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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Su Turhan
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Reflexionen der Sonnenstrahlen auf dem Wasser und beschossen seine Netzhaut. Er musste sich anstrengen, um weiter nachdenken zu können. Was war mit dem Mann passiert? Wollte er sich mit dem Bierkrug im Brunnen erfrischen, wie er gerade eben? Ist er dabei gefallen und liegen geblieben? Warum aber waren dann die fehlenden Scherben des Kruges nicht im Brunnen? War er womöglich tatsächlich betrunken gewesen? Eine Bierleiche, wie der Kollege mit der Leberkässemmel meinte?

4
    E twa fünfzig Meter entfernt vom Toten erholte sich Jale allmählich. Isabel kramte aus ihrer riesigen Umhängetasche, in der sie alles aufbewahrte, was eine Frau und Polizistin brauchen konnte, Feuchttücher hervor. Jale nahm zwei von den nach Zitrone duftenden Tüchern und wischte sich Hände sowie Mund sauber. Isabel ahnte, dass etwas nicht stimmte, als sie in Jales dankbares, aber ebenso verstörtes Gesicht blickte.
    »Das hat nichts mit der Leiche zu tun, oder?«, fragte sie rundheraus.
    Jale schniefte, um ihre Verwunderung zu überspielen. Dann antwortete sie mit tonloser Stimme: »Ich bin überfällig.«
    »Wie lange schon?«
    »Keine Ahnung, ein paar Tage.«
    Isabel dachte an ihren Ehemann Peter, der sehnsüchtig darauf wartete, Vater zu werden.
    »Du sagst dem Chef nichts, Isabel. Wahrscheinlich ist es falscher Alarm«, stieß die Deutschtürkin eindringlich hervor.
    »Ach was! Natürlich nicht!«, erwiderte sie und erklärte sich Jales unnötige Vorsicht mit ihrer augenscheinlichen Nervosität.
    Die zwei Frauen hingen einen Moment lang ihren Gedanken nach. Isabel war vierunddreißig, knapp zehn Jahre älter als Jale. Beide wussten voneinander, dass ein Kind Teil ihrer Lebensplanung war. Beide waren auch der Auffassung, dass die beruflichen Umstände derzeit dagegen sprachen, Mutter zu werden. Beinahe gleichzeitig blickten sie zu Demirbilek hinüber. Jale war am zweiten Tag bei der Migra seiner Einladung gefolgt, in das ehemalige Zimmer seiner Tochter zu ziehen, bis sie eine bezahlbare Bleibe in München gefunden hatte. Das Schicksal wollte es, dass zur selben Zeit der Sohn ihres Chefs aus Istanbul gekommen war, um für ein Jahr bei ihm zu wohnen und an der Musikakademie zu studieren. Jale und Aydin verliebten sich ineinander. Aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklung hatte Demirbilek ihr angeboten, zu bleiben. Jales unverwüstliches Selbstbewusstsein ließ darüber hinaus die Vermutung reifen, als mögliche Schwiegertochter willkommen zu sein.
    Inzwischen hatte der Kommissar eingesehen, mit seinen Spekulationen nicht weiterzukommen. Der Obduktionsbericht musste die Entscheidung herbeiführen, ob sein Sonderdezernat die Todesumstände aufklären sollte oder nicht. Er sah auf die Uhr. Noch fast vier Stunden bis zum Sonnenuntergang – bis ihn eine Butterbreze und eine Flasche Wasser von seinen Qualen erlösen würde. Wie soll ich das nur schaffen, sorgte er sich und sah zu Jale und Isabel. Während seine Mitarbeiterinnen auf ihn zuschritten, überkam ihn eine seiner spontanen Eingebungen. Eine jener Ideen, die er ausbrütete, wenn er meinte, unausgelastet zu sein.
    »Hier gibt es nichts weiter zu tun«, eröffnete er den beiden, die erstaunt stehen blieben. Schließlich hatte Cengiz noch keine Gelegenheit gehabt, Informationen aus erster Hand von den Kollegen einzuholen.
    »Kann ich …«, setzte sie an und bekam eine von Demirbileks verbalen Attacken zu spüren.
    »Nein, kannst du nicht«, erwiderte der Chef auf eine Art, die der mögliche Schwiegervater niemals zugelassen hätte. Nach der klaren Feststellung wandte er sich an Vierkant. »Keine Überstunden heute. Du und ich machen jetzt Schluss. Nimm den Wagen und fahr nach Hause. Koch mal was Schönes für deinen Mann. Der wird sich sicher freuen.« An Cengiz gerichtet: »Geh die Vermisstenanzeigen durch. Wenn du nichts findest, mach eine Liste mit allen Brauereien, die mit M anfangen. Der Tote hat einen zerbrochenen Steinkrug in der Hand. Schieß am besten ein Foto. Der Krug muss eine Bedeutung haben, egal, ob er ertrunken ist oder Fremdverschulden vorliegt.«
    Dann deutete er mit ausgestrecktem Zeigefinger zum gegenüberliegenden Gebäude – der Münchner Börse. »Da oben hängt mindestens eine Überwachungskamera. Sicher gibt es ein paar mehr in der Umgebung. Geh spazieren und sieh dich um.«
    Cengiz folgte zwar mit den Augen seinem Zeigefinger, aber innerlich rotierte sie.
    Kaum hatte Demirbilek seine Anweisungen gegeben, drehte er sich auf dem Absatz um und
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