüfte die Tür auf und betrat das Zimmer des Killers, die Waffe im Anschlag.
    Keine halbe Minute später wusste Solveigh, dass sich Eddys Sensoren nicht getäuscht hatten: Thanatos war nicht da, und obwohl diese Tatsache exakt ihrem Plan entsprach, war Solveigh beinah ein wenig enttäuscht darüber. Aber sie wusste, dass Rache kein besonders guter Ratgeber in ihrem Geschäft war, und sie zählte zu den besten Field Agents der ECSB. Eiserne Disziplin gehörte zu ihren wichtigsten Grundsätzen, und daher schluckte sie ihre Emotionen herunter, um sich ihrer eigentlichen Aufgabe zuzuwenden. Ihr Besuch in dem Hotelzimmer mit den blickdicht zugezogenen Gardinen hatte einen viel schlichteren Grund, als man es hätte erwarten sollen. Ihr Ziel war nicht der Attentäter selbst, sondern sein Gepäck. Und so durchsuchte sie nacheinander den Kleiderschrank und den kleinen schwarzen Rollkoffer, um seine Kleidungsstücke eins nach dem anderen zu katalogisieren. Die hochauflösende Kamera in ihrer Designerbrille verzeichnete ein Hemd nach dem anderen: das blaue, das weiße, das karierte, eine Baseballmütze, einen grauen Hut, vier Hosen und ein paar Schuhe. Das Wechseln von Schuhen gehörte auf der Flucht nicht zu den probaten Mitteln, etwaige Verfolger abzuschütteln, das Wechseln der Kopfbedeckung oder das Ausziehen eines Hemds, um zu einer zweiten Kleidungsschicht zu gelangen, hingegen schon, und sie mussten auf alles vorbereitet sein. Indem Eddy, ihr zweites Gehirn, in einem leer stehenden Apartment auf der anderen Straßenseite das Verschlagworten übernahm, hatte Solveigh binnen weniger Minuten, was sie brauchte. Beim Schließen des Koffers achtete sie peinlich genau darauf, alles exakt so zu hinterlassen, wie sie es vorgefunden hatte, ebenso beim Zurückhängen der Bügel an die offene Kleiderstange. Eddy, der sich die Aufnahmen ihrer Kamera vom Betreten des Raums jederzeit wieder anschauen konnte, korrigierte hier und da eine Kleinigkeit: »Der Bügel ganz links hing leicht schräg, sodass der Mantel die Schubladen berührt«, ermahnte er sie beispielsweise. Als Letztes widmete sich Solveigh einem einfachen, aber effektiven Klassiker im Spionagegeschäft: dem unsichtbaren Schloss. Da die Tür des Zimmers nach innen aufging, kam nur der Boden direkt davor infrage. Solveigh bückte sich und scannte den Teppich. Sie fand das sogenannte unsichtbare Schloss in Form eines abgebrannten Streichhölzchens, das vom Türblatt gefallen sein musste, als sie das Zimmer betreten hatte. Da ihr Eddy in diesem Fall nicht von Nutzen sein würde, testete sie mehrfach mit demselben Schwung, mit dem sie die Tür geöffnet hatte, und legte das Hölzchen schließlich etwa zwanzig Zentimeter vom linken Rand entfernt auf die Tür. »Thermo?«, fragte sie Eddy, von dem sie wissen wollte, ob der Gang auf ihrem Stockwerk leer war. »Negativ«, antwortete ihr Kollege, und so zog sie mit einem letzten Blick zurück ins Zimmer vorsichtig die Tür ins Schloss. Nicht einmal einer der meistgesuchten Auftragsmörder
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